Metropolregion. Es ist das wohl größte und komplizierteste Verkehrsprojekt in Ludwigshafen seit Jahrzehnten. Massiv ändert sich dadurch auch der Verkehr nach Mannheim. Der Nordbrückenkopf an der westlichen Seite zur Schumacher-Brücke wird ab August 2026 fast komplett gesperrt, kündigt Oberbürgermeisterin Jutta Steinruck am Montag an.
Für rund 300 Millionen Euro werden das Straßengewirr der maroden Hochstraße Nord abgerissen und eine neue Zufahrt zur Rheinbrücke gebaut. „Es ist eine Operation am offenen Herzen, die voraussichtlich vier Jahre lang dauert“, verdeutlicht Eberhard Küssner, Gesamtprojektleiter Hochstraßen bei der Bauprojektgesellschaft (BPG) Ludwigshafen, die Riesenaufgabe. In dieser Zeit steht dem Autoverkehr lediglich eine Verbindung zwischen Auffahrt Heinigstraße und Hemshofkreisel/BASF zur Verfügung – in beiden Richtungen.
Die zwei Zufahrten nach Mannheim werden indes ab nächsten Herbst gekappt. Verkehrsteilnehmer müssen dann die Adenauer-Brücke nutzen. „Als Ausweichstrecke ist die neu gebaute Hochstraße Süd ab Juni 2026 wieder befahrbar“, verspricht Küssner.
Innenstadt von Ludwigshafen soll weiter gut erreichbar sein
Eine dann leistungsfähige Südtangente (B 37) ist die Grundvoraussetzung dafür, um mit dem Abriss der Hochstraße Nord (B 44) zu beginnen. „Extrem herausfordernd ist dabei der Bereich des Nordbrückenkopfs“, sagt der Gesamtprojektleiter. Denn im Untergrund befinden sich nicht nur drei Straßenbahntunnel, sondern auch das BASF-Industriegleis und etwa zehn große Versorgungsleitungen für Abwasser, Gas und Strom, die nicht beschädigt werden dürfen. „Wir müssen auf drei Ebenen arbeiten“, sagt Küssner.
Brückenbauwerke müssen fallen und ebenerdige Verbindungen zurückgebaut werden. Zudem sind zwei Straßenbahntunnel neu zu bauen und das BASF-Industriegleis für die Züge auf das Werksgelände zu verlängern.
Hochstraße Nord
Der Nordbrückenkopf ist der östliche Teil der 1,8 Kilometer langen Hochstraße Nord . Diese verbindet die Kurt-Schumacher-Brücke mit der A 650.
Massive Schäden an der gesamten Brückenkonstruktion sind seit den 1990er Jahren bekannt. Seit 2010 besteht in Fahrtrichtung Bad Dürkheim ein Lkw-Verbot auf einer Länge von 410 Meter in Höhe des Rathaus-Centers.
Eine Generalsanierung der Hochstraße Nord hatten Gutachter als wirtschaftlich nicht mehr vertretbar verworfen.
Die Verkehrsachse (B 44) soll durch eine ebenerdige 860 Meter lange Stadtstraße ersetzt werden.
Für eine neue Brücke über den Bereich des Haupt- und Güterbahnhofs stehen bereits die Pfeiler. ott
„Damit alles möglichst störungsfrei und ohne Verzögerungen ablaufen kann, wird der komplette Bereich weitgehend gesperrt“, sagt Steinruck. Die Innenstadt soll aber weiter gut erreichbar sein. Eine kleine Schonfrist erhalten Verkehrsteilnehmer, die aus Mannheim in Richtung BASF/Oppau unterwegs sind. Die Abfahrt von der Schumacher-Brücke nach Norden bleibe voraussichtlich noch bis 2027 möglich, sagt Küssner. Bereits ab April 2026 wird indes die Auffahrt von der Rheinuferstraße in Richtung Bad Dürkheim gesperrt. Grund ist der Abriss des Hochbunkers.
Im Bereich des Nordbrückenkopfs können ab nächsten August Autos lediglich über eine sieben Meter breite Spange fahren, die derzeit als Auffahrt von der Rheinuferstraße aus Richtung BASF zur Hochstraße Nord/A 650 genutzt wird. „Die beiden Fahrbahnen sind mit jeweils 3,18 Meter etwas breiter als gesetzlich unbedingt vorgeschrieben. Zudem wird Tempo 30 eingerichtet“, sagt Küssner. Für den Lkw-Verkehr bleibt hingegen der gesamte Nordbrückenkopf gesperrt.
Pendler in der Metropolregion sollen künftig die B 9 nutzen
„Ganz ohne Staus wird es wohl nicht abgehen“, sagt die Oberbürgermeisterin über die Großbaustelle, die im Interesse der gesamten Region sei. Gleichwohl zeigt sie sich nach den Erfahrungen beim Neubau der Hochstraße Süd zuversichtlich, dass das bereits bekannte Umleitungkonzept wirke. Großräumig sollen die Verkehrsteilnehmer die Baustelle über die A 61 und A 6 umfahren. Bereits seit 2016 laufen laut Küssner Abstimmungen mit Landes- und Bundesbehörden, damit andere Baustellen auf den Autobahnen nicht ins Gehege kommen.
Für die Bauphase wollen wir klare und verständliche Regeln für die Verkehrsteilnehmer, die sich zwischendrin auch nicht ändern
„Das hat bislang sehr gut geklappt“, verweist Küssner auf beendete Arbeiten etwa an der Rheinbrücke Speyer oder Theodor-Heuss-Brücke. Ein Verkehrschaos durch die Arbeiten am Nordbrückenkopf erwartet auch der Gesamtprojektverantwortliche nicht. Pendler, so die Empfehlung der Verwaltung, sollen künftig die B 9 nutzen. Aktuelle Verkehrsinfos sollen über Hinweisschilder sowie eine neue App angezeigt werden.
Großbaustelle an Hochstraßen in Ludwigshafen: Auswirkungen auf ÖPNV gering
Keine großen Auswirkungen habe die Großbaustelle indes auf den öffentlichen Nahverkehr, so Küssner. Die Straßenbahnlinien 4, 7 und 10 verkehren unverändert. Die Linie 8 wird nach der Öffnung der Adenauer-Brücke wieder ihren Betrieb aufnehmen. Ändern wird sich jedoch die Route der Linie 6, sie fährt ab Herbst 2026 über die Adenauer- statt über die Schumacher-Brücke. Dafür wird noch eine zusätzliche Weiche eingebaut, damit die Bahnen von der Rheinbrücke direkt in die Bleichstraße einbiegen können.
Leicht verändern wird sich auch der Weg der RNV-Busse. Vom nördlichen Ludwigsplatz wird eine mit Schranken versehene Zufahrt zur Haltestelle Rathaus-Center/Haveringallee errichtet. Die sieben Meter breite und 250 Meter lange „ÖPNV-Trasse“ können auch Rettungsdienste und Radfahrer nutzen. Ab 2027 sollen es die Radler ruhiger haben, dann soll der erste Abschnitt des neuen Radwegs unter der Hochstraße Süd fertig sein.
„Für die Bauphase wollen wir klare und verständliche Regeln für die Verkehrsteilnehmer, die sich zwischendrin auch nicht ändern“, betont Steinruck. Deshalb starte die Verwaltung mit ihrer Infokampagne bereits ein Jahr zuvor. Einen ersten Online-Dialog mit Verkehrsexperten richtet sie vom 2. bis 16. September unter www.lu-diskutiert.de ein. Der Stadtvorstand steht bei einer Online-Sprechstunde am 11. September um 18 Uhr Rede und Antwort. „Wir haben aus früheren Großprojekten gelernt. Frühzeitige Infos verbessern auch die Akzeptanz der Maßnahme“, sagt die Oberbürgermeisterin.
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