Ilvesheim

Geplantes Ilvesheimer Kombibad wohl ohne Flusswärme

Der Gemeinderat in Ilvesheim hat sich über die Wärme- und Energieversorgung des geplanten Neubaus am Neckar informiert. Klar ist bisher: eine Flusswärmepumpe hätte mit vielen rechtlichen Hürden zu kämpfen

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Torsten Gertkemper-Besse
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So soll das Kombibad in Ilvesheim aussehen. Bis Ende des nächsten Jahres wollen die Planer mit Ausschreibungen beginnen – wenn der Gemeinderat mitzieht. © KPlan

Es war eine richtungsweisende Sitzung für das Kombibad: Am Donnerstagabend hat der Ilvesheimer Gemeinderat über die Frage diskutiert, wie die Einrichtung mit Wärme und Strom versorgt werden soll. Beschlossen wurde nichts, allerdings gab es einige wichtige Fingerzeige. Auch Bürgermeister Thorsten Walther (SPD) betonte, dass man nun mit einem „klaren Auftrag“ die Planungen vorantreiben könne. Zuvor hatten die Planer sowie ein Wissenschaftler eine erste Konzeptstudie für die Wärme- und Energieversorgung vorgelegt. Die Präsentation ist im Ratsinformationssystem der Gemeinde einsehbar.

Das Bad soll nicht mehr - wie ursprünglich geplant - mit Gas geheizt werden. Gründe dafür sind die unsichere Versorgungslage, Auswirkungen auf die Umwelt sowie die immer geringere Wirtschaftlichkeit dieser Energieform. Stattdessen zeichnet sich ab, dass eine Luftwärmepumpe (in Kombination mit einer Pelletheizung) zum Einsatz kommen könnte. Außerdem möchte man eine Solaranlage installieren, welche die Wärmepumpe zeitweise mit Strom versorgt. Immer wieder betonten die Fachleute während der Sitzung, dass die Versorgung durch eine Kombination aus zwei verschiedenen Energieträgern zuverlässiger werde.

„Uns ist klar, dass man bei einem möglichen Ausfall der Wärmepumpe ein Backup braucht“, sagte Peter Riemensperger. Was dieses Backup angehe, sei man hinsichtlich der Energieform aber flexibel. Er betonte, durch den Vortrag der Fachleute sei einiges klarer geworden. Das Thema sei „ohne Zweifel spannend“, erklärte Felix Scheffer für die Grünen-Fraktion. Da er und seine Kollegen das Kombibad aber grundsätzlich ablehnten, sehe man für das Konzept keine Notwendigkeit.

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Ralf Kohl (CDU) erklärte, wie wichtig die Nutzung zweier Energieformen sei: „Wenn wir uns nur auf Pellets festlegen, machen wir uns abhängig.“ Er ging noch auf einen anderen Aspekt ein: die Insellage von Ilvesheim. „Uns würde noch interessieren, wie eine Flusswärmepumpe umsetzbar wäre - und ob es hier Probleme wegen des Naturschutzgebiets geben könnte“, sagte er.

Hohe rechtliche Hürden

Damit griff er einen Punkt auf, den Raphael Lechner in seinem Vortrag bereits gestreift hatte. Der Geschäftsführer des Instituts für Energietechnik (IfE) an der Technischen Hochschule Amberg-Weiden hat gemeinsam mit den Planern des Büros KPlan die Konzeptstudie erarbeitet. In dieser Studie ging es auch um die Potenziale von Flusswärme, da das Kombibad sehr nah am Neckar liegen wird. Lechner bestätigte aber auch Kohls Bedenken: „Da man das Wasser im Bereich des Naturschutzgebiets abzieht, sind die rechtlichen Hürden hoch.“ Und spätestens nach der Debatte im Rat zeigte sich: Eine Flusswärmepumpe als Energielieferant ist unwahrscheinlich. Dies ging auch aus den Äußerungen von Bürgermeister Walther hervor.

Doch das voraussichtliche Aus für die Flusswärmepumpe war nicht die einzige wichtige Erkenntnis des Abends. Während der Sitzung ging es nämlich auch um die Frage, ob nur das Kombibad versorgt wird oder ob man ein Nahwärmenetz errichtet. Das hätte bedeutet, dass das Neckarstadion und die benachbarte Reihenhaussiedlung mit beliefert würden. Dazu wird es aber wahrscheinlich nicht kommen. „Wir sollten das Projekt nicht größer machen, als es ohnehin schon ist“, brachte es Walther auf den Punkt.

Zuvor hatten die Experten zwei Hauptgründe genannt, warum eine Mit-Versorgung der anderen Einrichtung teurer käme. Erstens: Der Energiebedarf ist höher, je mehr sich an das Netz dranhängen. Zweitens: Wenn die zentrale Heizung im Kombibad sitzt, müssen erst Leitungen Richtung Neckarstadion und Reihenhaussiedlung gelegt werden. Das sorgt für Mehrkosten.

Genau das hatte Lechner in seiner Präsentation verständlich dargelegt. Im Vergleich der unterschiedlichen Varianten zeigte sich auch immer wieder eine kleine Schwäche der Luftwärmepumpe. Sie arbeitet deutlich effizienter, wenn die Vorlauftemperatur des Heizwassers nicht zu hoch ist (55 Grad). Das Problem: Im Schwimmbad braucht man aus hygienischen Gründen mindestens 70 Grad.

SPD-Gemeinderat Rolf Sauer (SPD) wollte daher wissen, ob es Möglichkeiten gebe, die Wärmepumpe mit 55 Grad arbeiten zu lassen und mithilfe anderer Energieformen die fehlenden 15 Grad zuzulegen. „Da gibt es durchaus Möglichkeiten“, sagte Lechner - und betonte, dass man die Frage nach der Vorlauftemperatur „unbedingt im Blick haben müsse“, wenn man sich für eine Wärmepumpe entscheide.

Neue Kostenberechnung bis März

Zuvor hatte ein Vertreter des Büros KPlan einen kurzen Einblick in den aktuellen Planungsstand gegeben. „Wir rechnen damit, dass wir im März 2024 eine aktualisierte Kostenberechnung vorlegen können“, sagte er. Diese wird mit Spannung erwartet, die letzte ist schon mehrere Jahre alt - und wurde in den Haushalten lediglich analog zu den Baupreissteigerungen angepasst. Parallel arbeiten die Planer daran, dass man bis Ende des nächsten Jahres mit den Ausschreibungen beginnen kann - natürlich nur, sofern der Gemeinderat mitzieht. Bei den Baupreisen sehe er derzeit gewisse „Beruhigungstendenzen“, sagte der Vertreter von KPlan.

Dennoch wird es spannend. Denn bei den neuen Berechnungen spielen nicht nur die Baukosten eine Rolle, sondern eben auch die neue Wärmeversorgung und die mittlerweile gestiegenen Zinsen. Im Haushalt für 2023 und den Finanzplanungen für die Folgejahre (verabschiedet im März dieses Jahres) sind derzeit knapp 16 Millionen Euro für den Hallenbad- und rund fünf Millionen Euro für den Freibadteil vorgesehen.

Langfassung: mannheimer-morgen.de/ilvesheim

Redaktion Redaktion Neckar-Bergstraße, zuständig für Ilvesheim und Friedrichsfeld

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