Ilvesheim. Mensch und Tier sollen in Ilvesheim künftig gemeinsam bestattet werden können. Einstimmig folgte der Gemeinderat einem Antrag der SPD-Fraktion, auf dem Friedhof Nord Platz für ein solches Bestattungsformat zu schaffen. „Es geht darum, die Diskussion anzustoßen und den Stein ins Rollen zu bringen“, sagte der Fraktionsvorsitzende Rolf Sauer, der den Antrag für die verhinderte Dagmar Klopsch-Güntner vortrug.
Detailfragen vertagt
„Die Bestattungskultur ändert sich laufend, dem wollen wir Rechnung tragen“, sagte Sauer. Wenn ältere Leute alleine lebten, sei ihr letzter Partner häufig ein Tier. Da sei der Wunsch, gemeinsam bestattet zu werden, verständlich. Sauer betonte, dass Details zur gemeinsamen Bestattung später noch geklärt werden könnten - nämlich im Zuge der anstehenden Diskussion um die neue Friedhofssatzung. Mit dieser Ansicht stieß er bei den anderen Gemeinderäten auf ein positives Echo. Denn auch wenn alle grundsätzlich von der Idee angetan sind, gebe es noch zahlreiche Fragen.
„Wir können grundsätzlich zustimmen, haben aber auch noch einige Fragen. Zum Beispiel, was passiert, wenn der Mensch zuerst stirbt“, sagte Peter Riemensperger (Freie Wähler). Ausdrücklich lobte er, dass Dagmar Klopsch-Güntner den Räten zuvor noch eine detailliertere Begründung ihres Antrags zukommen ließ. Darin ging sie auch auf die ethischen Aspekte dieses neuen Bestattungsformats ein.
„Die Arten zu trauern sind so unterschiedlich wie die Menschen selbst“, sagte Sarah Nick-Toma (Grüne). Sie und ihre Fraktion begrüßten den Antrag ebenfalls. Ralf Kohl (CDU) sagte: „Ein Haustier ist ein Familienmitglied, eine würdige letzte Ruhestätte von großer Bedeutung.“ Er betonte: „Es muss klare Vorgaben geben, zum Beispiel dafür, wie viele Tiere gemeinsam mit einer Person beerdigt werden dürfen.“ Ilvesheim gehört mit seiner grundsätzlichen Entscheidung für eine gemeinsame Mensch-Tier-Bestattung zu den Pionieren. Ladenburg hat so etwas bereits ermöglicht, ist aber eine der ersten Kommunen in Deutschland, was auch in überregionalen Medien Beachtung fand. In manchen Bundesländern ist die gemeinsame Bestattung von Mensch und Tier sogar verboten.
Städtebau-Konzept beschlossen
Auf der Tagesordnung der jüngsten Gemeinderatssitzung standen noch zahlreiche andere Themen. So wurde das Integrierte Gemeindeentwicklungskonzept (IGEK) endgültig beschlossen. Das IGEK ist eine Voraussetzung dafür, dass die Gemeinde Fördermittel bekommt. In dem Konzept, das einen ganzheitlichen Ansatz verfolgt, geht es darum, wie sich die Gemeinde in den kommenden Jahren und Jahrzehnten entwickeln soll. Dabei werden unter anderem Themen wie Städtebau, Infrastruktur und Umweltschutz beleuchtet. Ein wichtiger Bestandteil des Konzepts ist die Bürgerbeteiligung. Trotz Corona-Pandemie wurden die Bürgerinnen und Bürger befragt, zum Beispiel bei einer Fragebogen-Aktion, bei einer Radtour oder während der Einwohnerversammlung im vergangenen Herbst.
Hallensanierung kommt voran
Die Arbeiten beginnen zwar erst im Sommer, doch die Vorbereitungen für die Sanierung der Mehrzweckhalle laufen auf Hochtouren. Nun hat der Gemeinderat einstimmig die Elektroarbeiten beauftragt. Das Angebot, das den Zuschlag erhalten hat, liegt mit 930 000 Euro etwas unter dem zuerst kalkulierten Wert von etwas mehr als einer Million Euro.
„Das ist ein guter Start in das Projekt“, sagte Bürgermeister Andreas Metz. Die Sanierung der Mehrzweckhalle beginnt voraussichtlich im Sommer und wird bis Ende 2023 oder Anfang 2024 dauern. Die Gesamtkosten liegen bei 6,6 Millionen Euro, 1,6 davon kommen aus Fördermittel. Teile davon hat die Gemeinde nur bekommen, weil sie das IGEK erstellt hat.
Unterbringung von Flüchtlingen
Wie viel Geld wird der Gemeinde für die Unterbringung von Flüchtlingen erstattet? Auch um diese Frage ging es in der jüngsten Gemeinderatssitzung. Bisher stand in der entsprechenden Satzung ein bestimmter Betrag, den die Gemeinde von Bund oder Land einfordern durfte - ganz unabhängig von den tatsächlichen Kosten, mit denen die Kommune in Vorleistung getreten ist. Dies wurde nun geändert. Nun kann der tatsächliche Betrag in Rechnung gestellt werden, was dafür sorgt, dass die Gemeinde nicht auf gewissen Kosten „sitzen bleibt“.
Die Diskussion um die „Satzung über die Benutzung von Obdachlosen- und Flüchtlingsunterkünften“ (so der vollständige Titel) ist damit aber noch nicht beendet. Weitere Paragrafen werden in kommenden Ausschusssitzungen diskutiert. Unter anderem die Grünen sehen Redebedarf - besonders bei mietrechtlichen Fragen, die möglicherweise im Widerspruch zur Unterbringungspflicht stehen könnten.
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