Heidelberg. Mehrere Büsche sind gestutzt, auch einige Bäume abgesägt, der Boden wirkt über mehrere Quadratmeter wie gefegt: Grünschnittarbeiten im Bereich zwischen den Gleisen von OEG und Deutscher Bahn im Heidelberger Stadtteil Wieblingen rufen Naturschützer und Anwohner auf den Plan – ausgerechnet an der Großen Ochsenkopfwiese, die gerade im Flächennutzungsplan dauerhaft als Grünfläche gesichert werden soll. Am Donnerstagmorgen hat die Stadt die Maßnahmen stoppen lassen. Denn am 1. März hat die Vegetationsphase begonnen. Beauftragt hatte den Grünschnitt die Rhein-Neckar-Verkehr (RNV). Allerdings war das Unternehmen wohl davon ausgegangen, dass bis 28. Februar alles abgeschlossen ist.
„Die RNV hat offensichtlich in einem Gleisbereich nahe der Berufsschule in Wieblingen ohne Genehmigung mit Rodungsarbeiten für die geplante dezentrale Straßenbahn-Abstellanlage begonnen“, kritisiert die Grünen-Fraktion das Vorgehen: „Laut unseren Informationen waren die Rodungen nicht genehmigt. Dank des beherzten und schnellen Eingreifens unseres Klimabürgermeisters Raoul Schmidt-Lamontain und auf Nachhaken unserer Fraktion wurden die Arbeiten vorerst eingestellt“, erklärt Grünen-Stadtrat Julian Sanwald, der sich am Donnerstagmorgen selbst ein Bild vor Ort gemacht hat.
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Pflegearbeiten beauftragt
Ebenfalls vor Ort war ein Sprecher der RNV. Es müsse noch geprüft werden, was genau hier passiert sei. „Ganz klar hatte die beauftragte Firma die Vorgabe, dass die Pflegearbeiten bis zum 28. Februar abgeschlossen sein müssen.“ Von Rodungen möchte er nicht sprechen, weil die Wurzelballen der Gehölze und Pflanzen im Boden blieben.
Warum wurde überhaupt mit Heckenschere und Säge dort gearbeitet? Das Verkehrsunternehmen habe die Pflegearbeiten in Auftrag gegeben, weil das Areal untersucht und ausgemessen werden sollte. Dass darüber nicht öffentlich informiert wurde, bedauert der RNV-Sprecher.
„Die Stadt Heidelberg wurde im Vorfeld nicht über die Arbeiten der RNV in Bergheim-West informiert“, teilt eine Sprecherin der Stadt auf Nachfrage mit. „In seiner Funktion als Untere Naturschutzbehörde steht das Umweltamt nun mit der RNV in Kontakt und prüft, ob Arbeiten ohne erforderliche Genehmigung ausgeführt wurden“, sagt die Sprecherin weiter. Sollte dies der Fall sein, würden weitere Schritte in die Wege geleitet. Die RNV habe zugesichert, die Arbeiten so lange zu unterbrechen, bis der Sachverhalt geklärt werden konnte.
Der RNV-Betriebshof in der Bergheimer Straße leidet seit Längerem unter Sanierungsstau. Eigentlich war der Umzug des Betriebshofs auf die Große Ochsenkopfwiese im Stadtteil Wieblingen schon eine vom Gemeinderat beschlossene Sache (Dezember 2018). Im Juli 2019 stimmten 19 020 Heidelberger in einem Bürgerentscheid gegen den Betriebshof auf dem Ochsenkopf. Das Quorum wurde nicht erreicht. 3000 Stimmen fehlten.
Am 17. Oktober 2019 entschied sich der Gemeinderat dann aber mit 25 zu 24 Stimmen gegen den Standort Ochsenkopf und hebelte den eigenen Beschluss aus. Der Neubau des Betriebshofs am aktuellen Standort soll rund 65 Millionen Euro kosten. Hinzu kommen für ein Bahnen-Zweitdepot etwa zwölf Millionen (Rohrbach Süd) oder 15 Millionen Euro (Berufsschule). „Die Grünen-Fraktion setzt sich schon lange für den Erhalt und den Schutz der Ochsenkopfwiese ein und tut dies auch weiterhin. Für einen zukunftsfähigen ÖPNV brauchen wir aber auch Abstellanlagen für die Fahrzeuge. Klar ist jedoch: Die RNV muss sich an die geltenden Regeln halten und erforderliche Genehmigungen einholen“, fasst Grünen-Stadträtin Ursula Röper zusammen.
Dezentrale Abstellflächen
„Wir wollen sicherstellen, dass das in Zukunft so nicht mehr vorkommt, und werden die weiteren Entwicklungen kritisch begleiten. Wir setzen uns weiterhin für eine gute Lösung ein, die nachhaltige Mobilität und Naturschutz in Einklang bringt.“ Um die Ausmaße „so gering wie möglich zu halten und einen Ausbau des ÖPNV zu ermöglichen“, sollen auf der Abstellfläche in Wieblingen (Berufsschule) und am Haltepunkt Rohrbach Süd dezentrale Abstellanlagen errichtet werden. Die geplante Abstellanlage in Wieblingen liegt zwischen den Gleisen in der Nähe der Berufsschule.
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