Heidelberg. Die Stadt Heidelberg sucht dringend Wohnraum für Geflüchtete aus der Ukraine. Weil vermehrt vom Krieg betroffene Menschen nach Baden-Württemberg kommen, steigen nach Angaben der Verwaltung die Zuweisungen an die Stadt. Demnach kommen aktuell wöchentlich mehr als 70 Geflüchtete nach Heidelberg. Ausgehend vom aktuellen Zulauf rechnet die Stadt damit, bis Ende des Jahres 1300 weitere Menschen aus der Ukraine mit Wohnraum versorgen zu müssen.
Newsletter "Guten Morgen Mannheim!" - kostenlos registrieren
Zudem steht der Semesterbeginn im Oktober bevor. Auf der Homepage des Studierendenwerks Heidelberg heißt es, dass es zu Beginn eines Wintersemesters etwa 7000 neue Studentinnen und Studenten in die Stadt zieht. Für den Zeitraum des gewünschten Mietvertragsbeginns zwischen 1. September und 1. November gebe es aktuell rund 3 400 Bewerbungen auf ein Wohnheimzimmer, geht Elisabeth Herbold, Assistentin der Geschäftsführung beim Studierendenwerk, auf Anfrage ins Detail. „Erfahrungsgemäß wird diese Zahl aber in den nächsten Wochen noch deutlich ansteigen“, erklärt sie. In den Wohnheimen stehen zum kommenden Semester laut Herbold aber nur 1100 Zimmer zur Verfügung. Der Rest müsste sich zusätzlich zu den geschätzten 1300 Geflüchteten eine Bleibe auf dem privaten Wohnungsmarkt suchen.
„Großer Druck“ zu Semesterbeginn
„Es deutet sich an, dass wir Schwierigkeiten mit dem privaten Wohnraum bekommen könnten“, sagt Stadtsprecher Timm Herre auf Anfrage. Er betont aber auch: „Im Prinzip ist das nichts Neues.“ Zu jedem Semesterbeginn herrsche „großer Druck“ auf dem Wohnungsmarkt. Dass es deswegen zu einem Interessenkonflikt kommen könnte, befürchtet Herre indes nicht und spricht von Zielgruppen, die einen unterschiedlichen Bedarf hätten. Für Studierende und Geflüchtete gebe es jeweils ein „enges Netzwerk“. Auf der einen Seite unterstütze das Studierendenwerk, auf der anderen die Stadt. Herre verweist auf die Situation von 2015, als ebenfalls viele Geflüchtete nach Heidelberg gekommen waren. Man kenne das Phänomen – und das Problem – bereits, sagt er.
Die Wohnraumversorgung in der Stadt sei allgemein ein „heißes Pflaster, so Herre. Es sei schwierig, überhaupt freien Wohnraum zu finden. Das gilt mittlerweile auch für die Geflüchteten. Von privater Seite gebe es weniger Angebote für Ukrainerinnen und Ukrainer als noch zu Kriegsbeginn. Auch die Kapazitäten in städtischen Einrichtungen und dezentralen Wohneinheiten seien für Geflüchtete fast vollständig ausgeschöpft. Nun richtet sich die Stadt an die Bevölkerung. Wer privaten Wohnraum zur Verfügung hat, könne diesen bei der Stadt anbieten, die für die Miete aufkomme.
Die Stadt will sich aber nicht nur auf den privaten Wohnraum verlassen. Laut Herre könnte sich künftig eine weitere Lösung finden. Ins Detail kann er aufgrund laufender Gespräche zwar nicht gehen. „Aber andere Pläne sind vorhanden, um entsprechende Unterbringungsmöglichkeiten zu eruieren“, so Herre.
Den Studierenden hilft das weniger. Aber immerhin: Trotz der Geflüchteten aus der Ukraine und des damit knapper gewordenen Wohnraums sei keine Tendenz erkennbar, dass sich zu diesem Semester mehr Studentinnen und Studenten als sonst beim Studierendenwerk melden, so Herbold. „Ob und inwiefern Geflüchtete zu der Anzahl der Bewerbungen um Wohnheimplätze für das Wintersemester beitragen, ist nicht festzustellen“,sagt Herbold. Sie nimmt an, „dass die Warmmieten des Studierendenwerks angesichts der steigenden Nebenkosten und der ohnehin schon höheren Mieten auf dem freien Wohnungsmarkt weitere Studierende zu einer Wohnheimbewerbung motivieren“.
Die Studierenden sollten möglichst früh auf Wohnungssuche gehen . „Am besten, sobald Heidelberg als möglicher Studienort im Raum steht. Auf unsere Wohnheimzimmer kann man sich nämlich schon ohne Zulassung bewerben“, betont Herbold. Allein auf eine Wohnheim-Bewerbung sollten sich die Studierenden jedoch nicht verlassen. Parallel sollte man sich auf dem privaten Wohnmarkt umschauen – auch außerhalb der Stadt: „Im Umland von Heidelberg findet man oftmals günstigeren Wohnraum. Mit dem Semesterticket und/oder mit dem Fahrrad kommt man in der Regel schnell und günstig nach Heidelberg“, sagt Herbold.
URL dieses Artikels:
https://www.mannheimer-morgen.de/orte/heidelberg_artikel,-heidelberg-heidelberger-wohnungsmarkt-ein-heisses-pflaster-_arid,1990359.html
Links in diesem Artikel:
[1] https://www.mannheimer-morgen.de/orte/heidelberg.html