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Glasfaser-Ärger – Das kritisieren die Ilvesheimer am Unternehmen Giganetz

Der Glasfaser-Ausbau in Ilvesheim sorgt nicht nur für positive Schlagzeilen. Kunden haben Probleme mit Anschlüssen und bei den Baustellen auf der Straße setzt der Bürgermeister eine konkrete Frist.

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Torsten Gertkemper-Besse
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Glasfaserkabel auf einer Baustelle. Immer wieder gibt es in Ilvesheim Ärger darüber. © picture alliance/dpa

Ilvesheim. In Ilvesheim kommt der Ausbau der Glasfaser-Infrastruktur schneller voran als in anderen Kommunen. Und doch gibt es immer wieder Ärger. Das wurde erneut in der jüngsten Gemeinderatssitzung deutlich, als Vertreter der Deutschen Giganetz den aktuellen Stand der Arbeiten vorstellten. Der „Mannheimer Morgen“ hatte bereits vor einigen Wochen über Kundinnen und Kunden in Ilvesheim berichtet, die mit dem Service des Unternehmens unzufrieden sind.

Hierbei ging es vor allem um die Verlegung der Anschlüsse und Kabel innerhalb des Hauses. Ähnliches wurde bei den Wortmeldungen der Gemeinderätinnen und Gemeinderäte deutlich. Und auch die Verwaltung betonte, dass sie zwar insgesamt zufrieden sei, aber dennoch bestimmte Erwartungen an das Unternehmen habe.

Ilvesheimer Gemeinderäte kritisieren verschiedene Aspekte an den Glasfaser-Arbeiten

„Ich weiß von einigen Haushalten, wo vor dem Haus die Rohre schon im Boden liegen, die Geräte schon geliefert sind, sich aber seit langer Zeit nichts tut“, sagte Bernhard Ries (Freie Wähler). Martin Herkommer von der Deutschen Giganetz betonte, dass zuallererst die Bodenarbeiten abgeschlossen werden, damit alles bereit ist, wenn im Haus die Kabel angeschlossen werden.

„Wichtig ist: Der Kunde zahlt erst, wenn die Daten fließen.“ Hier hakte Günter Tschitschke (Freie Wähler) ein, der von eigenen negativen Erfahrungen berichtete. Bei ihm ging es vor allem um Schwierigkeiten beim Übergang vom alten zum neuen Anbieter. „Manche Kunden haben hier Zeitdruck“, betonte er und erklärte, dass es auch anderen so gehe wie ihm.

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Dominik Dieter (CDU) berichtete, die Bürger hätten ihn auf Beschädigungen aufmerksam gemacht, die die Baufirma auf den privaten Grundstücken hinterlassen hätte. Herkommers Kollege, der für die technischen Fragen zuständig ist, erklärte: „Wir haben ein Ticketsystem für diese Fragen. Und das Ticket, also der Vorgang, wird erst geschlossen, wenn die Baufirma Koban beweist, dass der Schaden behoben ist.“

Auch die Tiefbauarbeiten für Glasfaserkabel in Ilvesheim sorgen für Ärger

Neben den Anschlüssen im Haus sorgten in der Vergangenheit immer wieder die Tiefbauarbeiten für Aufsehen. Provisorisch verschlossene Baugruben oder in den Augen vieler Bürger unzureichend gesicherte Baustellen riefen Kritik hervor. „Auch wenn das Projekt insgesamt eine Erfolgsgeschichte ist, haben wir als Verwaltung mehrmals unser Unverständnis darüber geäußert – gerade über noch offene Querungen von Straßen und Gehwegen“, sagte Bürgermeister Thorsten Walther (SPD). Es sei wichtig, „Verkehrssicherheit herzustellen“. Offene Stellen und unzureichend gesicherte Baubereiche erschwerten auch die Abnahme, so der Rathauschef. Er fordert: Bis Ende Oktober sollen die offenen Querungen geschlossen sein.

In Ilvesheim sind nicht nur die Baustellen ein Problem, auch die Verlegung der Kabel in die Häuser. © Sina Schuldt/dpa

Die beiden anwesenden Vertreter der Deutschen Giganetz erklärten, dass es gerade zum Ende der Bauzeit immer wieder zu Verzögerungen kommen könne. Was die Verlegung der Anschlüsse angehe, scheitere es häufig auch daran, dass man die Kunden nicht erreiche, erklärte Herkommer. Insgesamt sei man in Ilvesheim aber ganz ordentlich durchgekommen – und das bei 40 Städten und Gemeinden, in denen man fast zeitgleich Glasfaserkabel verlegen lasse. In Ilvesheim wurden nach Angaben der Deutschen Giganetz insgesamt mehr als 38 Kilometer Kabel (Trassen und Anschlüsse an die Häuser) verlegt.

Ein Teil der Glasfaser-Arbeiten in Ilvesheim ist fast abgeschlossen

Die Erdarbeiten seien nun fast abgeschlossen, mit den Anschlüssen ins Haus könne es noch etwas länger dauern, auch wenn Leute sich nachträglich noch entscheiden würden, einen Glasfaser-Anschluss zu bestellen, sagte Herkommer. Insgesamt hätten nun mehr als 4700 Wohneinheiten die Möglichkeit, ans Glasfasernetz angeschlossen zu werden. Mehr als 2100 hätten einen Glasfaseranschluss bestellt. Allerdings sei aktuell bei noch weniger als 800 Kunden wirklich Internet auf der Leitung. In einigen dieser Fälle gebe es Probleme mit der Technik, die sich noch über zwei weitere Monate erstrecken könnten.

Ilvesheim ist im Vergleich mit den Umland-Kommunen beim Glasfaser-Ausbau weit vorne. © Michael Reichel/dpa

Ein weiteres Thema in der Gemeinderatssitzung waren die Werbemaßnahmen der Deutschen Giganetz. Bereits in den vergangenen Monaten hatten manche Kollegen aus dem Vertrieb mit teilweise unlauteren Methoden für Ärger gesorgt. Die große Vermarktungsphase, als überall Plakate hingen und viele Personen unterwegs waren, sei vorbei, erklärte Herkommer. Allerdings seien immer noch Vertriebs-Teams in Ilvesheim unterwegs. Das gelte besonders für Mehrfamilienhäuser, wo man erst einmal eine Vereinbarung mit den Eigentümern habe erzielen müssen und jetzt mit den Mietern sprechen könne.

Ilvesheimer Bürgermeister nimmt Glasfaser-Unternehmen bei Verkaufsmethoden in die Pflicht

„Ich bitte Sie vor allem, die Trupps dahinghend zu sensibilisieren, wie sie die Menschen ansprechen“, betonte Walther an die Vertreter der Deutschen Giganetz gewandt: „Sie lösen damit teilweise Ängste aus, weil die Leute denken, ihre Internetverbindung werde abgeschaltet, wenn sie nicht unterschreiben wollen. Die Vorteile der neuen Technologie sind offensichtlich, aber es gibt Internet weiterhin, auch ohne Glasfaser.“

Herkommer betonte, dass die Handelsvertreter regelmäßig geschult würden. „Viele leben von den Provisionen, sie sind darauf angewiesen, dass sie ihre Arbeit gut machen.“ Was er nicht erwähnte: Die Handelsvertreter haben auch den Druck oder sehr starken Anreiz, Verträge abzuschließen, damit sie die Provisionen bekommen.

Redaktion Redaktion Neckar-Bergstraße, zuständig für Ilvesheim und Friedrichsfeld

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