Tiere (mit Video)

Freude über Löwenbaby im Heidelberger Zoo

Ende August gab es Nachwuchs im Raubtierhaus des Heidelberger Zoos. Weshalb der Nachwuchs unerwartet kam, was ein Hormonimplantat damit zu tun hat und warum die Löwin das zweite Baby aß

Von 
Susanne Merz
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Geschützt von Löwenpapa Chalid genießt der Minilöwe die warme Herbstsonne im Freigehege des Heidelberger Zoos. © Philipp Rothe

Heidelberg. Löwenmama Binta spitzt die Ohren, fixiert die Menschen hinter der Scheibe mit einem stechenden Blick und läuft auf leisen Samtpfoten Richtung Absperrung. Sie hält inne und lässt einen kurzen, lauten Brüller los. „Vielleicht nicht so nah hinter die Scheibe stellen“, mahnt eine Mitarbeiterin des Heidelberger Zoos. Denn die 16 Jahre alte Löwin hat vor Kurzem Nachwuchs bekommen. Sie möchte ihr Junges schützen.

Großer Auftritt für einen kleinen Löwen: Das Jungtier stapft neugierig durch das Gras im Zoogehege und spielt mit Mama Binta und Papa Chalid. © Philipp Rothe

Unerwarteter Nachwuchs erfreut den ganzen Zoo

Das Löwenbaby hat am 25. August das Licht der Welt erblickt. Noch tapsig auf den Beinen, folgt es seiner Mutter durch das Gehege, greift mit seinen Tatzen nach ihrem Schwanz, versucht reinzubeißen. „Wir freuen uns alle sehr über den Nachwuchs. Binta kümmert sich fantastisch um das Junge und auch Papa Chalid hat es angenommen. Es läuft hervorragend“, sagt Zoodirektor Klaus Wünnemann. Wirklich gerechnet hatte keiner mit dem Raubtiernachwuchs.

Hormonimplantat verhinderte lange eine Schwangerschaft

„Chalid und Binta sind schon seit 2016 bei uns. Man hatte ihr vorher im Zoo Hannover ein Hormonimplantat eingesetzt. Wir haben es herausgenommen, aber trotzdem setzte der Zyklus erst viel später und unregelmäßig wieder ein“, sagt Sandra Reichler, Kuratorin der Säugetiere im Zoo Heidelberg. Zuvor habe die Löwin schon zweimal Junge bekommen. Damit das Rudel zusammenleben konnte, sei das Implantat eingesetzt worden. „Leider gibt es keine andere Möglichkeit zur Verhütung“, sagt Reichler.

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Umso erfreuter sind jetzt alle im Zoo, dass das Junge da ist. „Ob es männlich oder weiblich ist, können wir noch nicht sagen“, sagt Wünnemann. Deswegen habe es auch noch keinen Namen. „Die ersten Untersuchungen stehen noch an. In den ersten Monaten lassen wir Mutter und Nachwuchs soweit wie möglich in Ruhe.“ Bei einer zu frühen Trennung bestehe auch die Gefahr, dass die Mutter das Kind nicht mehr annehme. „Jetzt ist es aber bald soweit, dann bekommt es seine erste Impfung und die Tierärztin stellt das Geschlecht fest“, wie Reichler ausführt. Dabei werde das Jungtier höchstens fünf bis zehn Minuten von seiner Mama getrennt.

© Philipp Rothe

Die Löwin aß das totgeborene Baby

Auch für die Tierpfleger war die Geburt eine Überraschung - aber es gab eine Vermutung. Denn: „Sie hatte etwas an Gewicht zugelegt und die Zitzen hatten sich leicht verändert“, beschreibt Reichler. Allerdings sei die Zunahme sehr leicht gewesen, da die Löwin nur zwei Junge geboren habe. Üblich seien zwischen vier und acht. Eines der Babys habe leider nicht überlebt. „Wir vermuten, dass es schon tot geboren wurde oder nur ganz kurz gelebt hat. Auf der Kamera konnten wir das nicht genau erkennen“, sagt Reichler. Untersucht werden könne das nicht, denn die Mutter habe das tote Junge aufgegessen - das sei bei Löwen so üblich. Denn in freier Wildbahn würde ein Kadaver andere Tiere anlocken und so den gewählten Rückzugsort der frisch gebackenen Löwenmama verschmutzen - das sei natürlich eine Gefahr für den lebenden Nachwuchs. Auch sei die zusätzliche Energiezufuhr vorteilhaft.

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„Natürlich wäre es schön gewesen, wenn es ein Geschwisterchen gegeben hätte und die beiden zusammen spielen könnten“, bedauert Reichler. „Aber wir sind auch so überglücklich, dass es ein Junges gibt“, schiebt sie hinterher. Denn Berberlöwen sind eine gefährdete Tierart - in freier Wildbahn sogar ausgestorben. In Zoos gebe es noch etwa 100 Löwen dieser Art, dabei seien viele gemischt mit anderen Löwenarten.

Besucher können zum Artenschutz beitragen

Um einen Beitrag dazu zu leisten, dass nicht noch mehr Tiere vom Aussterben bedroht sind, unterstützt der Heidelberger Zoo verschiedene Projekte. Zum Beispiel den Lion Recovery Fund in Benin, der sich für die Erhaltung westafrikanischer Löwen einsetzt. Wer möchte, kann an der Kasse einen Euro mehr bezahlen, der dann in die verschiedenen Artenschutzprojekte investiert wird. Laut Reichler machen das 90 Prozent der Besucher.

© Philipp Rothe

Der neugeborene Löwennachwuchs bleibt zunächst bei seiner Löwenfamilie. „Es bleibt auf jeden Fall zwei Jahre bei uns und danach entscheidet sich das in enger Abstimmung mit dem Zuchtverband, ob es im Rahmen des Zuchtprogramms an einen anderen Zoo abgegeben wird“, sagt Reichler. Die Besucher des Zoos können sich also noch eine ganze Weile an der Löwenfamilie erfreuen.

Rückzugsmöglichkeit kann jederzeit genutzt werden

Und das tun sie auch schon. Matthias Kuhn aus Ludwigshafen ist mit seiner Frau und Tochter extra gekommen, um das Löwenbaby zu sehen: „Normalerweise kommen wir einmal im Jahr. Dieses Jahr sind wir wegen des Löwenbabys schon ein zweites Mal da.“ Auch Zoodirektor Wünnemann freut sich, dass der Nachwuchs so gut ankommt: „Stammbesucher laufen gleich zum Käfig, um zu sehen, ob das Baby da ist, und andere kommen nur wegen des Babys.“

„Dennoch war der Innenbereich des Raubtierhauses lange geschlossen, damit Mutter und Jungtier ungestört sein konnten“, sagt Reichler. Auch wann es zum ersten Mal rauskam auf das Außengelände, habe das Jungtier selbst entschieden. Denn die Löwen könnten sich frei bewegen auf dem Gelände. „Sie haben immer die Möglichkeit, sich in den Innenbereich zurückzuziehen, um ungestört zu sein.“ Und so können sie sich jederzeit den Blicken der neugierigen Besucher entziehen.

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