Leiter geht in Ruhestand

Was macht die Apotheke der Uniklinik Heidelberg besonders?

Die Apotheke des Uniklinikums Heidelberg ist ein Vorreiter in der Medikamentenherstellung für klinische Studien. Ihr Chef Torsten Hoppe-Tichy geht jetzt in Ruhestand.

Von 
Bernhard Zinke
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Sieht aus wie in einem Hochsicherheitslabor – und ist es letztlich auch: die Apotheke des Uniklinikums Heidelberg. © Universitätsklinikum Heidelberg.

Heidelberg. Die Apotheke des Uniklinikums Heidelberg (UKHD) ist eine ganz besondere Einrichtung. Sie leistet weitaus mehr, als die Kliniken mit den nötigen Medikamenten zu versorgen. Mittlerweile sind Forschungseinrichtungen aus der ganzen Welt Kunde in Heidelberg, weil hier Medikamente für klinische Studien passgenau hergestellt werden. Zu verantworten hat diese rasante Entwicklung Torsten Hoppe-Tichy.

32 Jahre lang leitete der promovierte Pharmazeut die Geschicke der Apotheke. Jetzt ist der Hoppe-Tichy in den Ruhestand verabschiedet worden. „In dieser Zeit hat sich die Klinikumsapotheke zu einer universitären Einrichtung gemausert, die nicht nur für die Arzneimittelversorgung zuständig ist, sondern deren 160 Mitarbeitende auch vielfältig in der Krankenversorgung, Forschung und Lehre aktiv sind. Damit ist sie eine der größten und innovativsten Einrichtungen ihrer Art in Deutschland“, würdigt Jürgen Debus, Leitender Ärztlicher Direktor des UKHD, Hoppe-Tichys Leistung. Die Apothekerinnen und Apotheker seien eine feste Größe im Klinikalltag – ob bei der Medikationsplanung, Beratung von Patientinnen und Patienten oder der gemeinsamen Visite.

Apotheke der Uniklinik Heidelberg: Anbau mit zusätzlichen 1.700 Quadratmetern

Als Hoppe-Tichy 1993 aus Ulm nach Heidelberg wechselte, kümmerten sich die damals 35 Mitarbeitenden ausschließlich um die Versorgung der Kliniken mit Arzneimitteln. „Aber das Wichtigste war: Es gab die Bereitschaft zu modernisieren und sich mehr in den Klinikbetrieb einzubringen. Das Team hat super mitgezogen“, erinnert er sich. Zunächst habe der neue Chefapotheker ein Qualitätsmanagement eingeführt, sämtliche Prozesse wurden modernisiert und deutlich stärker auf die Bedürfnisse der Ärztinnen, Ärzte und Pflegenden in den Kliniken ausgerichtet.

Dr. Torsten Hoppe-Tichy © Universitätsklinikum Heidelberg.

2006 wurde die Uni-Apotheke zum Herstellbetrieb nach Industriestandard akkreditiert. Bis dahin war der normale Apothekenbetrieb bereits anspruchsvoll: Die Pharmazeuten stellten Zytostatika für die Krebstherapie, individuelle Ernährungslösungen für Frühgeborene und sterile Infusionslösungen her. Mit der neuen Qualifikation durfte die Einrichtung nun auch Prüfpräparate für klinische Studien herstellen, die anderweitig nicht erhältlich waren.

Weil die Nachfrage stetig wuchs, mussten zusätzliche Reinraumflächen geschaffen werden: Auch mit Hilfe von Landesgeldern bekam die Apotheke 2022 einen Anbau mit zusätzlichen 1.700 Quadratmetern. „Die Qualität der dort hergestellten Produkte ist nicht nur am Medizincampus Heidelberg ein Begriff, auch Forschende aus dem Ausland, sogar aus Australien, bestellen bei uns Arzneimittel für klinische Studien“, betont der scheidende Chefapotheker.

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1996 schickte Hoppe-Tichy erstmals Apothekerinnen und Apotheker auf die Stationen. „Viele Ärztinnen und Ärzten kannten das bereits von ihren Auslandaufenthalten, der Bedarf war da und der Klinikumsvorstand unterstützte den Plan“, erinnert sich der Chefapotheker. Inzwischen begleiten Apothekerinnen und Apotheker zum Teil täglich Visiten und sind auch Anlaufstelle für Patientinnen und Patienten vor der OP.

Ein Herzensprojekt ist ihm jedoch bisher zu kurz gekommen: der Medikamentendruck. Drei Drucker stehen bereit, Ideen und Bedarfe gibt es viele: Zum Beispiel könnte man Medikamente, die betagte Patienten in der Regel täglich einnehmen müssen, auf ein esspapier-ähnliches Plättchen drucken. Oder man könnte Arzneimittel in der Kinderkrebstherapie in eine süße Geleekapsel verpacken, sodass sie ähnlich aussehen und schmecken wie Gummibärchen. Dazu müsse man jedoch prüfen, was mit den Wirkstoffen beim Druck passiere: Bleiben sie stabil oder zersetzen sie sich? Welche Kombinationen funktionieren? Dieses Projekt will der Pharmazeut noch bis Ende dieses Jahres auf den Weg bringen.

Nachfolger von Hoppe-Tichy als Chefapotheker ist sein langjähriger Kollege Tilman Schöning.

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