Heidelberg/Schwetzingen. Das Projekt Fahrradschnellweg von Heidelberg nach Schwetzingen ist schon seit Jahren in Arbeit. Und genau das war für nicht wenige der knapp 150 zugeschalteten Bürger im Rahmen einer Online-Auftaktveranstaltung zur Bürgerbeteiligung der Kritikpunkt. Gerade angesichts der Dringlichkeit einer Mobilitätswende sei es schwierig hinzunehmen, dass die Radschnellwege bisher nur auf dem Papier existieren. Und das wird auch noch eine Weile so bleiben.
Aktuell, so Samuel Möhler, Projektleiter Straßenbau beim Regierungspräsidium Karlsruhe, befinde man sich mitten in den Vorplanungen, 2025 folge das Planaufstellungsverfahren und 2027 könne mit dem Bau begonnen werden. „Ein enttäuschender Zeitplan“, so einer der Teilnehmer. Müssten die CO2-Emissionen im Verkehrssektor doch jetzt sinken und nicht Ende des Jahrzehnts. Zugleich ließen er und alle anderen, die sich äußerten, keinen Zweifel daran, dass sie das Projekt konstruktiv begleiten würden. Dafür sei das Vorhaben einfach zu wichtig.
2900 Radfahrer pro Tag erwartet
Auch Möhler zweifelte nicht an der Bedeutung von Radschnellwegen. Immerhin wolle das Land bis 2030 insgesamt 20 Wege verwirklicht sehen, um den Pkw-Verkehrsdruck zu lindern. Laut Möhler sind in Baden-Württemberg derzeit über 6,8 Millionen Pkw gemeldet. 2012 waren es noch 5,9 Millionen. Und die Tendenz ist laut statistischem Landesamt Baden-Württemberg weiter steigend.
Um diese Tendenz zu brechen, sollen nun die Radschnellwege gebaut werden. Die Planer rechnen mit 2900 Radfahrenden pro Tag. Wichtig sei, so Möhler, dass diese Wege gut ausgebaut seien, sicheres Befahren erlauben und in möglichst direkter Linie zum Ziel führen. Keinen Zweifel ließ der Planer an vorhersehbaren Konflikten: Mehr Platz fürs Fahrrad bedeute automatisch weniger Platz für andere Verkehrsträger, Landwirtschaft und Natur.
Laut Catrin Nähr vom Amt für Stadtentwicklung und Klimaschutz in Schwetzingen gibt es derzeit drei aussichtsreiche Streckenvarianten. Variante eins führt durch Eppelheim und Plankstadt, Variante zwei führt in ziemlich direkter Linie entlang der Maulbeerallee und Variante drei in Richtung Konversionsgebiet Patrick-Henry-Village. Aktuell, so Nähr, gelte die zweite Variante als aussichtsreichste Version.
Als Erklärung für den zeitraubenden Planungsaufwand gilt auch die Umweltverträglichkeitsprüfung. Es müsse, so die Landschaftsplanerin Kathrin Kübler, verhindert werden, dass Klimaschutz auf Kosten des Arten- und Landschaftsschutzes gehe. Es dürfe nicht unterschätzt werden, so Möhler und Ronny Dahl, Projektleiter von „BIT-Ingenieure“, dass ein Radschnellweg einen erheblichen Eingriff in die Natur bedeute.
Auch Beate Stilz, beim Regierungspräsidium verantwortlich für die Bürgerbeteiligung, wies auf den beachtlichen Aufwand hin. Dazu gehöre auch die nun beginnende Beteiligung der Bürger. Ab 1. März sei eine digitale Beteiligungskarte freigeschaltet. Dabei könnten Bürger sehr detailliert zu den einzelnen Varianten und ihrer genauen Streckenführung Stellung beziehen.
Die IHK Rhein-Neckar begrüßt die Planungen: „Mit einem Radschnellweg zwischen Heidelberg und Schwetzingen wird eine wichtige Verkehrsachse für Pendler ausgebaut“, wird Dagmar Bross-Geis, Verkehrsexpertin der IHK Rhein-Neckar, in einer Pressemitteilung zitiert. Für Unternehmen sei entscheidend, dass der Weg gut an die Gewerbegebiete angebunden wird.
Weiterer Radschnellweg zwischen Mannheim und Heidelberg in Planung
Auch beim geplanten Radschnellweg Mannheim-Heidelberg geht es voran. Wie das Regierungspräsidium Karlsruhe auf Anfrage dieser Redaktion mitteilt, befinde man sich aktuell am Ende der Entwurfsplanung. Diese soll im Frühjahr 2023 abgeschlossen werden, damit noch in diesem Jahr das Planfeststellungsverfahren beantragt werden kann. Nach dessen Genehmigung folge die Ausführungsplanung, bei der auch Details wie Streckenbeleuchtung oder Toilettenanlagen beschlossen werden. Der Baubeginn sei nach aktuellem Stand für 2026 vorgesehen.
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