Die Inflation auf dem Lebensmittelmarkt stellt Gastronomen und Unternehmen vor Herausforderungen. Auch das Deutsche Studentenwerk (DSW) steht vor dem Spagat, bei steigenden Preisen das Essen in Mensen finanziell weiter erträglich zu gestalten. „Wir versuchen, immer ein Angebot für jeden Geldbeutel anzubieten“, sagte DSW-Generalsekretär Matthias Anbuhl vor wenigen Tagen - kündigte aber an, Preise erhöhen zu müssen, wenn Entlastungen von Bund und Ländern ausblieben. Wie sieht das Studierendenwerk Mannheim die Lage in den Mensen - und wie wirkt sich die Rohstoff- und Energiekrise auf Wohnheime aus?
Plant das Studierendenwerk die Preise in Mensen zu erhöhen?
Studentinnen und Studenten sollen Basisangebote weiterhin für drei Euro bekommen können. Diese vor zwei Jahren zwischen Studierendenwerk und Studierendenvertretung erneuerte Vereinbarung laufe noch bis Ende des nun beginnenden Semesters, erklärt der Geschäftsführer des Studierendenwerks, Peter Pahle. „Wir wollen unseren Auftrag, jedem Studenten täglich mit einem guten, nachhaltigen und vor allem preiswerten Essen zu versorgen, nachkommen.“ Das Wahlangebot - Gerichte, die über das Basisangebot hinausgehen - zähle nicht zu dieser Vereinbarung und könnte deshalb auf absehbare Zeit teurer werden.
Wie will das Studierendenwerk das Basisangebot weiterhin finanzieren?
Laut Pahle habe es dazu Gespräche zwischen Studierendenwerk und Studierendenvertretung gegeben. Beide Seiten seien zu dem Schluss gekommen, weiterhin zwei Gerichte für drei Euro anzubieten, dafür aber die Semesterbeiträge für das Studierendenwerk zu erhöhen. „Die Mehrheit der Studierendenvertreter hat sich dafür ausgesprochen, die Basisangebote solidarisch mitzufinanzieren“, erklärt Pahle. Wie stark die Erhöhung ausfalle, entscheide der Verwaltungsrat im Dezember. „Durch die Erhöhung soll der Preis für das Basisangebot die nächsten ein bis zwei Jahre stabil gehalten werden.“
Haben Studenten und Studentinnen Einfluss auf die Entscheidung über die Höhe der Beiträge ?
Ja. Studentinnen und Studenten stellen vier der zehn stimmberechtigten Verwaltungsräte.
Das DSW fordert Bund und Länder auf, Subventionen für das Essen zu erhöhen. Was sagt das Studierendenwerk Mannheim dazu?
Pahle schließt sich diesen Forderungen an. „Wir legen bei jedem Essen, das wir verkaufen, drauf.“ Irgendwann müssten deshalb Subventionen angeglichen werden. Die aktuelle Finanzhilfe des Landes umfasst die Jahre 2020 bis 2024. „Alle Studierendenwerke in Baden-Württemberg sind der Meinung, dass das Land seinen Beitrag leisten muss, um die Preisentwicklung einigermaßen erträglich zu gestalten.“ Das gemeinnützig arbeitende Studierendenwerk oder die Studentinnen und Studenten hätten dazu keine Mittel, betont Pahle. „Das Land muss darüber nachdenken, die Subventionen zu erhöhen - und das zeitnah.“
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Wie steht das Land zu den Forderungen?
Dem zuständigen Landeswissenschaftsministerium sei die Situation und die Tatsache bewusst, dass Studierendenwerke mit Blick auf die Sozialverträglichkeit nur „begrenzte“ Möglichkeiten hätten, Einnahmen zu generieren, teilt eine Sprecherin auf Anfrage mit. Das Ministerium arbeite „an Konzepten, wie Studierendenwerke über die Finanzhilfe hinaus unterstützt werden können“. Dadurch sollten sie auch in Zukunft „gute Rahmenbedingungen zu sozialverträglichen Preisen“ anbieten können. Außerdem habe das Land wegen der steigenden Energiepreise zusätzliche Mittel angemeldet, über die der Gesetzgeber noch in diesem Jahr entscheide.
Bis 31. August müssen Bewohnerinnen und Bewohner das sanierungsbedürftige Bumiller-Raab-Wohnheim verlassen haben. Was passiert dann mit dem Haus?
Das traditionsreiche Haus, das nicht vom Studierendenwerk, sondern von der Bumiller-Raab-Haus Stiftung betrieben wird, ist ein Sanierungsfall und wird wie berichtet Ende des Jahres abgerissen. Anschließend, erklärt Pahle, solle an gleicher Stelle ein neues Heim gebaut werden. Die Ausschreibung für den Neubau sei vom Studierendenwerk durchgeführt worden, das das Wohnheim betreiben wird. Das Haus solle 165 Studentinnen und Studenten Platz bieten und „so energieeffizient wie möglich sein“, erklärt Pahle. Bewohner und Bewohnerinnen des Raab-Hauses, die über den 31. August hinaus in Mannheim studieren, konnten sich, ebenfalls wie berichtet, früh auf Plätze in Wohnheimen des Studierendenwerks bewerben.
Neue Heime sind zum Herbst-/Wintersemester 2023 in B6 und ein Jahr später in L4 geplant. Sind die Baustellen trotz der Lieferkettenprobleme im Zeitplan?
Laut Pahle sind sie das. In den drei Häusern - B6, L4 und dem ehemaligen Raab-Haus - sollen insgesamt etwa 450 Plätze entstehen, was der Zahl entspreche, die das Studierendenwerk zuletzt verloren hat. Aufgrund der aktuellen wirtschaftlichen Lage könne Pahle aber noch nicht sagen, zu welchen Mietpreisen die Wohnungen angeboten werden. Aktuell bietet das Studierendenwerk in 15 Wohnheimen Plätze gegen eine Warmmiete von 260 bis 420 Euro an. Für die drei neuen Häuser in Uninähe geht Pahle davon aus, dass die Mieten im oberen Preissegment angesiedelt werden.
Die Inflation führt zu hohen Nebenkosten. Muss das Studierendenwerk Mieten erhöhen?
Laufende Verträge blieben unangetastet. „Studenten bezahlen eine Warmmiete und müssen deshalb in Wohnheimen keine Sorge vor Nachforderungen haben“, erklärt Pahle. Das Studierendenwerk ruft in den Heimen dennoch zum Energiesparen auf. Verträge gelten üblicherweise über sechs Semester. „In dieser Zeit bleibt der Preis in aller Regel gleich.“ Sollten Mieterhöhungen dennoch „notwendig“ sein, werde das über Neuverträge umgesetzt. So kündigt Pahle für das Wintersemester an, Mieten in neuen Verträgen um fünf Prozent zu erhöhen.
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