Heidelberg. Die SRH darf das neue Parkhaus „Am Rittel“ bauen: Der Heidelberger Gemeinderat hat in seiner jüngsten Sitzung mit großer Mehrheit zugestimmt, dass dem Bildungs- und Gesundheitskonzern im Stadtteil Wieblingen ein Grundstück überlassen wird. Zuletzt wurde das Grundstück landwirtschaftlich genutzt.
Auf dem Flurstück westlich der OEG-Trasse soll nun ein 7,5-geschossiges Parkhaus mit 600 Stellplätzen entstehen. Das Parkhaus sei Grundlage für die Gesamtentwicklung des SRH-Campus, begründet Vorstand Patrick Mombaur im Gespräch mit dieser Redaktion.
„Glauben Sie mir, ich würde lieber etwas anderes als ein Parkhaus bauen“, unterstreicht Mombaur die Bedeutung des Projekts, das nach ersten Planungen eine zehn Millionen Euro teure Investition sei. Aber die bestehende Quartiersgarage sei marode und können nur noch eingeschränkt genutzt werden.
Von ursprünglich 1200 Stellplätzen seien momentan nur noch 950 Plätze nutzbar. Das Parkhaus soll abgebrochen werden. Doch das sei frühestens in ein, zwei Jahren möglich - nämlich dann, wenn das neue Parkhaus fertig ist.
Nutzer des benachbarten Sportzentrums sollen kostenlos neues Parkhaus nutzen dürfen
Der Antrag war noch kurzfristig auf die Tagesordnung des öffentlichen Teils der Gemeinderatssitzung gehoben worden. Es gab eine große Mehrheit dafür - aber auch Verpflichtungen. So soll gewährleistet sein, dass die Nutzer des benachbarten Sportzentrums kostenlos das neue Parkhaus nutzen können, wie sie jetzt im alten Parkhaus ihre Fahrzeuge abstellen können.
Auch wünschten sich Stadträte, dass die Stadtspitze bei den Vertragsverhandlungen mit dem SRH-Vorstand weitere Bürgerbeteiligung vorsieht, da es offenbar ein großes Informationsbedürfnis gebe - Letzteres bezog sich aber offenbar noch mehr auf den gesamten Prozess der Standortentwicklung.
Im März 2016 hat die SRH Holding einen städtebaulichen Ideenwettbewerb im kooperativen Verfahren ausgelobt. Die erste Stufe des Rahmenplans ist bereits 2022 verabschiedet und öffentlich diskutiert worden. Weitere öffentliche Anhörungen würden im weiteren Bebauungsplanverfahren stattfinden, versichert Erster Bürgermeister Jürgen Odszuck. Mitglieder des Gemeinderats werden sich am morgigen Donnerstag noch einmal genau bei der SRH auf dem Campus informieren.
SRH in Heidelberg-Wieblingen
- Rund 3500 Menschen kommen täglich auf den 1966 gegründeten Campus der SRH in Wieblingen: Patienten, Mitarbeiter, Teilnehmer von Weiter-, Reha- und Ausbildungs- und Studienangeboten.
- Es ist nach eigenen Angaben eines der größten Bildungs- und Gesundheitsunternehmen Deutschlands mit 80 Standorten bundesweit.
- Zur SRH Bildung gehören unter anderem 16 Hochschulstandorte, davon zwei in Paraguay und in den Niederlanden.
- Zehn Akut-Fachkrankenhäuser, sechs Rehakliniken, ein Hospiz und mehrere Versorgungszentren bilden die SRH Gesundheit.
- Insgesamt hat die SRH Holding rund 17 000 Mitarbeiter.
Ein weiteres Thema war in der Sitzung, dass das neue Parkhaus einen Übergangscharakter haben soll - bis weitere Parkhäuser an der östlichen Zufahrt zum Campus, an der Mannheimer Straße, errichtet sind. Unter dem Aspekt Nachhaltigkeit müsse das neue Parkhaus dann recyclingfähig sein, lautete die Maßgabe.
Das neue Parkhaus werde sicher auf jeden Fall die nächsten zehn Jahre von der SRH genutzt, geht Mombaur auf den Eindruck ein, es handele sich hier um eine kurzfristige Lösung. Es gebe aber noch keine Pläne für das Gebäude, die über das nächste Jahrzehnt hinaus gehen. Im Bebauungsplan ist an dieser Stelle am „Rittel“ bereits ein Parkplatz vorgesehen. Der könnte theoretisch sogar die gesamte Fläche einnehmen.
Ein solcher ebenerdiger Parkplatz hätte zwar nur eine Kapazität von 470 Stellplätzen, würde aber das gesamte Flurstück mit 12 250 Quadratmetern belegen. Das Parkhaus hingegen komme mit weniger als 2500 Quadratmetern Grundfläche aus. Und zu den Nutzern der SRH-Einrichtungen gehörten viele mobilitätseingeschränkte Personen, die zum Teil auf individuelle Fahrzeuge und die Möglichkeit, diese auch abzustellen, angewiesen sind.
Kritik am Parkhaus in Heidelberg von Greenpeace und BUND
Seit einem halben Jahr etwa gibt es laute Kritik am geplanten Parkhausbau und den Campus-Umgestaltungsideen. So organisierten Greenpeace und der BUND bereits Proteste. Bevor die SRH Flächen versiegele, müsse ein „am Umweltverbund orientiertes Mobilitätskonzept her“, kritisierte ein Greenpeace-Sprecher im Gespräch mit dieser Redaktion.
„Wir machen schon ganz viel, um die Mitarbeiter und Campus-Nutzer zum Umsteigen zu motivieren“, hält Mombaur entgegen. Und im neuen Parkhaus seien 80 überdachte Abstellplätze für Fahrräder vorgesehen. Zudem werde die ÖPNV-Haltestelle ein Stück nach Süden und damit näher an den Campus verlegt.
Die Zufahrt zum neuen Parkhaus und auf den Campus aus nordöstlicher Richtung wird durch eine neue Erschließung gewährleistet. Dass hier zusätzlicher Verkehr entsteht, möchte Mombaur nicht verschweigen. „Aber man muss das Gesamtpaket sehen, denn wir nehmen an anderen Stellen Verkehr weg.“
Einige Gebäude auf dem SRH-Areal stammten aus den 1970er-Jahren und sind zum Teil sanierungsbedürftig beziehungsweise Abbruchkandidaten, erklärt Architekt Jan Thierfelder. Etwa fünf Bestandsgebäude im Zentrum sollen auf Dauer nicht bleiben. Denn der Rahmenplan sieht eine „grüne Mitte“ vor, einen Park, den nicht nur die Bewohner und anderen Nutzer der SRH nutzen, sondern der öffentlich frei zugänglich sei. Damit der Park später auch wirklich Aufenthaltsqualität bekomme, wolle man zwar keinen Radschnellweg durchführen, aber ein Radwegenetz werde Teil der Pläne.
Innere Erschließung soll neue Straße parallel zur B 37 in Heidelberg leisten
Die innere Erschließung des zukünftigen Campus soll eine neue Straße im Süden, parallel zur B 37, leisten. Diese Straße sei aber keine breite Piste, betont Mombaur, sondern sie führe an Bäumen vorbei und werde an einigen Stellen einspurig. „Was wir auf gar keinen Fall möchten, ist einen neuen Schleichweg bauen.“
Dass für die Realisierung des Rahmenplans, der auf mehr als drei Jahrzehnte angelegt sei und flexibel auf sich ändernde Bedingungen reagieren müsse, rund 200 Bäume gefällt werden müssen, bestreitet der SRH-Vorstand nicht. Allerdings seien 150 von ihnen „abgängig“ - schon jetzt krank oder abgestorben.
70 der 200 Bäume stünden auf der Liste der Stadt der erhaltenswerten Bäume, hatten Gegner der Fällungen vorgerechnet. „Wir haben 300 Neupflanzungen vorgesehen“, verweist Mombaur auf am Ende 100 zusätzliche Gehölze.
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