Medizin

Premiere für Heidelberger Herzchirurgen: Neuartige Kunstherzen implantiert

Erstmals hat ein Team der Herzchirurgie am Universitätsklinikum Heidelberg zwei Patienten neuartige Kunstherzen implantiert. Mit diesen wird die Wartezeit auf ein Spenderorgan überbrückt

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Hoffnung vieler Patientinnen und Patienten, die auf ein Spenderherz warten: Ein Kunstherz, das als Ersatz für die komplette Herzfunktion fungieren kann. © Klinikum HD

Heidelberg. In ihrer Brust pumpt nun ein Wunderwerk der Robotik: Erstmals hat das Team der Herzchirurgie am Universitätsklinikum Heidelberg zwei Patienten vollständige Kunstherzen implantiert. Wie das Klinikum mitteilte, unterstützen diese Geräte der neuesten Generation das biologische Herz nicht nur, sondern ersetzen es komplett. Beide Patienten haben den Eingriff laut den Ärzten gut überstanden.

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Das Problem ist: Die Wartezeit auf ein Spenderherz ist lang, oftmals zu lang für die Patientinnen und Patienten, die schwer herzkrank sind und das neue Organ dringend benötigen. Im Durchschnitt müssen die am dringlichsten eingestuften Betroffenen sechs Monate warten. Um die Zeit bis zur Transplantation zu überbrücken, hat das Team der Klinik für Herzchirurgie des Universitätsklinikums Heidelberg (UKHD) nun zwei Patienten mit den - laut den Angaben aktuell modernsten verfügbaren - Kunstherzen (Carmat Aeson) versorgt. Die Hydraulikpumpe, etwas größer als ein natürliches Herz, wird wie bei einer Herztransplantation in den Brustkorb eingesetzt und mit den großen Blutgefäßen und Herzvorhöfen vernäht, der Brustkorb danach wieder verschlossen. Nur das Kabel zur Stromversorgung ragt heraus. Es verbindet das Kunstherz mit den Akkus, welche die Patienten in einer Umhängetasche, die zu einem Rucksack umfunktioniert werden kann, bei sich tragen.

Beide Patienten haben sich schnell von dem schweren Eingriff erholt

Die beiden Eingriffe, die im Juni und Juli erfolgten, waren für die Herzchirurginnen und -chirurgen eine Premiere und sind laut Klinikum hervorragend verlaufen: Die Männer im Alter von 51 und 58 Jahren konnten ab dem Folgetag wieder selbstständig atmen und nach einer gewissen Nachbeobachtungszeit auf die Normalstation verlegt werden. Der erste Patient habe bereits seine Anschlussbehandlung in einer Rehabilitationsklinik angetreten, hieß es.

Ich bemerke nicht, dass das Herz sich anders anfühlt. Nur an das Geräusch musste ich mich erst gewöhnen

Das „Carmat Aeson“ ist als voll implantierbares Ersatzsystem für die komplette Herzfunktion in Deutschland zugelassen. Zwar gibt es seit längerem voll implantierbare Unterstützungssysteme für die linke Herzkammer, aber nicht für die rechte Seite. Bei den verfügbaren Unterstützungssystemen für die rechte Herzkammer sowie das komplette Herz befindet sich die Blutpumpe außerhalb des Körpers. „Diese Systeme haben einen pneumatischen Antrieb und sind sehr laut. Zudem ziehen die Patienten den Antrieb auf einem Caddy hinter sich her. Das war unter anderem der Grund für unsere Patienten, sich für das Carmat Aeson zu entscheiden“, sagt Professorin Anna Meyer, Leiterin des Herzunterstützungsprogrammes der Klinik für Herzchirurgie. Bei beiden Patienten war das Herz schwer geschädigt, sie standen auf der Warteliste für ein Spenderherz. Als sich ihr Zustand weiter verschlechterte, musste eine schnelle Lösung gefunden werden.

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Und wie fühlt es sich an, wenn in der Brust ein künstliches Herz schlägt? „Ich bemerke nicht, dass das Herz sich anders anfühlt. Nur an das Geräusch musste ich mich erst gewöhnen und habe die ersten Nächte nicht geschlafen“, sagt einer der Patienten.

In der Klinik für Herzchirurgie nimmt das Team um den Ärztlichen Direktor Professor Matthias Karck jährlich mehr als 1600 Herz-Operationen vor. 2023 wurden 22 Spenderherzen transplantiert und 135 Patienten mit maschinellen Herzunterstützungssystemen versorgt. her

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