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Peta-Protest bei Zoo-Tagung in Heidelberg: „Tier-Gefängnisse“ oder Schutzräume?

Die Glasscheiben des Atlantic Hotels in Heidelberg trennen an diesem Tag ganze Welten: Drinnen tagt Führungspersonal von 70 Zoos, draußen demonstrieren Aktivistinnen von Peta. Wer hat recht?

Von 
Filip Bubenheimer
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Aktivistinnen von Peta protestieren vor dem Atlantic Hotel. © Filip Bubenheimer

Heidelberg. Im Atlantic Hotel am Hauptbahnhof tagten an Fronleichnam 150 Tierschützer, zumindest nach ihrem eigenem Bekunden: das Führungspersonal von gut 70 Zoos im „Verband der Zoologischen Gärten“ (VdZ). Vor dem Hotel standen sechs Frauen, die sich ebenfalls den Tierschutz auf die Fahnen schreiben, nämlich Aktivistinnen der Organisation Peta. Zwischen ihnen: die blitzblanken Glasscheiben des Hotels - und eine ganze Welt.

Denn die Peta-Demonstrantinnen, mit Tiermasken und Pappsärgen ausstaffiert, sehen Zoos als „Gefängnisse für Tiere“ und wollen sie abschaffen. Eine Aktivistin aus Worms nahm ihre Zebramaske ab und erinnerte sich an ihren letzten Zoobesuch vor zwölf Jahren, der für sie auch ein Erweckungserlebnis war: Da stand sie in der Stuttgarter „Wilhelma“, im neuen Affenhaus, neben Menschenkindern, die Menschenaffenkinder im „Glaskasten“ bestaunten. „Wie krank ist das?“, habe sie sich damals gefragt. Wenig später stieß sie zu Peta und begann vegan zu leben.

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Für Jörg Junhold, VdZ-Präsident und Zoodirektor in Leipzig, sind die Tiergärten dagegen „Naturschutz- und Bildungseinrichtungen“. Im Zoo, so der Verband, könnten bedrohte Arten überleben, die in der freien Wildbahn aussterben würden; Millionen von Besuchern ließen sich mit den Tieren für den Naturschutz begeistern. Außerdem wird argumentiert: Zoos stoßen Artenschutzprojekte an und finanzieren sie mit. Heidelbergs Zoodirektor Klaus Wünnemann berichtete von einer Initiative zum Schutz von Roloway-Äffchen in Westafrika: „All das hätte es so nie gegeben, wenn der Zoo Heidelberg keine Affen gehalten hätte.“

Mickrig sei der Beitrag der Zoos zum Artenschutz, findet dagegen Peta. Die Steuermillionen für die Tiergärten sollten direkt in den Schutz natürlicher Lebensräume fließen. Es sei schwierig, in Gefangenschaft geborene Tiere wieder auszuwildern. Und viele Arten in den Zoos seien gar nicht bedroht.

Die Grundhaltung von Peta lautet: Der Mensch darf sein Wohl nicht über das Wohl der Tiere stellen, sie weder essen noch sonst für seine Zwecke nutzen. VdZ-Präsident Junhold wollte so weit nicht gehen: Für ihn komme es darauf an, das Leid von Tieren zu vermeiden.

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Zoos täten aber das Gegenteil, bemängelte Peta-Referentin Yvonne Würz. Die promovierte Biologin verwies auf Verhaltensstörungen bei Zootieren: Affen, die sich die Haare ausreißen; Tiger, die monoton im Gehege auf- und abgehen. „Überschusstötungen“, bei denen Zoos aus Platzgründen Tiere töten, bezeichnete sie als „lebensverachtend“. Letztes Jahr musste sich der Heidelberger Zoo rechtfertigen, weil er einen Kudu-Bock erschießen ließ.

Tierpfleger würden eingreifen, wenn es Tieren nicht gut ginge

Überschusstötungen kämen nur infrage, wenn Alternativen ausschieden, betonte Junhold; viele Peta-Behauptungen über Zootiere seien „unbewiesen“. Außerdem, so Junhold, seien die Tierpfleger die „stärksten Kritiker“ der Zoo-Chefs - sie „würden uns aufs Dach steigen, wenn es den Tieren nicht gut ginge“.

VdZ-Geschäftsführer Volker Homes ließ aber auch anklingen, dass in den Tiergärten nicht alles bestens ist. Heutige Zoos, so Homes, sähen nicht mehr so aus „wie 1980“; auch in Zukunft würden sie noch umgestaltet. Mit Tierschützern, die Zoos nicht in Bausch und Bogen verdammen - etwa dem Tierschutzbund -, tausche man sich auch aus.

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