Denkmalschutz - Vier Pfeiler der Alten Brücke werden bis Oktober unter der Wasseroberfläche saniert / Metallkasten und Pumpe halten die Baustelle trocken

So läuft die Sanierung der Alten Brücke in Heidelberg

Von 
Michaela Roßner
Lesedauer: 
Das Wahrzeichen Alte Brücke ist ein beliebtes Fotomotiv. Aktuell wird der erste Pfeiler in Richtung Altstadt saniert. © Philipp Rothe

Heidelberg. Aus der Tiefe gurgelt eine Pumpe, mit Hall klingt das wie Löwengebrüll. Rund um den dicken Brückenpfeiler, der sonst vom Neckar umspült wird, ist alles trockengelegt. Es ist angenehm kühl hier unten auf dem Grund des Flusses. Die Sanierung der ersten Stütze der Alten Brücke hat begonnen. Unter der Wasserkante müssen Sandsteinquader ausgetauscht werden. Auch die beliebten Balkone werden zum Teil ausgebessert. Die Sanierung kostet 5,4 Millionen Euro – 1,16 Millionen Euro stammen aus der Förderung nach dem Kommunalen Sanierungsfonds Brücken des Landes Baden-Württemberg.

Alte Brücke Heidelberg

  • Die Alte Brücke ist neben dem Heidelberger Schloss ein Wahrzeichen Heidelbergs.
  • Kurfürst Karl Theodor ließ sie 1788 als neunte Querung an dieser Stelle errichten. Teile der alten Holzbrücken-Fundamente wurden einbezogen.
  • Die Vorgängerbrücke war beim Eishochwasser 1784 zerstört worden.
  • Abgeschlossen wird die aktuelle Sanierung der Brückenpfeiler voraussichtlich im Oktober 2022.
  • Sie kostet 5,4 Millionen Euro

Alles an dieser Baustelle ist außergewöhnlich, wie Baubürgermeister Jürgen Odszuck und der Leiter des Tiefbauamts, Klaus-Peter Hofbauer, bei einem Ortstermin am Montagnachmittag erklären: Schon die Vorrichtung, die der Brücke „trockene Füße“ verschafft, ist eine Spezialanfertigung. Der 16 Meter lange, acht Meter breite und 35 Tonnen schwere Schutzkasten ist aus Stahl konstruiert und per Schiff von der Spezialfirma aus Wesel nach Heidelberg transportiert worden.

Wasser findet Ritzen

Der Kasten wurde auf den Grund des Flusses beziehungswiese auf eine Betonplattform gedrückt und dort mehrfach mit Metallstützen im Boden verankert. Dann bremste das jüngste Hochwasser den Zeitplan aus. Als das abgeschwollen war, konnte der Metallkasten leergepumpt werden. Da das Flusswasser dennoch immer wieder Ritzen findet, ist die Pumpe im Dauereinsatz.

Blick von oben in den trockengelegten Bereich. © Jegliche Verwendung ist honorarp

Bei Überprüfungen mit Tauchgängen waren 2008 und 2021 Schäden an den Pfeilern festgestellt worden. Besonders an den Seiten, an denen der Fluss ständig kräftigen Druck erzeugt und den rosa Sandstein umspült, waren einige Bereiche zerbröselt. Zwar habe keine Gefahr bestanden, dass die Brücke einstürzt – aber dass bald etwas getan werden musste, sei schon klar geworden, erinnert sich Odszuck. Über die Jahre hatte der Strom die Fugen zwischen den Steinblöcken ausgewaschen, bis zu 70 Zentimeter tief. Metallanker, die die Steine zusammenhalten sollen, liegen verrostet neben den Löchern im Mauerwerk.

Lokales

Sanierung der Alten Brücke in Heidelberg

Veröffentlicht
Laufzeit
Mehr erfahren

Das Wahrzeichen sei der Stadt lieb – und teuer, versichert Odszuck: „Es gibt immer etwas, wo man dranbleiben muss.“ Da verhält es sich wohl genauso wie beim zweiten Wahrzeichen der Stadt, das ebenfalls mit seiner rosa Sandsteinfassade Milliarden von Erinnerungsfotos in aller Welt ziert: Am Schloss sind ebenfalls immer irgendwo Gerüste angebracht. Allerdings schultert die Instandhaltung der berühmten Romantik-Ruine ausschließlich das Land – bei der Alten Brücke ist vor allem die Stadt in der Pflicht. Erst im Juni 2019 war das denkmalgeschützte Bauwerk mit dem markanten Brückentor nach zwei Jahren aus Baugerüst und Planen geschält worden. 750 000 Euro hatte die Auffrischung der Fassade gekostet. 2008 waren fünf Bögen repariert worden. Außerdem wurde damals die Tragplatte der Brücke verstärkt.

Denkmalschutz

Pfeilersanierung an der Alten Brücke hat begonnen

Veröffentlicht
Bilder in Galerie
8
Mehr erfahren

Auch 2001, 2002 und 2006 und 2008 wurde an der Brücke gearbeitet. „Als eines der bekanntesten Wahrzeichen Heidelbergs ist es uns als Stadt ein besonderes Anliegen, die Alte Brücke in gutem Zustand zu erhalten. Um das zu erreichen, setzen wir alle Hebel in Bewegung“, zeigte sich Odszuck dankbar für die Förderung des Landes in Höhe von 1,16 Millionen Euro. Vier Balkone – für Foto-Posings besonders beliebt aber aktuell abgesperrt – sollen „in einem „Aufwasch“ mit ausgebessert werden.

Auf dem Grund des Flusses: Einige Sandsteinquader sind kaputt. © Jegliche Verwendung ist honorarp

Über mehrere Metallplattformen und Leitern gelangen die Arbeiter an die Wurzel der Probleme. Bis zu sieben Bauarbeiter arbeiten jeden Tag an der Reparatur der Pfeiler. Wird der erste fertig sein, „wandert“ die Baustelle samt Metallkasten, der in zwei Teile zerlegt, umgesetzt und neu eingebaut wird. Der Denkmalschutz ist immer mit „im Boot“ beziehungsweise mit im Metallkasten: Michael Dursy hat als Sachverständiger unter anderem den neuen Fugenmörtel abzusegnen, mit dem die Brücke wieder neue Stabilität bekommen soll. Im Herbst sind vier der insgesamt acht Pfeilern fertig.

Neunte Querung an der Stelle

Die Karl-Theodor-Brücke verbindet die Stadtteile Altstadt und Neuenheim. Sie wird von Fußgängern und Radfahrern genutzt und ist ein beliebtes touristisches Fotomotiv. Kurfürst Karl Theodor ließ sie 1788 als neunte Querung an dieser Stelle errichten. Teile der alten Holzbrücken-Fundamente wurden einbezogen. Die Vorgängerbrücke war beim Eishochwasser 1784 zerstört worden. Am Südende steht als mittelalterlicher Bau das Stadttor mit zwei 28 Meter hohen Türmen. Es war Teil der früheren Stadtmauer. Am 29. März 1945 sprengten Deutsche alle Heidelberger Brücken. Im Juli 1947 wurde die dank Spenden wiedererrichtete Alte Brücke eingeweiht.

Redaktion Redakteurin Metropolregion/Heidelberg

Copyright © 2025 Mannheimer Morgen