Ortsbegehung

Weltweite Krisen verzögern Europaplatzprojekt in Heidelberg

Verschiedene Krisen verzögern den Bau von Heidelbergs neuem Aushängeschild, dem Europaplatz. Bei der Ortsbegehung präsentierten Bürgermeister Odszuck und Geschäftsführer Dreesbeimdiek die Fortschritte und beruhigten Zweifel

Von 
Jasper Rothfels
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Ein Steg führt bald in das Gebäude rechts. Vor Ort: Walter Durst (v.l.), Kai Dreesbeimdiek, Kerstin Maixner, Jürgen Odszuck, Marcus Kusche und Stefan Ziemer. © Philipp Rothe

Heidelberg. Beim Bau von Heidelbergs neuem Aushängeschild – dem Europaplatz mit seinen Gebäuden samt Verbindungssteg zum Hauptbahnhof im Norden – gibt es erneut Verzögerungen. Die Fertigstellung wesentlicher Teile scheint aber in greifbare Nähe zu rücken. Das gilt zum Beispiel für den etwa 16 Meter langen Steg. Er soll den Querbahnsteig des Bahnhofs mit dem erhöht gelegenen Europaplatz verbinden und so einen direkten und barrierefreien Übergang von Bergheim in die Bahnstadt schaffen, wo auch das Congress Center ist.

Bei einer Ortsbegehung am Mittwoch wiesen der Erste Bürgermeister Jürgen Odszuck (CDU) und Kai Dreesbeimdiek, Geschäftsführer des Bauherrn – der Gustav Zech Stiftung Management GmbH – auf Vorarbeiten an der Lücke zwischen Querbahnsteig und Europaplatz hin. Dort würden im vierten Quartal die Teile des Stegs per Kran eingesetzt, so Dreesbeimdiek. Begehbar werde er voraussichtlich im Frühjahr 2023 sein, sagte Odszuck.

Vor einem Jahr war erwogen worden, dass der Steg bis September dieses Jahres fertig ist. Davor hieß es, er werde voraussichtlich im zweiten Quartal dieses Jahres begehbar sein, kurz nach der Fertigstellung der ersten Gebäude auf dem Platz. Diese - zwei Büro- und Geschäftshäuser - sollen nun im ersten Quartal 2023 fertig werden, wie Dreesbeimdiek sagte. Die übrigen Gebäude folgten im zweiten Vierteljahr. Der Europaplatz selbst, auf dem fünf Gebäude stehen, soll dann im Lauf des Jahres begehbar gemacht werden. Die sogenannte Stadtloggia - ein Säulengang entlang der Bauten - werde zuerst einen Bodenbelag erhalten, damit man den Querbahnsteig erreichen könne. Das Europaplatzprojekt ist der größte „Brocken“ beim Bahnstadt-Bau. Für 300 Millionen Euro soll ein „Mix“ aus Wohnen und Arbeiten, Geschäften, Gastronomie und Büroräumen entstehen, zudem wird ein 13-stöckiges Hotel gebaut.

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"Eigentlich sehr zufrieden"

Als Gründe für die Verzögerung nannte Dreesbeimdiek die „verschiedenen Krisen“ jüngster Zeit, von Corona über Wirtschaftsbeziehungen und Lieferketten bis zur Blockade des Suezkanals durch ein Containerschiff. „Wir wollten früher fertig sein, das ist richtig“, sagte er. Aber in Anbetracht der Umstände sei man „eigentlich sehr zufrieden“. Da, wo der Steg auf Seiten des Europaplatzes in die Arkaden einmünden wird, schritten die Arbeiten voran. Die Einmündung erhalte eine abgehängte Decke mit Beleuchtung, „das nennt sich Himmel“. Herabhängende Kabel zeigten an, dass hier Elektroarbeiten ausgeführt würden - ein gutes Zeichen dafür, dass der Bereich „bald geschlossen wird“. Unterhalb der Öffnung der Arkaden wurden „Auflagerflächen“ geschaffen, auf denen das Steg-„Fertigteil“ ruhen soll. Auf Bahnhofsseite signalisieren aus dem Boden ragende Stahlstangen, dass Stützen für den Steg gebaut werden, der die Stadt alles in allem 380 000 Euro kostet.

Zu Befürchtungen, das Europaplatz-Projekt falle teilweise zu groß aus, sagte Odszuck: „Architektur muss man beurteilen, wenn sie fertig ist.“ Die Baumasse füge sich aus seiner Sicht „sehr selbstverständlich ein“, auch wenn sie mit den Gerüsten noch etwas „rough“ wirke. Es entstehe „ein Stück Stadt“, das sei eine starke, eine positive Veränderung. Zuvor habe die Gegend wie eine Industriebrache gewirkt. Jetzt sehe man: „Die Stadt kriegt einen Rhythmus, die Stadt kriegt Halt, sie kriegt auch eine räumliche Fassung an der Stelle. Ich würde sagen, das ist ein großer Gewinn.“

Den Steg, den später täglich schätzungsweise Tausende nutzen werden, würdigte er als „ein ganz wichtiges Vorhaben“, auch weil damit eine Brücke zwischen dem Europaplatz und dem Willy-Brandt-Platz, dem Bahnhofsvorplatz geschlagen werde. Inzwischen liege auch das „finale Vertragswerk mit der Bahn“ vor. Erst wenn Oberbürgermeister Eckart Würzner (parteilos) es unterschrieben habe, seien „wirklich die Voraussetzungen geschaffen, dass wir hier den Anschluss machen“. Vorgesehen ist unter anderem, dass der Querbahnsteig zum Steg hin eine automatische Tür erhält. Die Bahn überlasse dies der Stadt, so Odszuck. Auch eine jährliche Beteiligung an den Kosten für den Unterhalt der neuen Anlage sowie am Mehraufwand für die Reinigung der Querbahnsteighalle und der Instandhaltung ist demnach angesagt. „Wir sollen 25 000 Euro jedes Jahr bezahlen, das finde ich schon ganz schön happig.“ Allerdings sei die Bahn der Stadt in den Verhandlungen entgegengekommen. Eine Bahnsprecherin sagte, es handele sich um Vereinbarungen, die man mit der Stadt getroffen habe und nicht weiter kommentiere.

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