Förderung

Hilfe für Jugendliche in der Rhein-Neckar-Region beim Berufseinstieg

Eine neu zu schaffende Jugendberufsagentur in der Region soll junge Menschen künftig bei der Jobsuche unterstützen. 300.000 Euro stellt der Kreistag dafür zur Verfügung. Das sind die Pläne der Kooperation

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Vertreterinnen und Vertreter der Kooperationspartner unterzeichnen die Vereinbarung zum Aufbau der Jugendberufsagentur. © Dirk Timmermann

Rhein-Neckar. Kein Jugendlicher, kein junger Erwachsener darf bei der Förderung der beruflichen und sozialen Integration verloren gehen. Mit dieser Zielsetzung haben Vertreter mehrerer Institutionen die Kooperationsvereinbarung zum Aufbau einer Jugendberufsagentur unterzeichnet. „Die enge und verzahnte Zusammenarbeit aller Partner vor Ort ermöglicht es, dass Jugendliche und Betriebe auch in unsicheren Zeiten sicher zueinander finden“, erklärte Klaus Pawlowski, Vorsitzender der Geschäftsführung der Agentur für Arbeit Heidelberg. Bereits jetzt arbeite man eng mit dem Jobcenter zusammen, dank der Jugendberufsagentur gelinge jedoch eine noch bessere Verzahnung.

Diese Initiative zeigt eine Kultur des Hinschauens.
Frank Schäfer Leiter Schulamt Mannheim

Ebenfalls mit dabei ist das Staatliche Schulamt Mannheim. „Diese Initiative zeigt eine Kultur des Hinschauens“, lobte Leiter Frank Schäfer. Indem jeder Akteur Know-how und Fachleute einbringe, könnten junge Menschen im Rhein-Neckar-Kreis, die einen Einstieg in den Beruf suchten, besser unterstützt werden. „Wie kann man ganz konkret fördern und integrieren?“ sei eine Frage, die das neue Format beantworte. Durch die direkte Ansprache vor Ort wolle man künftig Schüler informieren, zu denen man bisher kaum durchgedrungen sei. Es gelte, Ausbildungsreife und erfolgreiche Berufsabschlüsse sicherzustellen.

Jugendberufsagentur

  • Die neu zu schaffende Jugendberufsagentur dient der effektiveren Betreuung, Förderung und Integration erwerbsfähiger junger Menschen unter 25. Damit werden die Kompetenzen der zuständigen Institutionen enger verzahnt und koordiniert.
  • Kooperationspartner beim Aufbau der Jugendberufsagentur sind die Agentur für Arbeit Heidelberg, das Jobcenter Rhein-Neckar-Kreis, das Staatliche Schulamt Mannheim, die Beruflichen Schulen im Rhein-Neckar-Kreis sowie der Kreis selbst.
  • Geplant ist die Einrichtung einer Fachstelle im Kreisjugendamt. Das Budget beträgt 300 000 Euro. Die Ansprache der jungen Menschen erfolgt vor Ort. 

Dass in dieser Hinsicht Probleme bestehen, ergab eine Bestandsanalyse. „Zu viele junge Menschen fallen durchs Netz“, beklagte Landrat Stefan Dallinger (CDU). Jeder Jugendliche müsse ein Angebot bekommen. Auch wenn der Kreis für seine soziale Fürsorge bekannt sei, so gebe es Handlungsbedarf - den sämtliche Partner erkannt hätten. Insbesondere die letzten Jahre seien schwierig gewesen. Von einer „guten vierstelligen Anzahl“, die man in Stadt und Landkreis aus dem Blick verloren habe, berichtete Pawlowski. Jährlich zähle man rund 6000 Schulabgänger, von denen 2700 der Bundesagentur bekannt seien. 1500 fänden sich in einer dualen Ausbildung wieder, um die 2000 junge Erwachsene würden hingegen gar nicht erreicht. „Diese Menschen sollen in den Arbeitsmarkt zurückkehren“, hofft der Geschäftsführer der Arbeitsagentur.

Früher hätten Schüler während ihres Praktikums einen Betrieb kennengelernt und in vielen Fällen auch dort ihre Ausbildung absolviert. In der Corona-Pandemie habe sich dies geändert, weiß Pawlowski. Betreuung sei meist nur virtuell erfolgt, der Übergang von der Schule in den Beruf erschwert worden.

300 000 Euro im Budget

„Die beste Versicherung gegen Arbeitslosigkeit ist immer noch eine Berufsausbildung“, erinnerte auch Norbert Hölscher an die Bedeutung einer soliden Grundlage. 3000 unter 25-Jährige betreut der Geschäftsführer beim Job-Center Rhein-Neckar. Gleichzeitig suchten Betriebe händeringend nach Fachkräften. Eine „kräftige dreistellige Zahl an Ausbildungsplätzen“ sei zuletzt nicht besetzt worden. Dass die mit der Jugendberufsagentur einhergehende Vernetzung weit über die digitale Welt hinausgehen soll, sehen alle Beteiligten als Fortschritt. Ähnliche Initiativen gebe es in Deutschland bisher nur vereinzelt. Die konkrete Ausgestaltung ist Gegenstand des nun beginnenden Planungsprozesses.

Raum der Persönlichen Begegnung

Denkbar ist ein Raum, in dem sich die Koordinationspartner persönlich begegnen. Bereits beschlossen ist die Einrichtung einer Fachstelle beim Kreisjugendamt. Eine von drei Projektstellen ist inzwischen besetzt. 300 000 Euro stellt der Kreistag zur Verfügung, der die Jugendberufsagentur in seinen strategischen Zielen verankert hat. „Um eine rechtlich eigenständige Einrichtung handelt es sich aber nicht“, betont Jugendamtsleiterin Susanne Keppler. Vielmehr gehe es um eine institutionenübergreifende und multiprofessionelle Zusammenarbeit, mit dem Ziel, Angebote zu bündeln. Der neue, auf drei Jahre angelegte Kooperationsvertrag schreibt zugleich eine Vereinbarung aus dem Jahr 2014 fort, an der sich Arbeitsagentur, Jobcenter und Landkreis beteiligt hatten. Mit Schulamt und Beruflichen Schulen sind entscheidende Partner hinzugekommen.

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Stets zu beachten beim künftigen „Miteinander statt Nebeneinander“ - so das erklärte Ziel - sind inklusive, benachteiligungssensible sowie datenschutzrechtliche Aspekte. Nicht minder wichtig nach Meinung aller Beteiligten ist die Einbindung der Eltern. Zu Beratungsgesprächen werden sie mit eingeladen, auch gibt es regelmäßige Veranstaltungen im Rahmen der Berufswegeplanung.

Damit die jungen Menschen die Zeit nach der Schule wie erhofft meistern, ist vor allem eines gefragt: Motivation. Deswegen werde man das Projekt in die Schulen bringen, kündigt Florence Brokowski-Shekete an. Lehrkräfte sollen ihre Schüler begeistern, etwas Sinnhaftes zu tun, wünscht sich die Schulrätin beim Schulamt Mannheim. Mit der Jugendberufsagentur habe man nun das geeignete Format.

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