Diskussion

Heidelberger OB will keine Cannabis-Modellstadt

SPD und Jusos Heidelberg beantragten, dass Heidelberg sich als Cannabis-Modellstadt bewirbt. Nun hat Oberbürgermeister Eckart Würzner das Thema aus der Diskussion in den Gremien genommen

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Michaela Roßner
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Geht es nach OB Eckart Würzner soll Heidelberg keine Modellstadt für Cannabis werden. © iStock

Heidelberg. "Oberbürgermeister Eckart Würzner hat den Gemeinderat in einem Schreiben heute darüber informiert, dass er den von den Fraktionen SPD, Linke und GAL gestellten TOP-Antrag 'Cannabis-Modellstadt Heidelberg' vorerst nicht in den gemeinderätlichen Gremienlauf geben wird, weil auch noch kein Gesetzesentwurf der Bundesregierung zur Säule zwei der von der Ampel-Regierung geplanten Cannabis-Legalisierung vorliegt", teilt die CDU-Fraktion mit.

OB Würzner lehnt Antrag zu Heidelberg als Cannabis-Modellstadt ab

„Die CDU-Fraktion Heidelberg begrüße" das nachvollziehbare und richtige Vorgehen des Oberbürgermeisters. Es ist gut, dass der OB die Diskussion zu diesem weitreichenden Thema nur auf der Basis von belastbaren Informationen und Fakten führen will“, erklärt die CDU-Fraktionsvorsitzende Nicole Marmé. SPD, Jusos. Linke und GAL Heidelberg hatten den Antrag eingebracht, dass Heidelberg sich als Cannabis-Modellstadt bewerben soll.

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Ein geplanter Gesetzentwurf ist Mitte Oktober im Bundestag zum ersten Mal gelesen worden. SPD, Grüne und FDP möchten den Hasch-Erwerb aus der kriminellen Ecke holen. Bis zu 25 Gramm sollen Erwachsene besitzen, bis zu drei Pflanzen daheim hegen dürfen.

DKFZ in Heidelberg warnt vor einer Legalisierung von Cannabis

Katrin Schaller, Leiterin der Stabsstelle Prävention am Deutschen Krebsforschungszentrum Heidelberg, hatte bei einem Ortstermin des CDU-Bundestagsabgeordneten Alexander Föhr vor etwa einer Woche vor den Folgen einer möglichen Legalisierung von Cannabis gewarnt: „Cannabis wird meist zusammen mit Tabak geraucht“. sieht Schaller die Präventionsarbeit von Jahrzehnten und den Nichtraucherschutz gefährdet.

Wegen Tabak

Heidelberger Krebsforscher sehen Cannabis-Legalisierung kritisch

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Cannabis ist die am häufigsten konsumierte illegale Droge im Land. 8,8 Prozent der Bevölkerung gaben 2021 an, im vergangenen Jahr Cannabis konsumiert zu haben. Etwa die Hälfte der Heranwachsenden zwischen 18 und 25 Jahren bestätigten in der gleichen Studie, den Stoff schon einmal konsumiert zu haben. „Mir geht es nicht um die Dauer-Diskussion, Cannabis legalisieren oder nicht“, erklärt Föhr. Aber der nun vorgestellte Gesetzentwurf lasse viele Fragen offen, besonders auf dem Gebiet des Jugendschutzes, möchte er den Experten vor Ort im DKFZ, einer weltweit renommierten Forschungseinrichtung, mehr Gehör verschaffen.

CDU in Heidelberg kritisiert Antrag der SPD, Linken und GAL

Nachgewiesen sei bereits, bestätigt Schaller, dass Cannabis jugendliche Gehirne schädigt, Abhängigkeit erzeugt und Psychosen auslösen kann. „Für Heranwachsende muss Marihuana tabu bleiben“, unterstreicht Schaller. Das sieht der Heidelberger Gesamtelternbeirat genauso – und kritisiert die von SPD und Jusos angestoßene Idee, Heidelberg solle sich als Cannabis-Modellstadt bewerben. „Heidelberg muss nicht überall Vorreiter sein“, erteilt Föhr diesem Projekt eine Absage.

In den künftigen Modellstädten – etwa ein Dutzend sind bundesweit vorgesehen, außer Heidelberg hat bisher keine weitere Kommune mit einer Bewerbung von sich reden gemacht – soll die Abgabe von Genuss-Cannabis in lizenzierten und kontrollierten Fachgeschäften an Erwachsene organisiert werden, zunächst für fünf Jahre, um daraus Erkenntnisse über ein möglicherweise verändertes Konsumverhalten zu gewinnen. Der Heidelberger Gesamtelternbeirat hatte die Pläne von SPD, Jusos, Linker und GAL stark kritisiert. 

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Cannabis selbst gilt bisher nicht als krebsauslösend. Allerdings gibt es laut Schaller bislang insgesamt nur wenige Studien zum Konsum der Droge, die auch als Medizinprodukt streng kontrolliert hergestellt und vertrieben wird. Die Legalisierung an diese vorhandenen Strukturen anzubinden, wäre für Schaller die bessere Lösung. Rund 400 bis 800 Tonnen dieses Medizin-Cannabis werden aktuell pro Jahr im Land produziert. Zum Beispiel chronische Schmerzpatienten bekommen es verschrieben.

Redaktion Redakteurin Metropolregion/Heidelberg

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