Konzertkritik

Patrice verbreitet in Heidelberg sonnige „Good Vibrations“

Beim Auftakt seiner Deutschland-Tour im fast ausverkauften Heidelberger Karlstorbahnhof zum aktuellen Album "9" glänzen der Reggae-Songwriter und seine dreiköpfige Band

Von 
Jörg-Peter Klotz
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Patrice liefert eine positiv-knallige Show im Karlstorbahnhof. © Rudolf J. Uhrig

Bei seinem ersten Auftritt im neuen Heidelberger Karlstorbahnhof singt Patrice (hier unser Vorab-Interview) den Anfang des neuen Songs „Sentinel“ zunächst aus dem Off. Erst zum Refrain betritt der polyglotte Kölner die Bühne - und der Jubel der Fans beim Auftakt der Deutschland-Tour zum Album „9“ steigert sich noch. Dabei ist das Auftaktlied eines der ruhigeren der Show. Aber es bringt die Kernbotschaft des Reggae-Songwriters schon auf den Punkt: Die Zeiten mögen grimmig sein, aber mit Liebe und positivem Denken kommt man durch. Und Patrice bietet sich in dem Lied selbst als Wächter (Sentinel) für das Seelenheil an. Und er hält Wort und verbreitet - buchstäblich - „Good Vibrations“. Aber das gefeierte zweite Lied „Hippies With Guns“ macht klar, dass man Liebe und Frieden predigen kann, ohne naiv alles mit sich machen zu lassen.

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Reggae-Party mit Tiefgang

Es ist also eine Reggae-Party mit Tiefgang, die nach dem etwas puristischen Solo-Vorprogramm von Keyboarder Ajani meistens sehr rasant über die Bühne geht. Reggae ist dabei nur die Basis, die der gebürtige Kölner mit Anleihen aus allen erdenklichen Stilen anreichert: Soul, Indie-Folk, Rock, Samba, Hip-Hop, Jazz ... stilistisch kann hier alles passieren. Im Spektrum zwischen Bob Marley, Richie Havens, Prince, den Beach Boys - die Liste könnte man endlos fortführen. Die letztlich einfache Grundform variieren Patrice und seine dreiköpfige Band immer wieder virtuos.

Vor allem Schlagzeuger O-Shane ist ein beeindruckend vielseitiger Stilist, der komplexe Rhythmen genau so beherrscht wie energetische Eruptionen und songdienliches Spiel. So bildet er mit Bassist Soul eine kreative Rhythmuseinheit. Dass die Beats anfangs etwas zu tief dröhnen, wird schnell abgestellt. Nach drei Gastspielen im alten Karlstorbahnhof hat Klang-Perfektionist Patrice wie das Publikum viel Freude am Sound im neuen Saal. „Ich habe lange nicht mehr Deutsch gesprochen beim Konzert“, sagt er zur Begrüßung. Nach seiner Tour in Frankreich sei diese Show sein erstes Deutschland-Date seit sieben Jahren.“

Extrem textfestes Publikum

Der Grundton der Show ist so knallig-positiv wie die Trainingsjacke des Hauptdarstellers in den Farben des jamaikanischen Reggae. Schon als drittes Lied will Patrice mit seiner Version von „Rivers Of Babylon“, das acht Jahre vor dem Disco-Hit für Boney M von The Melodians als Reggae veröffentlicht wurde, die Fans zum Tanzen bringen. Uptempo-Nummern wie „Boxes“, „Change Today“, „Everyday Good“, „Up In My Room“ mit „La Bamba“-Anmutung oder „Murderer“ gehen nahtlos ineinander über. Teilweise kann der Sänger und Gitarrist dem Publikum das Singen überlassen. Auch der Marley-Klassiker „Could You Be Loved“ gibt vor „Such Is Love“ Vollgas.

  1. Sentinel
  2. Hippies With Guns
  3. Rivers of Babylon
  4. Boxes
  5. Change Today
  6. Everyday good
  7. Up In My Room
  8. Murderer
  9. Reggae-Jam Sunshine
  10. Could You Be Loved
  11. Such Is Love
  12. Queens
  13. Lions
  14. Celebrate
  15. Sunshine
  16. Burning Bridges
  17. Soulstorm



  18. Zugabe mit Marching Drums: Bigger / Jah Jah Deh Deh
  19. Good Vibrations 

  20. One Love

Kontrapunkte setzt der immer noch jungenhaft wirkende 44-Jährige mit der Akustikgitarre. Am stärksten bei einer Solo-Einlage, vor der er die Fans fragt: „Gibt es ein Lied, das ich nie spiele und das ihr gern hören würdet?“ Nach einigen Verhandlungen („Meistens habe ich mehr Glück“) gibt es filigrane, stimmstarke Versionen von „Queens“ und „Lions“.

Nach dem ewigen Abräumer "Soulstorm" endet die Show mit Bob Marleys "One Love"

Mit „Celebrate“, „Sunshine“ und Burning Bridges“ nimmt das Konzert wieder Fahrt auf, bevor der Hauptteil mit dem gewohnt epischen, diesmal achtminütigen „Soulstorm“ gewohnt ekstatisch endet. Die Zugabe ist originell: Zunächst spielen Patrice und Co. als Marching Band im Publikum. Dann gibt es tatsächlich „Good Vibrations“, mit perfektem Falsett in der Strophe, aber zu ruhigem Refrain. Idealer Abschluss: „One Love“, das Patrice zuletzt mit Blick auf den Marley-Film aufgenommen hat.

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