Heidelberg. Ob ein verdächtiges Päckchen von Oma aus den USA oder ein großer Lkw mit Waren für Fernost: „Im Breitspiel 13“ lautet die neue Adresse für Zollangelegenheiten. Empfänger von Sendungen mit einfuhrbeschränktem Inhalt können sie sich ebenso merken wie Unternehmen des internationalen Handels. Das Heidelberger Zollamt ist ins Gewerbegebiet Rohrbach-Süd umgezogen.
Unter der gleichen Adresse arbeiten die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Finanzkontrolle Schwarzarbeit. Jetzt haben beide Dienststellen den neuen Gebäudekomplex mit rund 80 Gästen in Betrieb genommen.
Tiefgarage nicht benutzbar
Es sei ein sehr langer und beschwerlicher Weg gewesen, blickt Ulrike Berg-Haas, Leiterin des Hauptzollamts Karlsruhe, zurück. Zehn Jahre lang hatte man nach einer passenden neuen Immobilie gesucht. 2012 war der Heidelberger Zoll, nachdem er seine Adresse in der Güteramtsstraße abgegeben hatte, in die Kurfürstenanlage umgezogen. Doch diese Räume waren einfach zu klein geworden.
Aufgaben des Zolls
- Ob Bekämpfung von Zigaretten- oder Waffenschmuggel, Zollabwicklung oder Fahndung im Bereich illegaler Beschäftigung: Das Hauptzollamt Karlsruhe hat neben der Zollerhebung sehr unterschiedliche Aufgaben.
- Das Hauptzollamt Karlsruhe hat mehr als 900 Mitarbeiter. 24,2 Millionen Euro Sozialversicherungsschaden wurden 2022 ermittelt.
- Zum Bezirk Karlsruhe gehören sechs Zollämter.
- Abgabenordnung, Zölle, Verbrauchsteuern, Marktordnungsrecht, Außenwirtschaftsrecht, Warenursprung und Präferenzen, Rechtsbehelfe, Zahlungsaufschub sowie Bargeldkontrollen und Geldwäsche sind weitere Beispiele aus dem Aufgabengebiet.
- Bilanz des Hauptzollamts Karlsruhe: Mehr als 7,9 Milliarden Euro Steuern und Zöllen wurden 2022 eingenommen. Bundesweit hatten die Hauptzollämter 163 Milliarden Euro eingenommen.
Und noch ein Problem gab es, wie Heiner Heller, Leiter der Finanzkontrolle Schwarzarbeit, erklärte: Die Tiefgarage stand nach einem Eigentümerwechsel des Gebäudes nicht mehr zur Verfügung: Der neue Eigentümer machte Baumängel geltend, dem Zoll und den Schwarzarbeit-Fahndern fehlten Möglichkeiten, die Dienstautos abzustellen.
Exotische Tiere und ein Regenstab
Melanie Sehm, Leiterin des Zollamts Heidelberg, zeigte bei einem Rundgang die Räume und Funktionen. Zwar sind an diesem Tag im Postraum kaum Pakete in den Regalen, bei denen „Nachfragebedarf“ bei den Empfängern besteht. Es habe in diesem ersten halben Jahr aber schon mehr Pakete gegeben als im gesamten Vorjahr.
Wer darauf wartet, bei einem Zollmitarbeiter vorsprechen zu können, kann sich den Inhalt einer Vitrine ansehen. Dort sind Gegenstände zu sehen, deren Einfuhr verboten oder eingeschränkt ist. Neben exotischen Tieren fallen auch Gegenstände wie jener „Regenstab“ darunter: Die Stacheln einer bestimmten Kaktusart sind nach innen geschlagen, das Natur-Rohr mit Reis gefüllt. Es rieselt und erzeugt ein Regengeräusch.
Wer Probleme bei der Einreise nach einem Urlaub vermeiden will, sollte sich vorab erkundigen, welche Mitbringsel nicht erlaubt sind. Die Experten vom Zoll halten unter anderem im Internet, aber auch in dieser neuen Dienststelle Infos und Broschüren bereit. Seit fast zehn Jahren ist der Zoll auch für die Kraftfahrzeugsteuer zuständig.
Zahl der Verfahren steigt
„Gerüstschüttler“ habe man sie scherzhaft genannt – weil sie vor allem auf Baustellen unterwegs waren, erinnert sich Heller, der vor rund 30 Jahren als einer von zwei Steuerfahndern seinen Dienst aufnahm. Inzwischen sind es 60 Kollegen. Die Zahl der Verfahren steige kontinuierlich.
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Melanie Sehm ist stolz, dass die Dienststelle nur zwei Tage wegen des Umzugs geschlossen war – die Kolleginnen und Kollegen hätten emsig Kisten gepackt und großartig den Umzug gemeinsam gestemmt.
Der Zoll, einst eine Männerdomäne, hat inzwischen nicht nur Chefinnen, sondern auch viele Kolleginnen – auch wenn das Ziel, die Hälfte der gesamten Belegschaft mit Frauen zu besetzen, noch nicht erreicht sei, sieht die Gleichstellungsbeauftragte noch „Luft“ nach oben.
Zoll Mannheim kommt auch dran
Nach und nach, betont Berg-Haas, soll die Belegschaft in allen Dienststellen moderne und ausreichend große Arbeitsräume bekommen. Auch Ludwigshafen und Mannheim. Doch wie auch in Heidelberg erlebt, erweise es sich als sehr schwierig, Immobilien zu finden. Der Mannheimer Zoll ist im Hafen untergebracht – mit viel Platz für abzufertigende Transporter. Mit der Bundesanstalt für Immobilienaufgaben suche man intensiv nach passenden Gebäuden.
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