Karlstorbahnhof

Heidelberger Karlstorbahnhof: Woher kommt das Scheppern der Bässe?

Im Oktober 2022 hat der Karlstorbahnhof in der Heidelberger Südstadt eröffnet. Seit längerem gibt es Lärmbeschwerden von Anwohnern. Nun gibt ein Gutachten ihnen Recht

Von 
Michaela Roßner
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Blick aus dem Klub K auf die Nachbarhäuser in der John-Zenger-Straße: Messungen ergaben, dass dort drüben zu viel Lärm ankommt. © Philipp Rothe

Heidelberg. Rund um den Marlene-Dietrich-Platz und den Karlstorbahnhof ist es ruhig geworden über den Sommer. Das liegt an den Ferien - aber auch daran, dass wegen der Lärmbeschwerden von Anwohnern zunächst keine lauten Partys mehr stattfinden sollten. Das wird aber nicht so bleiben: Stadt und Karlstorbahnhof arbeiten an Lösungen.

Der Karlstorbahnhof öffnete seinen neuen Standort in der Südstadt im Oktober 2022. Schon damals unkte der damalige Kulturbürgermeister Wolfgang Erichson, „Ich bin gespannt, wann es die ersten Anwohnerbeschwerden geben wird.“ Tatsächlich dauerte es nicht lange, bis die Kritik laut wurde. Das Team des Karlstorbahnhofs um Geschäftsführerin Cora Malik ging auf die Anwohner zu, nahm die Beschwerden ernst und suchte nach Kompromissen. Doch spätestens, als Nachbarn davon berichteten, dass ihnen „die Kaffeetasse in der Hand wackle“, wenn gegenüber im Klub K härtere Beats angeschlagen wurden, musste die Lösungssuche intensiviert werden.

Führen bauliche Mängels des Karlstorbahnhofs zu der Lärmbelästigung?

„Vom Betreiber des Karlstorbahnhofs sind mehrere Beschwerden von Anwohnenden über übermäßigen Lärm bei Veranstaltungen im Clubbereich des Kulturhauses („Klub“) an die Stadt Heidelberg herangetragen worden“, bestätigt Christian Beister, Sprecher der Stadt. In engem Austausch zwischen der Verwaltung als Vermieterin des Objekts und dem Betreiber sei ein externes Gutachten in Auftrag gegeben worden, um die Schallimissionen vor Ort zu prüfen.

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Bernhard Zinke
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Das Gutachten bestätigte die Einwände der Anlieger: Besonders tiefe, laut gespielte Beats kommen in den Häuserzeilen entlang der John-Zenger-Straße deutlich lauter an als erlaubt, während gleichzeitig im Klub K alle gesetzlichen Vorgaben etwa des Arbeitsschutzes beim Lärm eingehalten werden. Das bestätigte der Erste Bürgermeister Jürgen Odszuck am Dienstag auf Nachfrage dieser Redaktion bei einem Rundgang in der Südstadt. „Das Gutachten kommt zu der Erkenntnis, dass bei den nahe liegenden Wohngebäuden der Geräuschpegel aus dem Klub im Tieffrequenzbereich deutlich über der gültigen Norm liegt“, erklärt auch der Stadtsprecher. Odszuck sprach zudem von einem „Scheppern“, das „drinnen und draußen“ zu hören sei. Dem solle nachgegangen werden.

20 Millionen Euro hat die Stadt in die ehemaligen Reithalle der früheren Campbell-Barracks gesteckt. Drei Jahre hat der Um- und Ausbau des Gebäude gedauert, die städtische Gesellschaft für Grund- und Hausbesitz (GGH) hat die Baustelle im Auftrag der Stadt geleitet.

Dass bauliche Mängel zu der Lärmbelästigung führen, hält der Sprecher der Stadt für nicht möglich: „Bauliche Mängel schließt das Gutachten aus.“ Beim Bau des Karlstorbahnhof seien alle rechtlich vorgeschriebenen Lärmschutzmaßnahmen ergriffen worden, die sich aus den Bauplanungen auf Basis der Nutzeranforderungen ergeben. „Dazu zählen Fassadendämmung und der Einbau schallgedämmter Fenster und Böden. Die im Karlstorbahnhof verbauten Fenster entsprechen allen rechtlichen Vorschriften, insbesondere beim Lärmschutz“, ergänzt Beister.

Bauliche Maßnahmen und Drosselung der Anlage

Doch wie soll es nun weitergehen? „Karlstorbahnhof und Stadtverwaltung prüfen aktuell, inwieweit ein Clubbetrieb, wie er vom Karlstorbahnhof gewünscht wird, ermöglicht werden kann, ohne störende Auswirkungen auf die Anwohnenden zu verursachen“, heißt es von Stadtseite, „dazu zählen bauliche Maßnahmen im Innen- und Außenbereich sowie eine Herunterregulierung der Soundanlage, deren Nutzen nun im Detail geprüft wird.“ Der Zeitplan sehe vor, im Herbst erste Zwischenergebnisse zu besprechen und das weitere Vorgehen zu planen. „Sofern für die Umsetzung etwaiger Maßnahmen Mittel benötigt werden, wird dies dem Gemeinderat zur Entscheidung vorgelegt“, betont Beister.

Die Bässe runterdrehen? Im Zusammenhang mit dem Clubsterben in der Innenstadt hat der neue Karlstorbahnhof explizit auch die Förderung der Clubkultur aufgetragen bekommen, sieht Caroline Thiemann, Sprecherin des Karlstorbahnhofs, Vorschläge zum „Runterdimmen“ zwiespältig. Sie blickt nun vor allem auf eine Veranstaltung: Am 29. September steigt die große DJ Conference. Die Clubnacht mit Kultcharakter findet schon seit den 1990ern in Heidelberg statt, jetzt zum zweiten Mal in der Südstadt. Etwa 40 angesagte DJs aus der Region werden auflegen. „Der Karlstorbahnhof hat für 2024 drei Anträge für Veranstaltungen mit erhöhten Lärmwerten für seltene Ereignisse gemäß der TA-Lärm beantragt. Diese können auch genehmigt werden“, bestätigt der Stadtsprecher.

Mehr als 90 000 Besucher kamen zu den 900 Veranstaltungen im ersten Jahr am neuen Standort mit Kino sind es sogar 1674 Veranstaltungen.

Redaktion Redakteurin Metropolregion/Heidelberg

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