Die Bürgerinitiative spricht von „illegalen Rodungen“ und der BUND hat Strafanzeigen gestellt: Mit einer Kundgebung vor dem Rathaus in der Heidelberger Altstadt haben Umweltschützer am Donnerstag vor Beginn der öffentlichen Gemeinderatssitzung gegen Grünarbeiten Anfang März protestiert. „Das Bündnis Klimaschutz Großer Ochsenkopf“ hatte dazu eingeladen.
Karin Weber, Sprecherin des Bündnisses, spricht von einem „Skandal“. Auch Christina Kreckel-Arslan, Bezirksbeirätin für Wieblingen und Anwohnerin der Großen Ochsenkopfwiese, ist schockiert. Grünschnittarbeiten waren zwischen den Gleisen von OEG und Deutscher Bahn im Stadtteil Wieblingen vorgenommen worden – auch noch nach dem Beginn der Vegetationsphase. Beauftragt hatte den Grünschnitt die Rhein-Neckar-Verkehr (RNV) – nach Angaben eines Sprechers, ohne die Stadt informiert zu haben. „Hier sollten Fakten geschaffen werden“, vermutet eine Umweltschützerin. Denn das Areal ist vorgesehen als Boden für eine dezentrale Abstellfläche für Straßenbahnen, nicht nur während des Umbaus des Betriebshofs in Bergheim. Eine weitere Abstellanlage ist für Rohrbach-Süd vorgesehen. Für beide Standorte gibt es noch kein Baurecht. Nun sei die Artenvielfalt stark geschädigt.
Bürgerentscheid 2019
Eigentlich war der Umzug des Betriebshofs auf die Große Ochsenkopfwiese im Stadtteil Wieblingen schon eine vom Gemeinderat beschlossene Sache (Dezember 2018). Im Juli 2019 stimmten 19 020 Heidelberger in einem Bürgerentscheid gegen den Betriebshof auf dem Ochsenkopf. Das Quorum wurde nicht erreicht. 3000 Stimmen fehlten. Am 17. Oktober 2019 entschied sich der Gemeinderat dann aber mit 25 zu 24 Stimmen gegen den Standort Ochsenkopf und hebelte den eigenen Beschluss aus. Oberbürgermeister Eckart Würzner versprach, die große Ochsenkopfwiese dauerhaft als Grünfläche zu sichern – zuvor war das Areal als Gewerbefläche ausgezeichnet. Tatsächlich liegt derzeit dem Nachbarschaftsverband auch ein Antrag der Stadt auf Änderung des Flächennutzungsplans vor – allerdings nicht für das gesamte Areal des Großen Ochsenkopfs, kritisiert Weber „Trickserei“. Es seien nämlich 14 000 Quadratmeter „herausgeschnitten“ worden – nahezu ein Drittel der Gesamtfläche, rechnet sie vor. „Es gibt keinen kleinen Großen Ochsenkopf“, sieht Weber nichts Missverständliches. Aber ein Grundstück sei bereits zur Erweiterung der Heidelberg International School verkauft worden, was nichtöffentlich behandelt worden sei.
Das Bündnis hat nun Einspruch gegen die Änderung des Flächennutzungsplans eingelegt. Den ausgedruckten Antrag übergibt Weber vor dem Rathaus Klimaschutzbürgermeister Raoul Schmidt-Lamontain (Bündnis 90/Grüne). „Wir sind gerade dabei, alle Entscheidungen zu dem Thema noch einmal genau zu untersuchen“, verweist der Bürgermeister auf eine „sehr komplexe“ und „manchmal widersprüchliche“ Sachlage. „Die neuen Stadtbahnen brauchen dezentrale Abstellflächen“, betont er aber auch. Und: „Wir sind gut beraten, nicht immer wieder bereits getroffenen Entscheidungen zurückzunehmen“, unterstrich er das erklärte Ziel der Mobilitätswende.
Eine Online-Petition hat nach Angaben des Ochsenkopf-Bündnisses bis gestern bereits 400 Unterstützer gesammelt.
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