Heidelberg

Junge Frau stirbt nach Schüssen in Heidelberger Hörsaal

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dls / dk / dpa / pol
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Polizeibeamte nach der Tat am Gelände des Botanischen Gartens der Heidelberger Universität © Uwe Anspach

Heidelberg.

Ein mit einem Gewehr bewaffneter Mann hat am Montagmittag in einem Hörsaal im Neuenheimer Feld in Heidelberg das Feuer eröffnet und andere Personen verletzt. Eine Frau erlag später ihren Verletzungen. Auch der mutmaßliche Amokläufer ist inzwischen tot, teilte die Polizei mit. 

Nach derzeitigen Erkenntnissen soll der Mann bei laufender Vorlesung in einen Hörsaal der Universität im Neuenheimer Feld gekommen sein und um sich geschossen haben. Dabei verletzte er vier Personen - eine Frau erlag später ihren schweren Verletzungen, hieß es am Montag nach Informationen der Deutschen Presse-Agentur (dpa) in Sicherheitskreisen. Der Täter habe sie in den Kopf geschossen. 

Großeinsatz im Neuenheimer Feld. © Priebe

Der Mann, der selbst Student gewesen sein soll, sei dann ins Freie geflohen. Er soll einen hellen Rucksack mit weiteren Waffen dabei gehabt haben, erfuhr die dpa weiter. Demnach soll er sich dann selbst erschossen haben. Die Polizei bestätigte bisher lediglich, dass der Täter tot ist.



Polizei geht von Einzeltäter aus 

Die Polizei ging nicht von weiteren Tätern aus. Nach ersten Erkenntnissen soll der Mann keine politischen oder religiösen Motive gehabt haben. Man gehe eher von einer Beziehungstat oder psychischen Problemen aus, hieß es in den Sicherheitskreisen. Experten untersuchten einen Rucksack, auch ein Gewehr war auf Bildern zu sehen. Ein Spezialeinsatzkommando habe auf dem labyrinthartigen Gelände nach einem möglichen zweiten Täter gesucht. Gegen 15.15 Uhr dann die Entwarnung: Der Mann sei ein Einzeltäter gewesen. "Derzeit ist keine Gefahrenlage mehr gegeben." 

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Die Polizei bittet Internet-Nutzer, sich nicht an Spekulationen zu beteiligen. Nähere Informationen zum Täter oder seinen Motiven lagen am Montag nicht vor. Auch war der Polizei zu einem möglichen Bekennerschreiben zunächst nichts bekannt, wie die Beamten auf Twitter mitteilten.  

Die Ermittlungen vor Ort liefen auf Hochtouren. Ein Bürgertelefon für Angehörige wurde eingerichtet:  0621 174 5055. 

Der „Weisse Ring“, Deutschlands größte Hilfsorganisation für Kriminalitätsopfer, habe erste Schritte eingeleitet, um die Betroffenen unbürokratisch unterstützen zu können. „Unsere Hilfsmöglichkeiten richten sich nicht nur an die Verletzten, sondern auch an Angehörige, Helfer und Augenzeugen.“, teilte die Organisation mit. Der „Weisse Ring“ ist zentral über das Opfer-Telefon unter der Rufnummer 116006 erreichbar. Ein Spendenkonto sei unter dem Stichwort „Opferhilfe für Heidelberg“ bei der Deutschen Bank (IBAN DE26 5507 0040 0034 3434 00; BIC DEUTDE5MXXX) eingerichtet worden.  

Ermittler untersuchen eine Waffe am Tatort. © Sebastian Gollnow

Neuenheimer Feld weiträumig abgesperrt 

Die Polizei hatte am Mittag mehrere Verletzte im Neuenheimer Feld in Heidelberg gemeldet. Die Beamten seien im Großeinsatz vor Ort, hieß es. Auch zahlreiche Rettungskräfte seien im Einsatz. Das Neuenheimer Feld wurde weiträumig abgesperrt, Passanten und Autofahrer gebeten, das Gebiet weiträumig zu umgehen beziehungsweise zu umfahren. Wie Mitarbeiter vor Ort mitteilten, waren auch das SEK und ein Polizeihubschrauber im Einsatz. 

Am Gelände der Universität standen Dutzende Polizei- und Krankenwagen. Vor den Absperrungen standen junge Leute beisammen. Am Abend wurden alle Verkehrssperrungen rund um das Neuenheimer Feld aufgehoben, teilte die Polizei mit. Lediglich das Gebäude, in dem die Tat begangen wurde, sowie der Fundort des Täters waren noch zur Spurensicherung abgesperrt. 

Auch die Rhein-Neckar-Verkehrsbetriebe (RNV) meldeten, dass das Neuenheimer Feld wegen des Polizeieinsatzes großräumig gesperrt war. Die Linien 20, 21, 24, 29, 31, 32 und 37 fuhren nicht in diesen Bereich. Am späten Nachmittag wurden die Strecken wieder freigegeben. Die Buslinien 20 und 32 fuhren jedoch zunächst noch eingeschränkt.  

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Angriff an Universität Heidelberg - mehrere Verletzte

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Bundeskanzler Olaf Scholz: "Es zerreißt mir das Herz"

Der Heidelberger Oberbürgermeister Eckart Würzner äußerte sich über Facebook: "Liebe Heidelberginnen und Heidelberger, der heutige Tag ist ein fürchterlicher für uns alle." Die Situation sei undurchsichtig, deswegen bitte er Bürger, den Anweisungen der Polizei zu folgen und keine vorzeitigen Spekulationen und Gerüchte zu verbreiten. 

Baden-Württembergs Ministerpräsident Winfried Kretschmann drückte den Opfern sein Beileid aus. "Die Nachrichten aus Heidelberg machen mich zutiefst betroffen. Meine Gedanken sind bei den Familien und ihren Angehörigen. Wir sind an Ihrer Seite", teilte der Grünen-Politiker am Montagabend mit. Er hoffe inständig, dass die Verletzten wieder gesund würden. Er dankte Einsatz- und Rettungskräften für ihre Arbeit. "Unsere Polizei ermittelt unter Hochdruck und tut alles dafür, um die Hintergründe der Tat schnell aufzuklären."

Innenminister Thomas Strobl (CDU) sagte: "Für die Verletzten und die Beteiligten, auch die im Tutorium dabei waren, hoffe ich auf baldige Genesung an Leib und Seele." Es sei eine "entsetzlich belastende Situation".

Bundeskanzler Olaf Scholz zeigte sich nach dem Amoklauf in Heidelberg tief erschüttert. "Es zerreißt mir das Herz, solch eine Nachricht zu erfahren", sagte der SPD-Politiker am Montag nach einer Konferenz mit den Ministerpräsidenten in Berlin. Er sprach den Angehörigen, den Opfern und den Studentinnen und Studenten der Universität Heidelberg sein Beileid aus.

Staatssekretärin Franziska Brandtner, die für die Grünen bei der Bundestagswahl das Direktmandat in Heidelberg geholt hat, schrieb auf Twitter: "Meine Anteilnahme in dieser furchtbaren Situation. So furchtbar. Ich bin fassungslos."

Baden-Württembergs Wissenschaftsministerin Theresia Bauer (Grüne) besuchte noch am Nachmittag den Tatort und zeigte sich erschüttert: "Ich bin entsetzt. Es lässt einen sprachlos zurück, wenn unschuldige junge Menschen im Hochschulbetrieb so etwas erleben müssen. Ich bin in Gedanken bei denen, die verletzt wurden und betroffen sind. Ich wünsche mir sehr, dass bald Genesung eintritt."

Auch die Studierendenschaft äußerte sich fassungslos. "Wir sind unendlich schockiert. Das ist eine Katastrophe, die sich allem Denkbaren zwischen Vorlesungen, Klausuren und Unileben entzieht", sagte der Vorsitzende Peter Abelmann.

Der evangelische Landesbischof von Baden, Jochen Cornelius-Bundschuh, zeigte sich erschüttert über den Amoklauf an der Heidelberger Universität. "Ich bin entsetzt", sagte er am Montag laut einer in Karlsruhe verbreiteten Mitteilung. Die Peterskirche als Universitätskirche in Heidelberg sei bis 22 Uhr geöffnet, Seelsorgerinnen und Seelsorger seien vor Ort. Pfarrerinnen und Pfarrer seien ansprechbar, "um Menschen in ihrer Angst, Trauer und Wut beizustehen", hieß es.

"Ich trauere um die junge Frau, die getötet wurde, und ihre verzweifelten Angehörigen", sagte Cornelius-Bundschuh weiter. Er bete für die Verletzten und die Angehörigen. "Ich denke an die Studierenden, die erleiden müssen, wie verletzlich das Leben ist."

Auch der Freiburger Erzbischof Stephan Burger zeigte sich nach Angaben der Diözese "schockiert". "Fassungslos blicken wir in der ganzen Erzdiözese Freiburg nach Heidelberg. Ich bin entsetzt und zutiefst bestürzt über den Angriff, der sich dort heute Nachmittag in einem Hörsaal der Universität ereignet hat", sagte Burger am Montag einer Mitteilung zufolge. Er sei im Gebet bei den Opfern und ihren Angehörigen und danke den Rettungskräften für ihren Einsatz. Die Stadt Heidelberg liegt im Erzbistum Freiburg. 

"Die Tat muss jetzt schnell aufgeklärt werden", forderte Burger. "Gewalt und Blutvergießen können niemals ein Weg sein, für was auch immer." Eine Seelsorgerin sei gerufen worden, um Studierende - insbesondere die Verletzten - zu betreuen.

Hier erfahren Sie mehr zur Pressekonferenz am Montagabend.  

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