Tiere

Nach Kritik beim Pfalzfest - Ponykarussells in Ludwigshafen künftig verboten

In Ludwigshafen soll es in Zukunft keine Ponykarussells mehr geben. Darauf haben sich Verwaltung und Stadtrat geeinigt. Dem in die Kritik geratenen Betreiber soll aber eine Alternative geboten werden.

Von 
Julian Eistetter
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Das Ponykarussell beim Ludwigshafener Pfalzfest. In Zukunft wird es dieses Angebot in der Form nicht mehr geben - weder in Ludwigshafen noch in Mannheim. © PETA

Ludwigshafen. Die Tierschutzorganisation PETA brachte den Stein mit ihrer deutlichen Kritik ins Rollen – und dann rollte er plötzlich ganz schnell. In Ludwigshafen sollen künftig keine Ponykarussells mehr betrieben werden – wie noch zuletzt auf dem zehntägigen Pfalzfest vor der Eberthalle. Darauf haben sich die Verwaltung und Stadtratsfraktionen – bis auf die FDP – in der vergangenen Sitzung des Hauptausschusses geeinigt. Pferde litten als Fluchttiere unter einer permanenten Lärmbeschallung durch Musik, Fahrgeschäfte und Besucher auf Festen. Daneben vermittle das stupide Laufen im Kreis kein zeitgemäßes Bild der Ponys als Lebewesen im Sinne des ethischen Tierschutzes, sondern das eines Konsumgutes. So lauteten zwei der Begründungen für die Entscheidung, zu der es gleich drei Anträge von Verwaltung und Fraktionen gab.

Beim Besuch auf dem Pfalzfest habe sich die Stadtspitze sofort gedacht, dass das Ponykarussell „problematisch“ sei, führte Ordnungsdezernent Andreas Schwarz (SPD) für die Verwaltung aus. Eine solch unzeitgemäße Behandlung von Tieren wolle man als Stadt nicht länger unterstützen. „Das richtet sich jedoch nicht gegen den Betreiber. Er behandelt seine Tiere ordentlich“, so Schwarz. Auch das Veterinäramt habe grünes Licht für die Attraktion gegeben. Und zu bedenken sei auch, dass der Betreiber notleidende Tiere aufgenommen habe und an dem Betrieb Existenzen hängen würden. Deshalb schlug die Verwaltung vor, dass der Betreiber ein Konzept für ein Ponyreiten im Wildpark Rheingönheim erarbeiten und als Alternative vorstellen soll.

Größere Reitfläche auf einer Wiese

Ob es dazu kommen wird, ist jedoch fraglich. Denn die Fraktionen sprachen sich mehrheitlich für einen Änderungsantrag der FWG aus. Dieser sieht vor, dass bei künftigen Jahrmärkten statt eines Ponykarussells ein weitläufigeres Ponyreiten durch einen anderen Teil des Ebertparks – etwa auf einer Wiese hinter der Halle – angeboten wird. „So hätte man ein naturnahes Umfeld und könnte dem Tierschutz besser gerecht werden“, sagte Fraktionschef und Tierarzt Rainer Metz.

Mit diesem Vorschlag konnten auch die Grünen im Rat leben, die ebenfalls einen Antrag gestellt hatten, der auf ein Verbot abzielt – allerdings mit einer Übergangsfrist bis Ende 2024. Der Fraktionsvorsitzende Hans-Uwe Daumann wies aber darauf hin, dass es sich bei Ponykarussells grundsätzlich um einen erlaubten Erwerb handele.

Genau das war für den FDP-Fraktionschef Thomas Schell Anlass für deutliche Kritik. „Die Entscheidungen des Stadtrats werden mehr und mehr beliebig. Der Betreiber hat das Recht, sein Gewerbe auszuüben. Er tut nichts Unerlaubtes und behandelt seine Tiere gut. Und nur weil es nicht mehr zeitgemäß ist, soll es jetzt verboten werden? Das gefällt mir nicht“, sagte er. Man sei heute immer schneller bei Verboten, dabei solle man die Menschen lieber selbst entscheiden lassen, ob sie Ponykarussells nutzen wollen oder nicht.

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Das Problem erkannte auch David Guthier (SPD), der wie Schell auf das Grundgesetz verwies. „Wir wollen es deshalb auch nicht untersagen, sondern unter allen Gesichtspunkten des Tierschutzes ermöglichen.“ Man müsse wegkommen von dem Karussell und die umliegenden Flächen nutzen, die zur Genüge vorhanden seien.

Der SPD-Fraktionschef sprach sich daher genauso für den FWG-Antrag aus wie Marion Schneid für die CDU. „Ponykarussells sind nicht gut für die Tiere. Das muss verhindert werden“, sagte sie. Grundsätzlich solle das Angebot für die Kinder aber nicht gestrichen werden. „Viele würden sonst vermutlich nie in Kontakt mit einem Pferd kommen“ – eine Erfahrung, die für die Entwicklung der Jungen und Mädchen wichtig sein könne. Auch Petra Malik (Linke), ebenfalls Tierärztin, stimmte für den Antrag der FWG.

Andere Städte waren schneller

„Für ein kurzes Kindervergnügen werden die sensiblen Tiere als Rondellmaschinen missbraucht. Ponys sind fühlende Lebewesen und keine Maschinen, die man stundenlang im Kreis laufen lässt.“ Mit diesen Worten des Fachreferenten Peter Höffken hatte PETA Mitte Juni die Welle der Kritik an der Attraktion auf dem Pfalzfest ins Rollen gebracht. Wirbelsäulen und Beine der Tiere seien nicht für stundenlanges Im-Kreis-Laufen ausgelegt, und auch die seelischen Belastungen durch den stupiden Rundlauf seien nicht zu unterschätzen.

Nach dem Vorbild der Städte München, Düsseldorf, Mainz, Konstanz, Coburg, Dachau und Zwickau erhoffte sich PETA damals eine Verbotsinitiative im Stadtrat. Es hat nicht lange gedauert, bis die Bitten erhört wurden.

Redaktion Reporter Region, Teamleiter Neckar-Bergstraße und Ausbildungsredakteur

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