Heidelberg. "Raddampfer“ und „Ruderboot“ haben eine Mission: Diese Übungen sollen Kindern die Angst vor dem Nass nehmen und Vertrauen aufbauen - damit die Mächen und Jungen schon vor dem Schulbesuch „wasserfest“ werden. Der SV Nikar hat mit seinem Projekt „Heidelberger Wasserkids“ in der ersten Saison schon mehr als 100 angehenden Erstklässlern aus sieben Kindertagesstätten in der Stadt beigebracht, wie sie sich sicher im Wasser bewegen können. Nun können sich weitere Kitas bewerben, im Herbst sollen neue Kurse starten.
"Schwimmen ist lebensnotwendige Fähigkeit"
In diesen wöchentlichen Schwimmstunden - meist insgesamt 15 - gehe es vor allem darum, die Kinder an das Element Wasser zu gewöhnen und erste Schwimmerfahrungen zu machen, erklärt Projektleiterin Luise Vieweg. Sie ist eine erfahrene Trainerin und beim SV Nikar auch für Nikar4Kids zuständig. Die eigentliche Schwimmtechnik ist dabei erst einmal gar nicht so wichtig - das kann später noch kommen. Das „Schweben“ im Wasser vermittelt die vertrauensvolle Erfahrung, dass das Element den Körper trägt. Dass Kinder früh schwimmen lernen, ist auch ein Anliegen der Franziska von Almsick Stiftung.
Dank ihrer Unterstützung haben im vergangenen Jahr in Heidelberg 75 Prozent der Nichtschwimmer in Grundschulen Schwimmen gelernt. Für Gert Bartmann, Leiter des Amts für Sport und Gesundheitsförderung, ist „Schwimmen eine lebensnotwendige Fähigkeit“ und gehört damit zu einer elementaren Ausbildung. Doch in der Schule findet immer seltener Schwimmunterricht statt, geschlossene Bäder und Personalmangel sind Gründe dafür. Auch Schwimmkurse sind überall im Land überlaufen, es gibt lange Wartelisten dafür. „Wir möchten den Sportlehrern zuarbeiten“, erklärt Vieweg. Denn im normalen Unterricht habe ein Pädagoge keine Möglichkeit, sich mit einer großen Gruppe von Nichtschwimmern zu beschäftigen. „Die bleiben dann häufig am Beckenrand,“ so die Sportwissenschaftlerin.
Mit im Boot der Schwimmausbildung sind neben der Dietmar Hopp Stiftung die Stadtwerke Heidelberg und die Stadt, die Infrastruktur bereitstellen. Auch das Institut für Sport der Uni im Neuenheimer Feld gibt das Schwimmbad für diese Trainings frei. Studierende helfen Vieweg bei der Betreuung der Kurse.
Zwei Trainer und ein Erzieher
Zwei bis drei Schwimmtrainer üben jeweils mit Gruppen von sieben bis zehn Kindern. Auch ein Erzieher der Kita muss - schon aus rechtlichen Gründen - bei der 45-minütigen Übungseinheit dabei sein. Das ist oft das Problem: Die Einrichtungen haben nicht genügend Personal zur Verfügung, um eine Begleitperson zum Schwimmen mitzuschicken. Andere mögliche Hindernisse räumen die Mitglieder des SV Nikar aus dem Weg: So werden die Gruppen zum Teil mit dem vereinseigenen Bus zum Hallenbad transportiert. Bislang haben vor allem kirchliche und private Träger das Angebot für Kitas angenommen. Weitere können sich bei der Projektleitung für den Herbst melden. Von Anfragen einzelner Eltern bittet Vieweg abzusehen - das Angebot richtet sich ausschließlich an die Tagesstätten.
Beim „Ruderboot“ legen sich die Kinder mit dem Rücken aufs Wasser, ihre Arme bewegen sich in großen Kreisen, tauchen ins Wasser und wieder auf, wie die Blätter eines Ruderboots. Der „Raddampfer“ ist die Bewegungsvariante in Bauchlage.
Am Ende des „Wasserkids“-Programms müssen die Kinder keine Schwimmtechniken beherrschen wie etwa beim Schwimmabzeichen. Aber eine „Prüfung“ kommt doch, bevor das Kind stolz den „DSV SwimStar“ in Grün erhält. So muss es den Kopf unter Wasser strecken und „blubbern“, sich vom Beckenrand in Rücken- oder Bauchlage abstoßen und gleiten, in brusttiefes Wasser springen und im bauchtiefen Wasser einmal auf dem Boden hocken.
Infos für Kitas: kigaprojekt@sv-nikar.de, Telefon 0178/3347693
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