Betreuung

Leon Mossmann wird "Tagespapa" in Ilvesheim

Leon Mossmann eröffnet bald eine Kindertagespflege in Ilvesheim. Mit dem "MM" hat er unter anderem darüber gesprochen, ob es für ihn als Mann schwieriger war als für Tagesmütter

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Torsten Gertkemper-Besse
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Die Wohnung ist fertig eingerichtet, Leon Mossmann und seine Löwen sind bereit. Zum 15. August eröffnet er seine Kindertagespflege in Ilvesheim. © Torsten Gertkemper-Besse

„Ja, Sie dürfen mich auch Tagespapa nennen“, sagt Leon Mossmann mit einem Schmunzeln. Der 25-Jährige sitzt am Esstisch seiner Wohnung in Ilvesheim. Ab 15. August wird er in seinem Zuhause Kinder im Alter von einem bis drei Jahren betreuen, „Kindertagespflege in eigenen Räumen“ nennt sich das. „Ich kann es kaum abwarten und freue mich schon riesig auf den ersten Tag“, sagt er. Fünf Plätze bietet er an, wie bei Betreuungseinrichtungen üblich, werden nicht gleich alle fünf Kinder auf einmal kommen. Es gibt eine Eingewöhnungszeit, die je nach Kind variieren kann.

Was hat Mossmann motiviert, eine eigene Kindertagespflege zu eröffnen? „Da gibt es viele Gründe. Einer war, dass ich bei nur fünf Kindern besser auf die Bedürfnisse jedes Einzelnen eingehen kann.“ Wenn man in einer großen Betreuungseinrichtung arbeite, komme das häufig zu kurz. Das sei aufgrund des überall herrschenden Fachkräftemangels ein generelles Problem und nicht nur auf bestimmte Einrichtungen bezogen, betont Mossmann.

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"Löwenstark": Neue Kindertagespflege in Ilvesheim

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Mit der Eigenständigkeit hat er auch ein gewisses Risiko auf sich genommen. „Dabei geht es nicht vorrangig um das Finanzielle, was man auf den ersten Blick vermuten würde“, sagt Mossmann. Vielmehr sei es immer noch ungewöhnlich, dass ein junger Mann Tagespapa werde: „Ich habe mich schon gefragt, wie die Leute reagieren werden.“ Er sei aber auf viel positive Rückmeldung gestoßen. Die Plätze bei seinen „Löwenstarken Kindern“ waren schnell weg. Täglich bekommt er neue Anfragen, die er immer ablehnen muss.

In Ilvesheim zuhause

Eine Sache war entscheidend, dass er sich traute, eine eigene Betreuungseinrichtung zu eröffnen: der Ort. Mossmann ist Ilvesheimer von Kindesbeinen an. „Man kennt mich, hier bin ich aufgewachsen, habe früher Fußball gespielt und bin selbst in den Kindergarten gegangen.“ Woanders eine Kindertagespflege zu eröffnen, das sei für ihn nicht infrage gekommen. „Hier habe ich auch schon einen ganz guten Ruf. In einem anderen Ort wäre man mir als Tagespapa vielleicht doch mit etwas mehr Vorbehalten begegnet.“

Seine Ausbildung begann er 2014 im Ilvesheimer Kindergarten „Rappelkiste“, wo er bis zuletzt arbeitete. Sein Abschied sei mit großem Bedauern aufgenommen worden, zugleich habe er viel Dankbarkeit gespürt: „Das ist es auch, was ich an dem Beruf mag. Man bekommt wirklich viel zurück, das ist nicht nur eine Floskel.“ Besonders bei Kindern berühre ihn das immer wieder. „Sie kommunizieren weniger mit Worten, aber man weiß: Sie sind zu 100 Prozent aufrichtig.“

Und was macht seine Arbeit aus, sieht er bei sich eine eigene Handschrift? „Das ist gar nicht so einfach zu beantworten

Unterschiedliche Formen der Kindertagespflege

In Ilvesheim gibt es laut Internetseite der Gemeinde sechs Einrichtungen für Kindertagespflege, sie sind zu finden unter www.ilvesheim.de/index.php?id=112

Eine Tagesmutter/ ein Tagesvater kann bis zu fünf Kinder in ihrer/seiner Einrichtung aufnehmen.

Wenn man die Kindertagespflege zu zweit betreibt, können es insgesamt bis zu zehn Kinder werden. Die Zahl hängt aber auch von der beruflichen Qualifikation ab.

Es ist üblich, dass Kindertagespflegen sich an Ein- bis Dreijährige richten. Für Kinder im Kindergartenalter sind entsprechende Einrichtungen eher selten.

Es gibt außerdem einen Unterschied zwischen Kindertagespflege in „eigenen Räumen“ (eigene Wohnung oder Haus) und „anderen geeigneten Räumen“.

Bei der Betreuung in „anderen geeigneten Räumen“ gibt es noch mehr Vorgaben, zum Beispiel müssen zusätzliche Stellplätze für Fahrzeuge nachgewiesen werden.

. Aber es gibt schon Dinge, die mir sehr wichtig sind“, sagt Mossmann. Eines davon ist, den Kindern immer zu erklären, warum man etwas tun oder nicht tun darf. Außerdem will Mossmann die Kinder so gut wie möglich einbinden. Bei Kleineren könne das zum Beispiel einfach das Zerkleinern der Salatblätter oder das Pflücken von Erdbeeren sein. Im Garten hat Mossmann dafür eigens ein kleines Beet aufgebaut.

Hilfe beim Umbau bekommen

Beim Umbau hat der 25-Jährige, der früher in der Jugend des SV Sandhausen Fußball gespielt hat, auch Hilfe von seiner Schwiegerfamilie bekommen. Seine Mutter wird in Zukunft das Essen für die Kinder zubereiten. Sie hat bereits viel Erfahrung im Bereich Kindererziehung. Und was sagt Mossmanns Freundin, mit der er gemeinsam in der Wohnung leben wird? „Die freut sich sehr darauf“, sagt er mit einem Strahlen in den Augen. „Sie wird Ergotherapeutin und hat während ihrer Arbeit auch viel mit Kindern zu tun.“

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Bei der Gemeinde ist man dankbar für das Engagement des jungen Erziehers, schafft er doch weitere Betreuungsplätze. Bürgermeister Andreas Metz hat Mossmann vor gut einer Woche einen Besuch abgestattet. „Es ist toll, dass ein junger Mann sich für diesen wichtigen Beruf entschieden hat“, schrieb der Ilvesheimer Rathauschef zu einem Foto mit ihm und Mossmann auf dem sozialen Netzwerk Instagram.

Die Räume sind fertig eingerichtet, die Kuscheltier-Löwen an ihrem Platz. Es kann losgehen. „Ich habe auch schon sehr viele Ideen, was ich mit den Kindern unternehmen kann.“ Es gibt einen roten Faden für die Eingewöhnungsphase und Konzepte. Und Mossmann hat schon zahlreiche Ideen. Dazu zählen auch kleinere Ausflüge. Denn die Natur bedeutet ihm viel.

Mitglied im Angelsportverein

Neben dem Fußball gilt seine große Leidenschaft dem Angeln. Nicht ohne Grund ist er bereits seit vielen Jahren Mitglied im Angelsportverein. Nicht immer fängt er einen Fisch, aber auch dann genießt er die Zeit in der Natur. „Draußen sein ist mein Ding.“ Und genau das will er auch den Kindern weitergeben: „Nur, wenn man mit ihnen früh und viel an die frische Luft geht, finden die Kinder später auch selbst Freude daran, in der Natur zu sein.“

Redaktion Redaktion Neckar-Bergstraße, zuständig für Ilvesheim und Friedrichsfeld

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