Rhein-Neckar

Hier entstehen neue H2-Tankstellen in der Region

Weil die RNV immer mehr Busse in ihrem Netz einsetzt, die mit Wasserstoff betankt werden, braucht sie auch die entsprechenenden Tankstellen dafür. Dafür werden jetzt in Heidelberg, Mannheim und Ludwigshafen Anlagen gebaut

Von 
Filip Bubenheimer
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Eine neue Erdgastankstelle für Busse entsteht derzeit am Wieblinger Weg in Heidelberg. Im Frühjahr 2024 soll sie in Betrieb gehen. © Philipp Rothe

Für den Umbau ihrer Busflotte hin zur Klimaneutralität setzt die Rhein-Neckar Verkehr GmbH (RNV) neben rein batteriebetriebenen Bussen auch auf Brennstoffzellen-Busse. 40 Fahrzeuge hat sie bereits bei Daimler Buses, früher EvoBus, bestellt. Zum Betanken der Busse mit Wasserstoff (H2) werden in Heidelberg, Mannheim und Ludwigshafen H2-Tankstellen gebaut.

Im Sommer nächsten Jahres sei mit dem Spatenstich für die Ludwigshafener Tankstelle zu rechnen, sagte Falk Schulte-Wintrop vom Tankstellenbetreiber H2 Mobility bei der Vorstellung des Projekts im Pfalzbau Ludwigshafen am Dienstagabend. Die Tankstelle soll in der Nähe des RNV-Betriebshofs in Ludwigshafen-Rheingönheim, nördlich des Straßenbahndepots, entstehen. Vor dem geplanten Baubeginn im Sommer 2024 müssen noch Eidechsen umgesiedelt werden. Schulte-Wintrop zufolge kann die Tankstelle Anfang 2025 in Betrieb gehen.

Am Betriebshof in Rheingönheim

Die RNV will dann dort die acht Brennstoffzellen-Busse betanken, die sie in Ludwigshafen einsetzen will. Wie alle für die RNV geplanten H2-Tankstellen wird auch die Ludwigshafener Tankstelle öffentlich zugänglich sein. Die geplanten Baukosten liegen bei rund 2,5 Millionen Euro. Davon tragen der Bund und H2 Mobility jeweils die Hälfte. Die RNV zahlt H2 Mobility einen Baukostenzuschuss von 500 000 Euro, der auf den Wasserstoff-Preis für die RNV angerechnet wird. Die Verkehrsbetriebe Ludwigshafen (VBL) verpachten ein Grundstück für die Tankstelle an H2 Mobility. Der Ludwigshafener Verkehrsdezernent Alexander Thewalt wies darauf hin, dass die Stadt Ludwigshafen den nötigen Grunderwerb und die Herstellung der Baureife durch die VBL mit rund 450 000 Euro finanziert.

Leichtes Gas

Um die Sicherheit von Wasserstoff-Tankstellen muss man sich laut Falk Schulte-Wintrop von H2 Mobility keine Sorgen machen. „Grundsätzlich ist Wasserstoff ein sehr sicheres Molekül, weil es sehr leicht ist”, sagte Schulte-Wintrop. Im Gegensatz zu anderen Stoffen sammele sich Wasserstoff bei einem Leck daher nicht am Boden, sondern verflüchtige sich in der Atmosphäre. Beim Austritt einer großen Menge bilde sich nur schwerlich ein explosives Gemisch. Auch die in der Anlage herrschenden Drücke sind Schulte-Wintrop zufolge kein Grund zur Unruhe. Pkw werden bei 700 bar, Busse und Lkw bei 350 bar betankt. Aber, sagt Schulte-Wintrop, „sämtliche Systeme sind oft auf den 2,5-fachen Druck ausgelegt.“

Spätestens 2026 "grüner" Wasserstoff

Der Wasserstoff wird per Lkw zur Tankstelle geliefert. Die Lkw-Aufleger werden dann Schulte-Wintrop zufolge einfach abgestellt; aus ihnen wird ohne weitere Zwischenspeicherung direkt getankt. Die Ladung eines Auflegers reiche, um 30 bis 40 Busse zu betanken. Bis 2026 handelt es sich bei dem angebotenen Wasserstoff um aus Erdgas hergestellten, „grauen“ Wasserstoff. Spätestens ab 2026 soll der Wasserstoff dann „grün“ sein, also in einem Elektrolyseur mit Strom aus erneuerbaren Energien erzeugt werden.

Laut Frank Ehemann, RNV-Bereichsleiter für Fahrzeuge, wird die RNV ab nächstem Jahr die Brennstoffzellenbusse ausgiebig erproben und so lange wie möglich im Betrieb halten. „Ich denke, dass wir dann in der Lage sind, mit den Erfahrungen, die wir gesammelt haben, noch besser abzuwägen, machen wir nur elektrisch oder erhöhen wir den Anteil der Brennstoffzelle“, sagte Ehemann. Welchen Weg die RNV schließlich einschlage, hänge auch von der Verfügbarkeit von grünem Wasserstoff ab. „Wir halten uns da momentan sehr viel offen.“

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In Heidelberg gehen die Arbeiten an der geplanten Wasserstofftankstelle im Stadtteil Wieblingen, in Nachbarschaft zur A 656/B 37 und neben einem Baumarkt, voran.

Bis zu 27 Gelenkbusse sollen hier Platz haben und hier schon im Frühjahr 2024 klimaneutral volltanken können: Die RNV baut auch hier im Wieblinger Weg einen Betriebshof für Wasserstoffbusse. Im Oktober 2022 wurde mit dem Bau begonnen. Betankt werden sollen hier vor allem die E-Batterie-Gelenkbusse vom Typ Mercedes-Benz eCitaro. Sie verfügen über Wasserstoff-Brennstoffzellen, die im Laufe des Betriebs Wasserstoff und Luftsauerstoff in Strom umwandeln. Mit diesem werden die Akkus des Busses während der Fahrt aufgeladen – das vergrößert seine Reichweite. Außerdem geht die Betankung nach Auskunft der Experten deutlich schneller als bei reinen Elektrofahrzeugen.

Grundstückspreis symbolisch

Neben den Abstellflächen und Ladepunkten für bis zu 27 Busse entsteht in Wieblingen eine Wasserstofftankstelle, die auch der Öffentlichkeit zur Verfügung stehen wird. 24,5 Millionen Euro werden in die Anlage investiert, 10 500 Quadratmeter bebaut, hieß es zum Baubeginn im Oktober 2022.

Das Grundstück in Nachbarschaft zu einem großen Baumarkt wird von der Heidelberger Verkehrsgesellschaft HSB der RNV zum symbolischen Preis von einem Euro zur Verfügung gestellt. Eine Solaranlage ist auf dem Dach geplant, wenngleich sie bei Weitem nicht ausreiche, um die Anlage komplett zu versorgen. Bis 2040 müssen alle Busse in Baden-Württemberg klimaneutral fahren. Dieses Ziel hat sich das Land gesetzt. Im Frühjahr waren knapp 150 von 8000 Bussen klimaneutral.

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