Heidelberg. Jollof ist ein leckerer Gemüsereis. Das Gericht mit Tomaten, Reis, Zwiebeln und Karotten ist leicht nachzukochen - kinderleicht sogar. Das Rezept stammt aus Sierra Leone und findet sich im neuen Kinder-Kochbuch „Was gibt’s bei euch?“ neben 18 weiteren Rezepten. Das Besondere: Mädchen und Jungen aus der ganzen Welt, die in Heidelberg leben, haben die Gerichte zusammengetragen. Der Verein „Über den Tellerrand kochen Heidelberg“ hat sie zusammengebracht. Das bunte Kinder-Kochbuch mit Zeichnungen der jungen Künstler erscheint Mitte September.
„Wir kochen einmal im Monat zusammen“, erzählt Judith Schwarz von „Über den Tellerrand kochen Heidelberg“, wie es zu der Idee kam, ein Kochbuch zu veröffentlichen. An diesen Samstagen rollt die mobile Küche des Vereins zur Unterkunft für Geflüchtete im Heidelberger Stadtteil Pfaffengrund per Rad vor. Auf vier Gasflammen wird dann in der Fahrradküche gebrutzelt und gekocht, anschließend gemeinsam gegessen. Doch es geht längst nicht nur ums Essen, betont Schwarz den integrativen Charakter der Treffen.
Als Schwarz erfuhr, dass auch eine Klasse der Albert-Schweitzer-Schule in Heidelberg-Pfaffengrund die Idee eines Kochbuchs verfolgte, entstand eine Kooperation, die Lehrerin Sandra Stürzel als Projektleiterin der Schule mit verantwortet.
Alle Rezepte sind leicht nachzukochen
„Wir haben die Kinder gebeten, traditionelle Rezepte aus ihren Herkunftsländern mitzubringen.“ Die Beilagen, Hauptspeisen oder Desserts sind alle ausführlich getestet und für lecker befunden worden.
Jedes Rezept beziehungsweise Land bekommt in dem Buch eine Doppelseite. Denn neben den Kinderzeichnungen gibt es Illustrationen einer Profi-Gestalterin. Sarah Blaser die Bilder gemalt. „Sie hat beim Kochen Skizzen von der Gruppe gemacht“, erinnert sich Schwarz. Als Hauptfigur fürs Buch wählte Blaser die schwarze Katze Lulu.
Bewusst hat die Künstlerin bunte, knallige Farben gewählt. „Es ging uns darum, die Vielfalt der Gesellschaft als Bereicherung darzustellen“, erzählt Schwarz. Der Blick darauf sollte auch dafür sensibilisieren, dass Vielfalt längst Normalität sei. Dass Essen weit mehr ist als nur schlichte Nahrungsaufnahme, wissen auch die Kinder längst. Und so entstanden zwei Liebesgedichte, die ebenfalls in dem Kochbuch abgedruckt sein werden: ein Pommes-Gedicht und ein Spaghetti-Gedicht.
Einmal im Monat gibt es verschiedene Aktionen
„Über den Tellerrand kochen“ ist 2013 als bundesweiter Verein in Berlin gegründet worden. Die Grundidee: durch das Kochen niederschwellig Begegnungen zu schaffen. 2015 gründete sich die Heidelberger Sektion. Je einmal im Monat bietet der Verein in der Emmausgemeinde im Pfaffengrund im Wechsel „Kochen für alle“ und „Kochen für Frauen“ an. Manchmal kämen 15, manchmal 30 Personen zu diesen Treffen. Auch in Kombination zum Beispiel mit „Dabke-Tanz“, einem Tanz aus Syrien, wird gekocht.
Unterstützt wird das Kochbuch-Projekt von der Deutschen Postcode-Stiftung, der Ferry Porsche Stiftung und dem Stadtteilverein Bahnstadt. „Im Moment überprüfen wir die Druckfahnen“, sagt Schwarz. Mitte September soll das Buch fertig sein und im Verlag Nova MD erscheinen. Es wird rund 20 Euro kosten.
Am Montag ist bekannt geworden, dass das Land Baden-Württemberg den Verein mit Projektgeldern in Höhe von 80 000 Euro unterstützt. „Damit ist die Weiterführung und der Ausbau des Projektes mit den Kindern und dem Kochbuch gesichert“, freut sich Schwarz.
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