Nach Gewalttat an Universität

Nach Amoklauf: Heidelberg ruft zu stadtweiter Gedenkminute am Montag auf

Von 
Kai Plösser und Michaela Roßner
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Vor dem Lehrsaal in Heidelberg haben Trauernde Kerzen abgestellt. © René Priebe

Heidelberg. Die Stadt Heidelberg ruft eine Woche nach dem Amoklauf an der Universität am kommenden Montag zu einer stadtweiten Schweigeminute auf. Damit schließt sich die Stadt der Gedenkminute der Universität an, die genau eine Woche nach der Tat im Rahmen einer Trauerfeier eine Schweigeminute einberuft. Das teilte die Verwaltung am Freitag mit. Oberbürgermeister Eckart Würzner erklärte dazu: „Die furchtbare Gewalttat schockiert viele Heidelbergerinnen und Heidelberger. Ich möchte alle Menschen in der Stadt bitten, sich am Montag um 12.24 Uhr der Schweigeminute anzuschließen. Halten Sie einen Moment inne – am Arbeitsplatz, in Geschäften, in Schulen und an vielen weiteren Orten.“

Um 12.24 Uhr waren am vergangenen Montag, 24. Januar, die ersten Notrufe zu den Schüssen im Universitätsgebäude im Neuenheimer Feld eingegangen. Eine junge Frau wurde bei der Gewalttat getötet, drei weitere Studierende verletzt. Der 18 Jahre alte Täter nahm sich wenig später auf der Flucht das Leben. „Lassen Sie uns gemeinsam der Opfer gedenken. Lassen Sie uns gemeinsam ein starkes Zeichen setzen, dass wir in Heidelberg füreinander einstehen!“, sagte Würzner weiter.

Vertreter mehrerer Religionen

Es werde Zeit, Orte und Begegnungen brauchen, um die unfassbare Tat zu verarbeiten, teilte die Universität Heidelberg mit. „Die Gedenkfeier und die Schweigeminute sollen dafür ein Auftakt sein“, so Rektor Bernhard Eitel laut Mitteilung. Durch die Gedenkfeier, die um 12 Uhr in der Peterskirche beginnt, wird Universitätsprediger Helmut Schwier führen. Der Erzbischof von Freiburg, Stephan Burger, und der Landesbischof der Evangelischen Landeskirche in Baden, Jochen Cornelius-Bundschuh, gestalten Wortbeiträge, begleitet von Mitgliedern der Jüdischen und der Muslimischen Hochschulgemeinden. Unter anderem nehmen auch Innenminister Thomas Strobl sowie Wissenschaftsministerin Theresia Bauer als Vertreter des Landes Baden-Württemberg teil. Sie werden ebenso wie Stadtchef Würzner und der Vorsitzende der Heidelberger Verfassten Studierendenschaft, Peter Abelmann, sprechen. Da in der Peterskirche keine Plätze mehr zur Verfügung stehen, lädt auch die Friedenskirche dazu ein, dort gemeinsam die Übertragung zu verfolgen, hieß es nach Angaben der Universität weiter. In der Kirche sei Raum für 350 Personen. 

„In der Zeit von 11 bis 14 Uhr ruhen an der Universität Heidelberg die Lehrveranstaltungen, damit Lehrende und Studierende gemeinsam die Gedenkfeier via Stream oder TV verfolgen können“, informierte die Universität. Um den Studierenden die Möglichkeit zu geben, die Gedenkfeier mitzuverfolgen, schaltet das Studierendenwerk eine Live-Übertragung in einer Reihe von Heidelberger Mensen und Cafés. Unter Vorbehalt der technischen Realisierbarkeit werde die Übertragung nach Angaben des Sudierendenwerks in der Altstadt im Marstallcafé, an der Zeughaus-Theke und im Theatersaal der Triplex-Mensa zu sehen sein. Im Neuenheimer Feld werde die Gedenkfeier im Foyer der Zentralmensa, dem Café Botanik, im Raum für Trauer im Café Chez Pierre und in der Mensa der alten pädagogischen Hochschule übertragen. Interessierte sollen zudem auf der Internetseite des Studierendenwerk Heidelbergs ab spätestens 11.30 Uhr über einen weiterführenden Link die Trauerfeier verfolgen können.

„Offene Gedenkkultur“ denkbar

An mehreren Stellen auf dem Campus im Neuenheimer Feld und in der Altstadt haben Menschen, bewegt vom Geschehen, seit Dienstag Blumen abgelegt und Kerzen angezündet. Die Studierenden wünschen sich einen Ort des langfristigen Gedenkens, weiß Abelmann. In welcher Form dies realisiert werden könne, sei noch völlig offen, zumal eine Retraumatisierung verhindert werden muss. Eine „offene Gedenkkultur“ sei hingegen gut vorstellbar.

Das Schreckliche habe die Unigemeinschaft in einem Moment „tief getroffen“, in dem durch die Pandemie gerade sehr viele Menschen geschwächt seien. „Wir alle hatten gerade erst wieder begonnen, uns auf dem Campus zu treffen“, beschreibt er. Auch die Betroffenen im Hörsaal waren als Erstsemester „gerade erst an der Uni angekommen.“ Der Studierendenrat hat bereits am Dienstagabend eine digitale Gedenkfeier organisiert.

Info: Das RNF überträgt live sowohl im Fernsehen als auch im Livestream auf www.rnf.de von 12 bis 13.30 Uhr und von 22 bis 23.30 Uhr (Aufzeichnung).

Redaktion

Redaktion Redakteurin Metropolregion/Heidelberg

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