Drogen und Gewalt

Wie Heidelberg Gewalt und Drogen aus der Kurfürsten-Anlage verbannen will

Seit Monaten beklagen sich Anwohner über Drogenverkauf und Gewalt auf den Grünflächen an der Kurfürsten-Anlage in Heidelberg. Nun möchten Stadt und Polizei unter anderem mit einem Verbot von Messern dagegenhalten

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Michaela Roßner
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Die Kurfürsten-Anlage in Heidelberg. © Philipp Rothe

Heidelberg. Viele Heidelberger meiden diese Grünflächen an der Kurfürsten-Anlage. Pöbeleien sind hier noch das geringste Problem. Regelmäßig gibt es auch gewalttätige Auseinandersetzungen. Auch für die Polizei ist der Bereich zwischen Römerkreis und Hauptbahnhof ein „gefährlicher Ort“ - so werden Bereiche klassifiziert, in denen bestimmte Deliktzahlen erfasst werden. Obdachlose treffen hier auf Drogenabhängige. Und seit der Shuttle-Bus aus Patrick-Henry-Village um die Ecke hält, kommen noch regelmäßig Gruppen von jungen Männern dazu, denen einfach langweilig ist - und die leicht Opfer von Kriminellen werden. Stadt und Polizei wollen die Grünflächen noch stärker in den Blick nehmen. Das betonten Bürgermeisterin Martina Pfister und der Leiter des Polizeireviers Heidelberg-Mitte, Uwe Schrötel, am Dienstag bei einer Pressekonferenz.

Voraussichtlich ab Ende Juli Waffenverbotszone an der Kurfürstenanalge

Voraussichtlich Ende Juli soll eine Waffen- und Messerverbotszone eingerichtet werden. Dann brauchen die Ordnungskräfte keinen Vorfall mehr, um auch Messer mit kürzerer Klinge, Schlagringe oder Tier-Abwehrspray einzuziehen. Straftaten im öffentlichen Raum nahmen 2023 im gesamten Zuständigkeitsbereich des Polizeipräsidiums Mannheim zu.

Pressekonferenz im Rathaus (v.l.): Bürgermeisterin Martina Pfister und Uwe Schrötel, Leiter des Polizeireviers Heidelberg-Mitte. © miro

In Heidelberg erhöhten sich indes die Straftaten sogar um 18,9 Prozent - auch wegen der Situation im Stadtteil Bergheim. Messerdelikte im öffentlichen Raum stiegen präsidiumsweit um 18,2 Prozent an. Der stärkste Zuwachs zeigte sich bei der Gruppe der tatverdächtigen Jugendlichen mit einem Plus von 58,3 Prozent.

„Wir werden nicht der Seniorin das Küchenmesser wegnehmen, wenn sie sich gerade einen Apfel schält“, verweist auch Pfister darauf, dass Stadt und Polizei die Akteure in den Parks dort sehr genau kennen.

"Mikrokosmos" - an der Kurfürsten-Anlage werden alle möglichen Drogen gehandelt

Ob Amphetamin, Cannabis oder Kokain: Alle „gängigen“ Formen von Drogen würden hier gehandelt, bestätigt Schrötel, und spricht von einem „Mikrokosmos“. Regelmäßig bekommen er und seine Kollegen Hinweise, zumeist anonym. „Wir gehen allen Hinweisen nach“, betont der Revierleiter.

Kurfürsten-Anlage Viel Energie erforderlich

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„Zwischen 300 und 400 Mal“ seien Streifenwagenbesatzungen in den ersten sechs Monaten bereits zu den Grünflächen zwischen Kurfürsten-Anlage und Belfortstraße geeilt. Vor Ort gehe es in weniger als hundert Fällen wirklich um Straftaten. Denn bei medizinischen Notfällen sind die Beamten zum Schutz der Rettungskräfte immer erst einmal mit vor Ort.

Wir werden nicht der Seniorin das Küchenmesser wegnehmen, wenn sie sich gerade einen Apfel schält.
Martina Pfister Bürgermeisterin Heidelberg

Dass die Beamten sich hier bestens auskennen, zeigt auch eine weitere Zahl: 280 Kontrollen hat es schon im ersten Halbjahr gegeben. Im gesamten 2023 waren es in zwölf Monaten hingegen 159 Kontrollen gewesen. „Die Situation ist komplex und volatil - und zeitlich unterschiedlich“, fasst Bürgermeisterin Pfister zusammen: „Es gibt keine einfache Lösung.“ Deshalb wolle man gleich ein Bündel an Maßnahmen zusätzlich schnüren. So ist auch an eine weitere Haltestelle Richtung Innenstadt für den Shuttle-Bus aus dem Ankunftszentrum für Geflüchtete in Patrick-Henry-Village (PHV) vorgesehen. Aktuell bilden sich dicke Menschentrauben an der Haltestelle vor dem Tipico-Wettbüro.

Sicherheitsschleuse vor dem Wettbüro zeigt Wirkung

„Die jungen Männer stehen dort wegen des W-Lans“, erklärt Pfister. Weil sie früher ins Gebäude hinein mussten, um Empfang zu haben, seien sie dort leicht Kriminellen in die Hände gefallen. Das sei inzwischen nicht mehr so, denn eine Sicherheitsschleuse habe Wirkung gezeigt. Eine Einkaufsmöglichkeit in PHV selbst sowie mehr Freizeitgestaltungsangebote dort für die Geflüchteten, die häufig vor allem aus Langeweile im Park blieben, sollen zusätzlich die Situation entschärfen. Und der Wettbüro-Betreiber hat eine Videoüberwachung installiert und übergibt bei Straftaten das Bildmaterial an die Polizei. Von einer Videoüberwachung der Grünflächen hingegen versprechen sich Stadt und Polizei nicht viel. Und eines muss ohnehin berücksichtigt werden: „Eine Verlagerung der Probleme an andere Orte hilft uns nicht.“

Redaktion Redakteurin Metropolregion/Heidelberg

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