Barrierefreiheit

Peter Stahl nimt Arbeit als Behindertenbeauftragter auf

Ab dem 1. August ist Peter Stahl als neuer Beauftragter für Menschen mit Behinderungen offiziell im Amt. Er will sich für ein "Miteinander und Füreinander" einsetzen.

Von 
Katja Geiler
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Peter Stahl (Mitte, graues T-Shirt) mit seiner Bowlingmannschaft bei den Special Olympics in Berlin im vergangenen Juni. © privat

Ludwigshafen. Ab diesem Montag ist das Büro des Beauftragten für Menschen mit Behinderung wieder besetzt. Der Stadtrat wählte einen neuen, nachdem Hans-Joachim Weinmann im November vergangenen Jahres gestorben war. Die Wahl fiel einstimmig aus, der neue Beauftragte heißt Peter Stahl (wir berichteten). Der 67-Jährige ist inzwischen seit neun Jahren Vorsitzender der Behinderten-Sportvereinigung (BSV) Ludwigshafen und hat einen Sohn, der wegen einer Nierenkrankheit auf den Rollstuhl angewiesen ist. Stahl kennt also die Belange der Menschen und die Hürden im Alltag, mit denen sie zu kämpfen haben.

Stahl wurde 1955 in Limburgerhof geboren und begann 1970 in der BASF eine Ausbildung als Laborjungwerker. Ab 1973 arbeitete er Schicht, machte Fortbildungen und war von 1985 bis zu seiner Pensionierung 2018 Schichtmeister. Ganze 48 Jahre arbeitete er in der BASF.

Schon lange wohnt er in Schifferstadt, ist verheiratet und hat zwei erwachsene Söhne. „Vor zehn Jahren kam Johann Benedom von der BSV auf mich zu mit der Frage, ob es möglich sei, eine Bowlinggruppe für behinderte Menschen zu gründen. Er selbst ist Nationaltrainer der blinden und sehbehinderten Keglerinnen und Kegler und wohnt wie ich in Schifferstadt“, berichtet Stahl. „Ich habe damals noch aktiv in einem Verein Bowling gespielt, ab und zu auch gekegelt. Ich sagte: Es geht nur ums Ausprobieren, was wir auch machten. Er nahm mich mit auf die Mitgliederversammlung der BSV. An diesem Tag stellten sich die Weichen zum Behindertensport.“

Es dauerte nicht lange, da wurde Stahl für das Amt des Vorsitzenden der BSV vorgeschlagen und prompt gewählt. „Nach Rücksprache mit meiner Frau nahm ich das Amt an. So ein Amt beansprucht einiges an Engagement und Zeit, da muss der Rückhalt der Familie da sein.“

Viele Erfolge erzielt

Zu dieser Zeit war sein Sohn Tobias schon teilweise auf den Rollstuhl angewiesen, was für Stahl auch ein Grund war, sich in der BSV zu engagieren. Dort startete die Bowling-Gruppe mit geistig und mental behinderten Menschen aus der Maudacher Werkstatt. Schon beim ersten Training lief alles gut. Bald verzeichnete die Gruppe Erfolge bei Landes- und Deutschen Meisterschaften. Im Juni dieses Jahres nahm sie an den Special Olympics in Berlin teil und holte viermal Silber und einmal Bronze. Auch für den Behinderten- und Rehabilitationssport-Verband (BSV) Rheinland-Pfalz ist Stahl aktiv. „Am Wochenende habe ich beim Kids- und Teenie-Sportcamp in Koblenz ausgeholfen.“

Wenn doch auch nur im Alltag alles so erfreulich für die Menschen mit Handicap wäre – Stichwort Barrierefreiheit. Für Stahl eine Großbaustelle. „Ich sehe es allein schon an unserem Sohn. Im ganzen Lebensbereich gibt es Schwellen. Wir bauen ein Haus für ihn um, alles muss verändert werden.“ Das Felix-Bowling-Center hat immerhin seit fünf Jahren einen Plattformlifter für Rollstuhlfahrer. Stahl kennt auch Fußball-Fans im Rollstuhl, die öfters das Carl-Benz-Stadion in Mannheim besuchen. „Das Stadion hat keinen Aufzug. Die Rolli-Fahrer stehen daher am Spielfeldrand und sind jedem Wetter ausgeliefert. Jetzt sind endlich die Diskussionen über Barrierefreiheit angelaufen.“

Hindernis Bürokratie

Als Sozialdezernentin Beate Steeg auf Stahl zukam und ihn fragte, hielt er erneut Rücksprache mit seiner Frau, der Freizeit wegen. Man einigte sich, und Stahl sagte zu. „Ich versuche, so gut wie möglich die Belange der Menschen aufzunehmen und eine Lösung zu finden.“ Stahl kritisiert, dass die Allgemeinheit oft nicht in der Lage sei, die Welt aus Sicht der Behinderten zu sehen. „Was fehlt, ist das Miteinander und Füreinander. Auch die Bürokratie in Deutschland ist ein Hindernis. Die Barrierefreiheit ist auf dem Weg, aber es wird noch viel Arbeit sein.“

Immer mittwochs

Peter Stahl, neuer Beauftragter für Menschen mit Behinderungen, ist ab dem 1. August über die Geschäftsstelle des Beirats für Menschen mit Behinderungen unter Telefon 0621/5 04 36 03 und per E-Mail an Behindertenbeauftragter@ludwigshafen.de erreichbar.

Mittwochs zwischen 9 und 12 Uhr ist er im Stadthaus Nord im Erdgeschoss, Zimmer 12, persönlich anzutreffen. Die Terminvereinbarung sollte nach Möglichkeit im Voraus über die genannten Kontaktdaten erfolgen.

Der barrierefreie Zugang führt über den Innenhof des Stadthauses Nord, der Zugang befindet sich in der Limburgstraße.

Freie Autorin Ich schreibe für alle Mannheimer Stadtteile und für Viernheim

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