Kommunalpolitik

Neu im Gemeinderat Edingen-Neckarhausen: Jungbauer Dennis Koch

Seine Liebe gilt der Familie, dem Sport und der Landwirtschaft. Jetzt opfert Jungbauer Dennis Koch einen Teil seiner Freizeit auch für die Kommunalpolitik in Edingen-Neckarhausen. Wofür er ssich einsetzen will

Von 
Hans-Jürgen Emmerich
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Der neue UBL-Gemeinderat Dennis Koch mit einem seiner Hühner auf dem Hof in Edingen. © Marcus Schwetasch

Edingen-Neckarhausen. Der Besuch bei Dennis Koch beginnt mit einem Missverständnis. Der Redakteur sucht ihn im Hofladen mitten in Edingen, doch der Landwirt wartet auf seinem Hof. Der liegt zwar auch in der Bahnhofstraße, aber weit außerhalb. Ein Aussiedlerhof.

Drei grüne Spielzeugtraktoren vor dem Haus lassen unschwer erkennen, dass hier Kinder leben. Drei Töchter hat der junge Gemeinderat (37), drei, fünf und sieben Jahre alt. Das motiviert ihn, seine Gemeinde mitzugestalten für die kommenden Generationen. Wie die Landwirtschaft, so liegt auch die Kommunalpolitik in der Familie. Vater Helmut Koch sitzt seit 25 Jahren im Gemeinderat. „Da habe ich schon als Kind viel mitbekommen“, erzählt Dennis Koch, wie sein politisches Interesse geweckt wurde: „Man ist manchmal unterschiedlicher Auffassung und beschäftigt sich intensiv damit.“

„Man muss sich klar sein, dass man viel Zeit aufwenden muss“

Aus dieser Erfahrung weiß der junge Gemeinderat aber auch, worauf er sich einlässt: „Man muss sich klar sein, dass man viel Zeit dafür aufwenden muss.“ Im Grunde ist er heute in einer ähnlichen Situation wie sein Vater damals. Der Beruf des Landwirts ist auch ein aufwendiger. Gerade setzt sich Koch mit der Afrikanischen Schweinepest auseinander, die mit den Fällen im südhessischen Einhausen fast vor der Tür steht. Zwar hat er nur rund 30 Schweine, aber die sind eine wesentliche Grundlage für den Verkauf von eigenen Wurstwaren im Hofladen. Müssten die Schweine gekeult, also ungenutzt vernichtet werden, wäre das ein herber Verlust für den Betrieb.

Auch wenn Dennis Koch nun in die kommunalpolitischen Fußstapfen seines Vaters tritt, denkt der noch nicht ans Aufhören. „Der wird es langsam ausklingen lassen“, glaubt der Sohn. Klare Verhältnisse gibt es aber demnächst auf dem „HelDenhof“, dessen Name sich aus den Vornamen Helmut und Dennis zusammensetzt. „Dieses Jahr ist die Übernahme geplant“, erzählt der Junior: „Mein Vater hat das Rentenalter erreicht.“ Dass der Senior dann komplett aufhört, gilt als unwahrscheinlich. Schließlich hat er gerade noch einen ausgedienten Pavillon der Landfrauen von der Buga in Mannheim auf dem Hof aufgestellt und darin einen Verkostungsraum für seine hochprozentigen Tropfen eingerichtet, mit denen er immer wieder Preise gewinnt.

Was seine Schwerpunkte im Gemeinderat sein werden? – Da fallen Dennis Koch als erstes die Familien ein. „Wir bekommen das ja hautnah mit, in der Schule und im Kindergarten“, betont der junge Vater. Ein Thema, das im Moment gerade brandaktuell ist, weil Plätze und vor allem Personal für die Betreuung fehlen. „Die Vereine sind mir auch sehr wichtig“, sagt das frischgebackene Ratsmitglied: „Die müssen weiter bestehen. Das macht ein Dorf erst attraktiv.“ Veranstaltungen wie Kerwe und Rund ums Schloss seien ohne die Vereine nicht denkbar. Kultur und Sport auch nicht.

Einmal in der Woche geht’s mit den AH-Handballern zum Kicken

Koch weiß, wovon er spricht, denn er war selbst von klein auf bei den Handballern des Turnvereins Edingen (TVE): „Da bin ich schon mein ganzes Leben.“ Mit vier oder fünf habe er angefangen, genau wie seine Tochter jetzt. Alle Jugendmannschaften und alle Herrenmannschaften hat er durchlaufen und dabei einige Meisterschaften erzielt. „Letztes Jahr habe ich ein, zweimal gespielt, aber das ist schwierig mit der Zeit, ich muss ja auch am nächsten Tag wieder arbeiten“, entschuldigt er sich fast. Einmal in der Woche mit den Handballern von früher kicken und danach noch etwas zusammensitzen, das klappe indes meist.

Zurück zum Beruf und zur Landwirtschaft. Was ist eigentlich aus dem Hofcafé geworden, das der Jungbauer auf seinem Gelände nahe der RNV-Linie einrichten wollte? „Der Antrag liegt schon über ein Jahr beim Landratsamt“, lautet die etwas frustrierte Antwort. Es sei schwierig, die richtigen Leute zu erreichen, berichtet Koch und klagt: „Das zieht sich unnötig in die Länge. Mit Bauvoranfrage machen wir schon zweieinhalb Jahre rum.“

Immer noch Hoffnung auf das neue Hofcafé an der RNV-Linie

Neben den üblichen Behören schaltete sich am Ende auch noch das Regierungspräsidium ein, weil das Vorhaben an der Trasse des geplanten Radschnellweges liegt. Koch ist überzeugt: „Das könnte schon stehen, ich hoffe, dass es jetzt endlich klappt.“ Denn das Hofcafé sollte eigentlich den Generationswechsel im Betrieb einleiten. Leben wird er auch in Zukunft von Ackerbau, Beerenobst, der Schnapsbrennerei, den Freilandschweinen und den Eiern der rund 700 Hühner, die er komplett selbst vermarktet, im Hofladen, bei Edeka Völkle und an Automaten. „Kurze Wege zählen“, sagt Koch. Diese legt er selbst übrigens im Dorf fast ausschließlich mit dem Fahrrad zurück.

Dennis Koch

Jahrgang: 1987

Familie: verheiratet, drei Kinder

Beruf: Landwirt (B.SC. Agrarwissenschaften)

Fraktion: Unabhängige Bürgerliste (UBL-FDP/FWV)

Partei: keine

Wahlergebnis: 2407 Stimmen (von Platz 13 der Liste auf Position 6 gewählt)

Ausschüsse und Gremien: Verwaltungsausschuss (Stellvertreter), Technischer Ausschuss (stellvertreter), Bau- und Grundstücks GmbH

Redaktion Aus Leidenschaft Lokalredakteur seit 1990, beim Mannheimer Morgen seit 2000.

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