Rhein-Neckar. Er fühlt sich bestätigt: „Ist doch schön, wenn einem jemand von außen sagt, dass man alles richtig macht!“, freut sich der Heidelberger Zimmerermeister Julius Rieger. Er wurde im Internet zur „Persönlichkeit des Jahres“ 2024 im Handwerk gewählt. Jetzt überreichte Klaus Hofmann, Präsident der Handwerkskammer Mannheim Rhein-Neckar-Odenwald, dem 25-jährigen die Stele in der Halle des Handwerks auf dem Maimarkt.
„Eine ganz tolle Leistung“, so der Präsident, der ihm zusätzlich noch einen Bildungsgutschein von der Bildungsakademie der Kammer schenkte. Die Auszeichnung vergibt das von den acht Kammern des Landes getragene Gründungsportal www.selbstaendig-im-handwerk.de, wo der junge Handwerksmeister bereits im vergangenen Jahr einen Monatssieg für sich erringen konnte.
Erst im April 2024 hatte sich der Heidelberger, nur ein Jahr nach der Meisterprüfung, seinen Traum von der Selbständigkeit erfüllt und eine eigene Zimmerei gegründet. Dabei gab es in seiner Familie bisher niemanden, der einen Handwerksbetrieb führte – er konnte also nicht auf bestehende Strukturen zurückgreifen. „Ich wollte meine kreativen Ideen und Lösungen verwirklichen und meinen eigenen Stil entwickeln“, so Julius Rieger. Und er wolle „Heidelberg aktiv mitgestalten und die Schönheit und Vielfalt der Region bewahren“, sagte er nach der Auszeichnung. Aber erst einmal hab er „von nichts so richtig eine Ahnung gehabt, denn ich habe ja alles das erste Mal gemacht“, gestand er auf dem Maimarkt im Gespräch mit Christiane Zieher, die angehende Gründer bei der Handwerkskammer berät. Die Beratung durch die Kammer sei „eine gute Stütze“ gewesen und es helfe sehr, wenn man immer noch mal jemand fragen könne – etwa vor der Vorlage von Businessplänen bei den Banken.
Nur ein Jahr nach der Gründung beschäftigt Julius Rieger sechs Mitarbeiter – einen angestellten Meister, drei Gesellen sowie zwei Bauhelfer/Monteure. Dabei sei es nicht einfach, ausreichend Mitarbeiter zu finden, räumt der Zimmerermeister ein. „Man muss halt Kompromisse schließen“, sagt er. So hätten zwei Mitarbeiter eine Vier-Tage-Woche verlangt. „Das war ihre Grundvoraussetzung. Sie kommen von einem anderen Betrieb, der ihnen das nicht ermöglichen wollte, aber es ist doch besser, ich habe sie vier Tage als gar nicht“, so Rieger. Bei einem Mitarbeiter sei klar gewesen, dass er wenige Monate nach Beginn der Anstellung schon in Elternzeit gehen wolle, einer habe Verwandtschaft in den USA und Kanada und wolle die öfter besuchen. „Natürlich ist das nicht leicht, was die Planung angeht“, so der junge Betriebsinhaber, „aber es ist alles eine Sache der Planung, es braucht Kompromisse, aber dann funktioniert es“.
In seinem Betrieb setzt Rieger darauf, traditionelles Handwerk mit moderner Technik zu kombinieren. Derzeit hat er sich hauptsächlich auf Dachsanierung und Bauen im Bestand spezialisiert. Vor allem bekomme er Aufträge von Privatleuten, „das funktioniert besser“, erklärt er. Er könne sich schon vorstellen, die Firma noch wachse. Ein Limit habe er dafür zwar nicht, „aber es soll noch überschaubar bleiben“, so der 25-Jährige.
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