Heidelberg

Weihnachtsmann kämpft auf Neckar gegen Wellen und eisigen Wind

Der paddelnder Tross aus Weihnachtsmann, Rentieren und Engeln muss seine Fahrt auf dem Neckar verkürzen - versprüht aber trotzdem einen feierlichen Zauber in Heidelberg

Von 
Tanja Capuana
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Etwas weniger weit als sonst reiste der Weihnachtsmann mit Hund Henry. © cap

Die Luft am vierten Adventssonntag ist kristallklar, aber eisig. Eigentlich das perfekte Wetter, um daheim eine Tasse heißen Tee mit Plätzchen zu genießen oder sich auf dem Weihnachtsmarkt mit einem Glühwein aufzuwärmen. Doch nicht alle flüchten ins Warme. Schließlich gibt es auf dem Neckar ein ganz besonderes Spektakel zu sehen. Dort schippert der Weihnachtsmann mit seinem Hund Sir Henry seelenruhig über den Fluss. Gezogen wird der schwimmende Schlitten von vier eifrigen Rentieren, die sich mit ihrem Stand-up-Paddel fortbewegen. Und auch eine Handvoll Engel, Wichtel und Weihnachtsbäume frönen sich dem Wassersport und versprühen einen feierlichen Zauber, der die Herzen ganz schnell erwärmt. Große und kleine Zuschauer winken und rufen ihnen zu.

Schwimmende Weihnachtsboten: Am Ziel kurz vor dem Wasserspielplatz begrüßten Zuschauer die kälteresistenten Sportler nach der Rückfahrt. © Philipp Rothe

Hinter der Aktion steckt Thorsten Storck, der mit Familienmitgliedern und Freunden eine Truppe auf die Beine gestellt hat, die weihnachtliche Stimmung in Heidelberg verbreiten möchte. Unterstützt wird die Aktion unter anderem auch von der Stadt sowie von der Wasserschutzpolizei. Bereits zum siebten Mal sorgen sie für in der Adventszeit für Furore. Storck ist regelmäßig mit seinen Stand-up-Paddle in Heidelberg unterwegs. Durch den Sport käme man schnell mit anderen Menschen ins Gespräch, erzählt er. Als Weihnachtsmann verkleidet, mit rotweißem Anzug, Mütze und weißem Rauschebart zieht er noch mehr Blicke auf sich. „Die Leute reagieren sehr offen und positiv darauf.“ Zudem sei er froh, über seine enthusiastischen Gruppenmitglieder.

„Seid Ihr brav gewesen?“

An diesem Sonntag geht es zunächst von der Anlegestelle auf der Neckarwiese los. Nicht alles verläuft nach Plan, denn der starke Wind und die Wellen sind eine echte Herausforderung für die Gruppe. Engel Gudrun landet kurz nach dem Start im Wasser und fällt für die weitere Fahrt aus. Doch sie nimmt es mit Humor. „Der Trockenanzug hat heute Premiere gehabt“, sagt sie und lacht.

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Die Gruppe benötigt etwa eine Dreiviertelstunde um bis zum Zwischenstopp der Alten Brücke zu kommen, sagt Storck. Eine Strecke, die man ohne Wind in rund 15 Minuten schaffe. Doch bis zur Alten Brücke sei man dieses Mal nicht gefahren, sondern vorher wieder in Richtung Neckarwiese umgekehrt. Dort wird der Weihnachtsmann und sein Gefolge auch schon mit großem Hallo empfangen. Rund 20 Kinder nähern sich dem Zaun, wo die Gruppe pausiert. „Seid Ihr brav gewesen?“, will Storck alias Weihnachtsmann wissen. „Ja“, schallt es ihm entgegen. Er fragt die Kleinen nach ihren Namen und was sie sich zu Weihnachten wünschen. Geschenke verteilt er nicht. „Es geht nicht um etwas Materielles, sondern um die Begegnung mit den Menschen“, erklärt er.

Engel sammeln Müll auf

Anne Hagemann ist mit ihrer Tochter Lea vom Spielplatz der Neckarwiese zum Weihnachtsmann gelaufen. „Es war toll“, sagt die Zweijährige. „Der Weihnachtsmann hat gewunken und ,Hohoho’ gesagt“, erzählt ihre Mutter. „Und Lea hat gesagt, dass, sie bis Weihnachten ganz brav sein will“, fügt die Heidelbergerin mit verschmitztem Lächeln hinzu. Positiv fand die Mutter auch, dass die Engel nach der Veranstaltung Müll aufgesammelt haben. Auch Katrin ist gekommen. Eigentlich hätte sie selbst teilgenommen, schaut aber dieses Mal nur mit ihrer Tochter zu. Die einjährige Victoria beobachtet das Spektakel mit großen Augen aus dem Kinderwagen heraus. Katrin ist begeistert. Und trotz der eisigen Temperaturen seinen viele Kinder dagewesen. Nicht nur die Kleinsten finden den Weihnachtsmann auf dem Wasser toll. Heinz Hartmann ist mit Freunden zum Zuschauen angekommen. Der Kirchheimer ist zum ersten Mal dabei. „Ich habe gestern davon erfahren“, erzählt der 61-Jährige. „Es hat mir sehr gut gefallen.“

Warme Unterwäsche

Auch Michael Kuny ist als Wichtel in einem grünen Anzug zum ersten Mal dabei. Trotz des Windes hat es ihm Spaß gemacht. Er hat sich warm angezogen: mit Trockenanzug, warmen Socken, Thermounterwäsche. Für ihn bedeutet Stand-up-Paddling vor allem Entspannung und eine Auszeit vom Alltag. „Es ist wie Urlaub“, schwärmt er. In den Rentierkostümen stecken die drei Söhne von Thorsten Storck, die bereits zum fünften Mal mit von der Partie sind. „Die Familientradition sollte weiter gepflegt werden“, sagt der 33-jährige Florian Storck. Jonathan schätzt es, dass die Familie kurz vor Weihnachten zusammenkommt. „Und man macht es, damit die Kinder sich freuen.“ Leonhardt nickt zustimmend.

Zwar seien weniger Leute gekommen als sonst, doch Thorsten Storck glaubt, dass dies dem Wetter geschuldet ist. Der Organisator ist trotzdem zufrieden. „Man ist nie zu alt für eine glückliche Kindheit.“

Freie Autorin Kulturredaktion, Lokalredaktion, Wochenende. Schwerpunkte: Bunte Themen, Reisereportagen, Interviews, Musik (von elektronischer Tanzmusik bis Pop), Comedy und Musicals

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