Pyrotechnik

Schlossbeleuchtung in Heidelberg: Das muss alles vorbereitet werden

Vor der ersten Heidelberger Schlossbeleuchtung des Jahres berichten Veranstalter und Pyrotechniker über Vorbereitungen und Pläne. Warum am Samstag nur wenig Zeit ist, das Feuerwerk aufzubauen

Von 
Filip Bubenheimer
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Nur wenige Stunden hat Pyrotechniker Thomas Fischer (links) und sein Team am Veranstaltungstag Zeit, um das Feuerwerk aufzubauen. © Bastian Grossmann

Wenn Thomas Fischer und sein Team diesen Samstag um 16 Uhr auf die gesperrte Alte Brücke in Heidelberg fahren, haben sie keine Zeit zu verschenken. In gut sechs Stunden werden dann Zehntausende Zuschauer darauf warten, dass über dem Neckar die erste Rakete der Schlossbeleuchtung in den Himmel steigt. „Die Aufbauzeit ist enorm knapp für uns“, sagt der Pyrotechniker aus Wiesloch. Fischer kann trotzdem gelassen bleiben: Er hat 40 Jahre Erfahrung mit der Schlossbeleuchtung – schon als Jugendlicher hat er seinem Vater beim Aufbau geholfen. Und wenn er vorfährt, haben Joe Schwarz und sein Team bei Heidelberg Marketing die Schlossbeleuchtung bereits monatelang vorbereitet. Der „Mannheimer Morgen“ hat mit dem Veranstalter und den Pyrotechnikern über die Organisation der Schlossbeleuchtung und geplante Änderungen gesprochen.

Vorbereitung beginnt früh

Bereits Anfang des Jahres beginnen Schwarz und seine Kollegen mit der Vorbereitung der drei Schlossbeleuchtungen im Juni, Juli und September, holen etwa Genehmigungen ein und suchen nach Sponsoren. „Etwa ab März starten wir mit der Abstimmung mit den Behörden“, sagt Schwarz. Das laufe sehr gut – „viele Partner sind sehr erfahren“.

Er selbst ist seit 2008 bei der Schlossbeleuchtung dabei, seit 2011 in leitender Funktion. Sein Team hat fünf Mitarbeiter, dazu kommen Auszubildende. „Die heiße Phase für den Aufbau beginnt erst am Veranstaltungstag ab acht Uhr morgens“, berichtet Schwarz.

Das Programm

  • 12 bis 20 Uhr: Kunsthandwerk- und Warenmarkt auf dem Kornmarkt
  • Ab 16 Uhr: Biergarten auf der Nepomuk-Terrasse (Nordende der Alten Brücke), ab 18 Uhr mit Live-Musik der „Red Hot Dixie Devils
  • 18.15 bis 19.15 Uhr: Konzert mit „Orgelfeuerwerken“ in der Heiliggeistkirche
  • Ab 22.15 Uhr: bengalische Leuchtfeuer, anschließend Feuerwerk
  • Die beste Aussicht bieten Nepomuk-Terrasse, Neckarufer und Philosophenweg. Bewirtung auch an Bismarckplatz, Anatomiegarten und Neckarwiese
  • Die Alte Brücke ist ab 16 Uhr für den Aufbau gesperrt. Hinweise zu Anreise und weiteren Sperrungen unter heidelberg-marketing.de

Die Schlossbeleuchtung ist mehr als nur das Feuerwerk – es gibt auch Marktstände, Bewirtung und Live-Musik. Entsprechend viel ist zu tun. „Die Erfahrung hilft dabei, alles in so kurzer Zeit umzusetzen.“ Oberste Priorität: die Sicherheit der Zuschauer. Was das Feuerwerk angeht, ist Pyrotechniker Fischer verantwortlich. In Heidelberg befände sich das Publikum nah am Abbrennplatz des Feuerwerks auf der Alten Brücke, sagt Fischer. Er muss einen Schutzabstand von 80 Metern zur Stadt einhalten.

„Die Erfahrung zeigt, dass dieser Schutzabstand notwendig ist, weil wir ja auch mal Wind haben.“ In Heidelberg habe man aber „das Glück, dass der Wind nicht Richtung Altstadt oder Richtung Neuenheim, sondern meistens neckaraufwärts weht“. Auf der Altstadtseite sei außerdem eine Brandwache platziert.

Die Choreographie des Feuerwerks hat Fischers Kollege René Calmez entwickelt. Bei der Schlossbeleuchtung sei dies anspruchsvoll, sagt Calmez. „In Heidelberg schauen die Zuschauer nicht nur von einer Seite auf das Feuerwerk, sondern befinden sich ringsum. Deshalb müssen wir unser Feuerwerk so schießen, dass jede Seite die Effekte mal besonders gut sieht.“

Variation immer schwierig

Eine zusätzliche Herausforderung: „Wir müssen davon ausgehen, dass gerade die Heidelberger sich vielleicht alle drei Schlossbeleuchtungen anschauen“, sagt Fischer. Deshalb müsse man das Programm immer wieder variieren. „Bei insgesamt einer Dreiviertelstunde Feuerwerk im Jahr ist es schwierig, das jedes Jahr wieder aufs Neue hinzubekommen“, sagt Fischer.

Ab 2024 dürfte das den Feuerwerkern etwas leichter fallen. Denn dann werden voraussichtlich nur noch zwei Schlossbeleuchtungen im Jahr stattfinden, im Juni und September. Aktuell sei der Abstand zwischen den Terminen im Juni und Juli zu kurz, sagt Mathias Schiemer, Geschäftsführer von Heidelberg Marketing. „Es gibt neben Heidelberg keine Stadt mit so vielen Feuerwerken dieser Art.“

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Nebenbei, sagt Schiemer, sorge eine Schlossbeleuchtung weniger auch für weniger Feinstaub. Die Umweltverträglichkeit des Feuerwerks ist bereits seit Jahren in der Diskussion. Der Gemeinderat hat Heidelberg Marketing daher damit beauftragt, eine Drohnenshow als Alternative zu prüfen. Zum „Sommer am Fluss“ am 19. August soll ein erster Versuch stattfinden. Laut Schiemer sollen dann 200 Drohnen am „Heidelberg College“ aufsteigen; dazu kommen eine Laser-Show und eine „Wasserleinwand“.

Schiemer macht aber keinen Hehl daraus, dass er an der Tradition des Feuerwerks hängt. Die Wirkung einer Drohnenshow sei „nicht vergleichbar“ mit dem Feuerwerk und ihre Vorbereitung schwierig – unter anderem, weil die Drohnen nicht über Menschen fliegen dürfen. „Es ist auch um einiges teurer“, sagt Schiemer – und was die Umweltbilanz angehe, müsse man genau hinschauen.

Zumindest ein Programmpunkt der Schlossbeleuchtung dürfte über ökologische Zweifel erhaben sein: der Trompeter, der vor Beginn des Feuerwerks auf der Alten Brücke spielt – diesen Samstag der Heidelberger Matthias Lange. Wenn er um 22.15 Uhr „Ich hab mein Herz in Heidelberg verloren“ anstimmt, sei das ein besonderer Moment, findet Schiemer: „Ein Trompeter bekommt es fertig, diese 50 000, 60 000 Menschen zur Ruhe zu bringen.“

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