Hemsbach. Klick, klack, klack, klack, klick. Schnell und rhythmisch klackert es durch den Übungsraum, die 22 Stepptänzer fliegen über den Boden, einheitlich schwingen sie Arme und Beine zu dem modernen Sound. Harmonisch und dynamisch steppen die Acht- bis Zwölfjährigen über die Tanzfläche. Alle haben sichtlich Spaß, sind dennoch hochkonzentriert. Sie trainieren für einen besonderen Tag.
Am Freitag, 27. September, und Samstag, 28. September, finden die Deutschen Meisterschaften in Hemsbach statt. Dort geht der Verein mit rund 150 Tänzern in 27 Kategorien an den Start. Hervorgegangen ist die Gruppe aus einer Schul-AG, die eine Lehrerin gegründet hat. Seitdem ist viel passiert.
Auch eine nationale Berühmtheit hat als Kind hier getanzt
Als „das Dorf, in dem alle steppen“ sei ihr Heimatort Hemsbach bekannt, sagt Mai Thi Nguyen-Kim, die bekannte Wissenschaftsjournalistin. Auch sie hat als Kind hier gesteppt und wurde vier Mal Deutsche Meisterin und 2009 Weltmeisterin mit den Penguin Tappers. „Es ist halt wirklich so: Wenn Meisterschaften sind, ist die halbe Schule leer“, versuchte sie erst am 20. September beim Kölner Treff des WDR ihren Gesprächspartnern klarzumachen, wie viele Leute in Hemsbach tatsächlich beim Stepptanz aktiv sind.
Über 300 Mitglieder hat die Tanzabteilung des TV Hemsbach mittlerweile und etwa 30 Trainer. Und das in einem Ort mit knapp 12 000 Einwohnern. Neben Stepptanz werden auch Ballett und Jazztanz angeboten. Jede Altersklasse ist vertreten. Die Jüngsten beginnen mit sechs und die Ältesten schwingen mit 60 noch das Tanzbein. Und das im Stepptanz äußerst erfolgreich.
Zahlreiche internationale und nationale Titelgewinne
Die Penguin Tappers sind 13-facher Weltmeister und 108-facher Deutscher Meister. An diese Erfolge möchten sie am kommenden Wochenende anknüpfen. „Das Besondere ist, dass wir ein Verein sind. Die anderen Teilnehmer kommen oft aus Tanzschulen. Bei uns sind alle ehrenamtlich tätig“, sagt Jana Matz, die als sportliche Leitung und als Trainerin aktiv ist.
Für das kommende Wochenende habe der Verein zahlreiche Helfer mobil gemacht. Denn: „Wir sind wie eine große Familie“, sagt Matz. „Wenn man Hilfe braucht, dann bekommt man sie.“ Sie selbst hat schon als Kind bei den Penguin Tappers gesteppt und wurde Weltmeisterin mit der Gruppe. Mittlerweile trainiert sie selbst die Stepptänzer, und ihre Tochter Nele tanzt schon seit einigen Jahren bei den Penguin Tappers. Auch das mache für sie den Verein aus. Dass viele damit gewachsen seien. An der Meisterschaft wird Nele in vier Kategorien antreten. Auch für sie ist das Tanzen mehr als ein Hobby. „Ich habe alle meine Freunde hier und trainiere zurzeit vier Mal in der Woche. Es macht mir total viel Spaß“, sagt Nele.
„Sektschmuggel“ im Transporter von Frankreich nach Deutschland
In diesem Jahr haben sie für die Deutsche Meisterschaft sogar die Sektflaschen mit einem eigenen Etikett bedrucken lassen. Bestellt und abgeholt haben sie den Sekt in Wissembourg in Frankreich. „Um den ganzen Sekt auch über die Grenze bringen zu dürfen, haben wir einen ganzen Kleintransporter mit Helfern vollgeladen. So konnten wir den Sekt dann über die Grenze fahren. Es ist ja pro Person nur eine bestimmte Menge erlaubt“, freut sich Matz über die ungewöhnliche Aktion.
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Vor allem junge Mädchen tanzen in den Kinder- und Jugendgruppen. „Jungs sind bei uns leider Mangelware“, sagt Matz. An diesem Abend steppt nur ein Junge in der Trainingsgruppe mit. Lukas ist über seine Schwester dazugekommen und dabeigeblieben, weil „es halt einfach Spaß macht“. Viele Kinder erlebten hier besondere Momente, wie Kristina Eckstein sagt. Sie ist gemeinsam mit Matz als sportliche Leitung im Verein aktiv. „Viele fliegen das erste Mal, wenn sie bei einer Weltmeisterschaft dabei sind. Das ist dann wirklich toll für die Kinder.“ Auch Eckstein hat bereits als Kind hier gesteppt und ist mit Matz schon sehr lange befreundet. Sie ist sogar die Patentante von Matz’ Tochter Nele.
Für die Vorrunde gibt es noch Karten
Die Choreographien entwickeln die Trainerinnen selbst. „Es ist ein längerer kreativer Prozess, der sich über Wochen entwickelt“, sagt Matz. Manchmal finde sie zuerst ein Lied, und danach erst werde er Tanz dazu entwickelt. Der beginne mit den Schritten, dann kämen die Arme dazu, dann die Aufstellung. „Bis ein Tanz fertig ist, dauert es etwa vier bis sechs Monate, und dann kommt noch der Feinschliff“, rechnet Matz vor.
Auch die Kostüme sind sehr aufwendig. Sie werden von den ehrenamtlichen Helfern genäht. Laut Matz ist das Finale am Wochenende schon ausverkauft, aber für die Vorrunde sind noch Karten zu haben.
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