Heidelberg. Wer hat die besten Lösungen für die Probleme des Heidelberger Handels? Vor der Kommunalwahl am 26. Mai hatte der Citymarketingverein „Pro Heidelberg“ zusammen mit dem „Handelsverband Nordbaden“ am Mittwoch zu einer Podiumsdiskussion in die Stadthalle eingeladen. Susanne Schaffner, Vorsitzende von „Pro Heidelberg“, pointierte die Situation gleich zu Beginn: „Der Heidelberger Handel steht vor einem Umbruch“, prognostizierte sie. Der Online-Handel bedroht lokale Geschäfte, Paketboten verstopfen die Innenstädte und damit verliere die Stadt ihre Individualität.
Zwei Stunden lang diskutierten die Teilnehmer unter Leitung des RNZ-Redakteurs Micha Hörnle darüber, was die Stadt dagegen tun kann. „Wir brauchen nicht fünf Eisdielen und zehn Burgerläden“, spitzt SPD-Stadtrat Mathias Michalski eine aktuelle Entwicklung zu.
Insgesamt sind sich die Politiker einig, dass sich die Hauptstraße von einer Aneinanderreihung von Ramschläden zur bedeutendsten Einkaufsstraße in Heidelberg entwickelt habe. Kleinere Geschäfte hätten aber wegen der großen Konkurrenz schließen müssen.
Karl Breer kritisiert deshalb den Umgang mit dem kleinen Einzelhandel: Die Chocolaterié in der St. Anna-Gasse sei etwa verklagt worden, weil die Inhaberin eine Fahne rausgehängt habe. Das habe gegen die „Werbeanlagensatzung“ verstoßen - einem Vorschriftenkatalog aus dem Jahr 1979, der das historische Erscheinungsbild der Altstadt bewahren soll. Das müsse sich ändern, so Matthias Kutsch: Die CDU habe einen Antrag gestellt, um den veralteten Katalog zu überarbeiten und den Geschäften mehr Spielraum zu lassen. Darin stimmten nahezu Fraktionen alle überein.
Kritik am Stadtbild und am Müll
Sandra Detzer von den Grünen betonte, sie wolle den Klimaschutz ausbauen. Im Sommer fahren die „Leute lieber zum Baggersee, anstatt in Heidelberg einzukaufen.“ Damit die Stadt nicht überhitze, solle sie grüner werden. Dann kämen auch im Sommer mehr Kunden.
Wolfgang Lachenauer protestiert: Er lehne Anträge ab, die den Klimaschutz an erste Stelle setzen. „Man wundert sich, ob einige Vertreter hier Kreide gefressen haben, nur weil sie vor einem bestimmten Publikum sprechen.“ Arbeitsplätze sollen genauso berücksichtigt werden wie der Klimaschutz. Deshalb spricht sich der Vertreter von „Die Heidelberger“ etwa gegen eine Erhöhung der Gewerbesteuer aus.
Das Stadtbild kritisierte Birgit Müller-Reiss (Bunte Linke): Die Hauptstraße werde viel zu selten durch Plätze unterbrochen. Darüber hinaus seien die Übergänge zu den Gassen nicht besonders attraktiv. Das lade nicht zum Bummeln ein.
Das wiederum liege auch am Müll. Hermann Lindner bemängelte: „Gestern war die Hauptstraße voller gelber Säcke. Es kann doch nicht sein, dass die städtischen Vollzugsbeamten blind durch die Stadt gehen“, so der Geschäftsführer des „Bibliographicum“. Er forderte Bußgelder ähnlich wie in Baden-Baden, wenn Einwohner Mülltonnen zu früh auf die Straße stellen.
Daraufhin nahm Judith Markgraf von der Grün-Alternativen Liste die Mitarbeiter der Stadt in Schutz: Die Müllentsorgung arbeite in Heidelberg verlässlich. Im Abfallkalender sei genau verzeichnet, wann und wo die Müllabfuhr kommt. Es sei nicht die Schuld der Stadt, wenn Einwohner beispielsweise Feiertage vergessen und ihre Tonnen zu lange draußen haben.
In der Abschlussrunde einigen sich die Fraktionsvertreter auf die Formel, dass der Heidelberger Handel selbstbewusster auftreten müsse, statt aufzugeben. Außerdem sollten Händler und Kommunalpolitiker noch mehr den Dialog suchen.
Die Diskutanten der Podiumsdiskussion
- Judith Markgraf (Grün-Alternative Liste)
- Birgit Müller-Reiss (Bunte Linke)
- Markus Jakovac (Die Linke)
- Sandra Detzer (Die Grünen)
- Mathias Michalski (SPD)
- Vincent Hartung (Heidelberg in Bewegung)
- Karl Breer (FDP)
- Matthias Kutsch (CDU)
- Wolfgang Lachenauer (Die Heidelberger)
- Matthias Niebel (AfD)
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