Frankenthal. Michael G. hält den Blick gesenkt, während die Vorwürfe der Staatsanwaltschaft auf ihn einprasseln. Der 53-Jährige muss sich am Dienstag vor dem Frankenthaler Landgericht verantworten, weil er im Juli 2022 eine Frau auf dem Hauptfriedhof in Bad Dürkheim mit einer Waffe bedroht und geschlagen, ihr Geld an sich genommen haben soll. Die Staatsanwaltschaft wirft ihm schweren Raub vor. Und noch mehr: Bereits Wochen zuvor soll sich der 53-Jährige strafbar gemacht haben - mit einer Bombendrohung am Amtsgericht in Bad Dürkheim.
Bombendrohung gegen das Amtsgericht Bad Dürkheim
Staatsanwältin Kerstin Sauer rekonstruiert in der Anklageschrift die Geschehnisse zwischen Mai und Juli 2022: Am 25. Mai klingelte mittags am Amtsgericht in Bad Dürkheim das Telefon. Von einer Telefonzelle aus soll G. bei der Justizbehörde angerufen haben. „Heute oder morgen könnt ihr was erleben“, soll Michael G. am Telefon gesagt haben. Und weiter: „Ihr fliegt in die Luft - das habt ihr euch selbst zuzuschreiben.“
Rund um den Amtsplatz in Bad Dürkheim kam es damals laut Polizei zu einem Großeinsatz. Das Amtsgericht wurde evakuiert, mehrere Straßen mussten gesperrt werden. Mit Spürhunden durchsuchten Ermittler bis in den späten Nachmittag hinein das Gebäude. Und gaben dann Entwarnung: „Es konnte kein sprengfähiges Material gefunden werden“, teilte die Polizei noch am gleichen Tag mit.
Wen Michael G. konkret bedroht hat
Nur kurze Zeit später ging laut Staatsanwaltschaft wieder ein Anruf beim Bad Dürkheimer Amtsgericht ein. Wieder soll Michael G. zum Telefonhörer gegriffen haben. Diesmal aber soll seine Drohung gezielt gegen eine Person gerichtet gewesen sein. Gegen einen Richter am Familiengericht, der mit einem Verfahren betraut worden war, das mit der Lebensgefährtin des Angeklagten zu tun hatte. G. habe dem Richter gedroht, ihm die Kehle durchzuschneiden, wenn er noch einmal „seine Frau“ anrufe, und ihn als „Drecksjuden“ beschimpft, heißt es in der Anklageschrift.
Der Richter habe sich davon aber nicht beeindrucken lassen und das Verfahren abgeschlossen, so die Staatsanwältin. Worum es dabei ging, erfährt man am ersten Prozesstag gegen Michael G. nicht. Am Dienstag wird nur die Anklage verlesen. Darin skizziert Sauer einen weiteren Vorfall im vergangenen Sommer, an dem der 53-Jährige beteiligt gewesen sein soll.
Überfall auf Hauptfriedhof Bad Dürkheim
In einem Toilettenraum auf dem Hauptfriedhof in Bad Dürkheim soll er eine Frau an den Haaren gerissen haben. Laut Anklage hielt er ihr eine Waffe an den Kopf, schlug sie mit der Pistole und forderte die Herausgabe ihres Geldes. Als die Frau ihren Geldbeutel aus ihrem Rucksack holen wollte, habe er ihr die Tasche entrissen und die Geldbörse an sich genommen.
Dann soll er den Rucksack weggeworfen haben und weggelaufen sein. Mindestens 90 Euro soll G. der Frau gestohlen haben, die im Verfahren als Nebenklägerin auftritt. Am nächsten Prozesstag, am 2. Mai, soll sie als Zeugin beschreiben, was auf dem Friedhof passiert ist. Dann wird sich vielleicht auch Michael G. erstmals zu den Vorwürfen äußern. Bislang schweigt er dazu.
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