Hirschberg. Viele gut gelaunte Menschen, ein buntes Flohmarkt-Angebot und ein seltsam bekanntes Lied im Ohr – so beginnt der Straßenfest-Samstag in den „Heisemer“ Gassen. Warum nur verfolgt einen beim Stöbern der Gedanke an einen kleinen Wikinger? Die Lösung hat der Posaunenchor, dessen Abordnung am Eingang der Straußwirtschaft ein Ständchen gibt. „Das war die Wickie-Suite“, sagt Walter Pfefferle in einer kurzen Pause. Kirchen-Choräle, das Badner Lied und „Über den Wolken“ ergänzen das Repertoire, dessen Klänge sich im weiteren Verlauf mit denen des Fanfarenzugs der Weinstadt Wiesloch mischen.
Die Landsknechte haben in der Raiffeisenstraße Station gemacht und arbeiten sich nun Richtung Mittelgasse vor. Noch ist dort nicht viel los – doch im Gefolge der Landsknechte treffen jetzt alle ein, die bei der offiziellen Eröffnung dabei sein wollen, darunter Gemeinderäte, die Landtagsabgeordneten Fadime Tuncer und Sebastian Cuny sowie Vereinsvertreter und Marktbesucher. Das Wetter ist prächtig, Gemeinderat Werner Volk vermutet, dass die Hirschberger im Vorfeld immer fein aufgegessen und die Gläser geleert haben – es hat funktioniert, auch wenn das nach dem Regen am Vortag anders aussah.
Auch Bürgermeister Ralf Gänshirt freut sich, vergisst nicht, den „fulminanten Auftakt“ am Vorabend zu loben und findet: „Wir haben es auch verdient, es ist wichtig, dass wir wieder zusammenkommen können.“ Liegt doch eine zweijährige Corona-Zwangspause hinter der Festgemeinde, die sehr auf diesen Tag hingefiebert hat. Für den reibungslosen Ablauf ist seit exakt 30 Jahren Walter Scholl zuständig; zum Jubiläum bekommt der Organisator eine 1,5-Literflasche Spätburgunder.
Für den Rathauschef ist es dagegen eine Premiere: Weil das Fest zweimal ausfiel, darf er zum ersten Mal das Straßenfest eröffnen – und auch den traditionellen Fassbieranstich vornehmen. Klappt’s damit auf Anhieb? Viel Zeit zum Spekulieren bleibt nicht, denn der Bürgermeister schnappt sich ohne Umschweife den Hammer, klopft etwa dreieinhalb Mal beherzt drauf, und schon sitzt der Hahn wie angegossen im Fass. Das wurde auf dem Hinweg wohl etwas zu heftig geschüttelt, denn erst mal kommt nur Schaum. Die Herolde überbrücken die Wartezeit auf ein kühles Freigetränk mit viel Dezibel, und allmählich steigt der Bieranteil in den Gläsern, die nun schnell Abnehmer finden. Jetzt wird angestoßen, tiefenentspannt und bester Laune, wie sie fast jeder hat an diesem Vormittag. Auch für die Musikanten gibt es eine Erfrischung, bevor sie elegant und in Formation den Rückweg antreten durch die Gassen.
Gutscheine als Gewinn
Da ist es nicht gar so eng wie in Vor-Pandemiezeiten – fast könnte man sagen: „Früher war mehr Lametta.“ Jedenfalls sind die Flohmarktstände deutlich lockerer verteilt, immer wieder gibt es Lücken. Das Angebot an gebrauchten Schätzchen ist dagegen so reichhaltig wie immer, besonders, was Baby-Ausstattungen und Kleinkinder-Bedarf angeht: In puncto Strampelhöschen bleiben keine Wünsche offen, doch kommen auch Fans von buntem Geschirr, Sommerkleidung oder Antiquitäten auf ihre Kosten. Ein Mann wuchtet eine hölzerne Wanduhr Richtung Auto, anderswo sieht man Kinder mit quietschbunten, frisch erworbenen Spielsachen und seligem Lächeln. Immerhin, die Verkäufer sind länger da als sonst: Wo manchmal schon am späten Vormittag Schluss war, geht es jetzt weiter bis in den Nachmittag. Wer eine kurze Pause braucht, bekommt Omelette oder Franzbrötchen mit Kaffee bei den „Schnatterenten“, die nicht nur mit wunderhübsch gedeckten Tischen, sondern diesmal sogar einer „Uniform“ aufwarten: Eigens fürs Fest tragen sie leuchtend gelbe Schürzen mit aufgenähten Enten-Gesichtern.
Im Hof ist die Wanne mit schwimmenden Entchen aufgebaut, der Beitrag der Frauen zur Kinder-Olympiade. Beim FVL kann man seine Künste im Torwandschießen unter Beweis stellen, der MGV bietet Hammernageln und die Awo Flaschenkegeln an, während beim Dart-Club schon die Zielscheiben bereitstehen. Die „Olympiaden“-Bilanz ist am Ende übrigens ebenfalls fulminant: 102 Teilnehmer werden verzeichnet. „Ein Rekord“, sagt Scholl. Vor drei Jahren waren es schon 72, während sich die Zahl zuvor immer um die 20 bewegte. Diesmal seien sogar die Laufzettel ausgegangen, weiß er: „Die Kinder hatten ihre Stempel teilweise auf Bedienungsblöcken.“ Preise bekommen sie aber alle: Je nach Ergebnis sind das Vergnügungspark-Gutscheine zwischen 2,50 und 7,50 Euro.
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