Klima-Protest

Raúl Semmler gegen Heidelberg Materials: Letzte Generation protestiert auf Bäumen

Seit dem Protest von Klima-Aktivisten vor dem Leimener Zementwerk im Jahr 2021 schwelt ein juristischer Streit. Nun wurde die Eröffnung eines Verfahrens gegen Raúl Semmler am Landgericht abgesagt. Warum das den Angeklagten ärgert

Von 
Stephan Alfter
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Eines der Protestbanner der Gruppierung „Letzte Generation“ hing am Samstag an einem Baum vor dem Firmengebäude von Heidelberg Materials. © Raúl Semmler

Heidelberg. Wohlgemerkt ohne sich auf der Straße festzukleben, haben Aktivisten der Gruppierung „Letzte Generation“ am Samstag gegen hohe CO2-Emissionen von Heidelberg Materials, einen der größten deutschen Baustoffproduzenten, demonstriert. Anlass war die eigentlich bevorstehende Hauptverhandlung im Strafprozess gegen den bekannten Mannheimer Klimaprotestler Raúl Semmler (39). Nun wurde die Verhandlung aus „dienstlichen Gründen“ abgesagt, wie das Heidelberger Landgericht am Mittwoch, 7. März, an Semmlers Anwalt schrieb.

Die Protestform am Samstag war insofern ungewöhnlich, als Mitglieder der „Letzten Generation“ mit Bannern und Megafonen auf verschiedenen Bäumen im Innenstadtgebiet saßen. Unter dem Motto „Zement ist überall - wir auch!“ waren auf den Spruchbändern Sprüche zu lesen wie „Echt. Stark. Grüngewaschen“ und „Milliarden für Klimazerstörer, Haftstrafen für Klimaschützer?“. Am Bismarckplatz sprach ein Aktivist.

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Von
Waltraud Kirsch-Mayer
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Zum Hintergrund: Im Jahr 2021 war Semmler an einer Aktion gegen Heidelberg Cement beteiligt. Damals wurde im Vorfeld einer Aktionärsversammlung ein Straßenfest mit 70 Leuten im Einfahrtsbereich des Zementwerks in Leimen veranstaltet. Die Polizei löste den Protest seinerzeit auf. Das Amtsgericht verurteilte Semmler später zu einer Geldstrafe, aber er ging in Berufung. Diesen Prozess vor dem Landgericht wollte Semmler nun nutzen, um einen Fokus auf das Thema CO2-Ausstoß des Baustoff-Giganten zu lenken.

Aus Cement wurde Materials

Im Herbst 2022 hat das Heidelberger Unternehmen Cement aus seinem Firmennamen gestrichen und durch Materials ersetzt. Der neue Markenauftritt unterstreiche die Vorreiterrolle des Unternehmens auf dem Weg zur CO2-Neutralität und zur Digitalisierung in der Baustoffindustrie, teilt die Firma auf ihrer Homepage mit. Semmler und seine Mitstreiter werfen Heidelberg Materials vor, nach RWE der größte Klimasünder im Deutschen Aktienindex (DAX) zu sein.

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„Dass sich das Gericht jetzt um diesen Termin drückt, wirft bei uns die Frage auf, ob die Richterin zu viel Wirbel um den Prozess vermeiden wollte?“, sagt der Angeklagte Raúl Semmler. Die „Letzte Generation“ hatte für die ganze kommende Woche zahlreiche Proteste zur Prozessbegleitung angekündigt. Es habe im Vorfeld mehrmals Versuche seitens des Gerichts gegeben, den Prozess durch eine hohe Geldstrafe oder Bewährungshaftstrafe abzukürzen, so Semmler, der auf keines der Angebote habe eingehen wollen.

Nun wollen er uns seine Mitstreiter weiter demonstrieren. Am Mittwoch, 13. März, finde eine weitere Veranstaltung statt. Start 16 Uhr sei um 16 Uhr vor Heidelberg Materials, Berliner Straße 6.

Redaktion Reporter in der Metropolregion Rhein-Neckar

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