Nimmt ein regionales Konsortium den Windkraft-Gegnern den Wind aus den Segeln? Gerade hat das Land Baden-Württemberg mitgeteilt, im Neckartal, gegenüber der beiden Stadtteile Ziegelhausen und Schlierbach, 15 Windkraftanlagen errichten zu lassen. Diese Aufgabe würde es gerne einem regionalen Konsortium übertragen, zu dem unter anderem die Heidelberger Stadtwerke gehören.
Doch die Windkraft an dieser Stelle hat nicht nur Befürworter. Kritiker laufen Sturm – auch die Bürgerinitiative „Now. Liebenswertes Ziegelhausen und Neckartal“. Denn die für die Windindustrie ausgewiesene, rund 600 Quadratmeter große Fläche ist ein geschlossener Wald und zum größten Teil Wasserschutzgebiet oder FFH-Gebiet. Als Fauna-Flora-Habitat-Gebiet ist die Fläche bisher durch EU Recht geschützt. Die Fläche befindet sich nördlich des Weilers Hasselbacherhof in Schönau, in einer Kammlage zwischen Heidelberg und Schönau.
Eigentümer des Waldes ist das Land Baden-Württemberg. Die Landesanstalt Forst hat das Projekt europaweit ausgeschrieben. Die Fläche wurde in zwei Lose aufgeteilt: ein kleineres (rund 110 Hektar) zwischen Ziegelhausen und Kleingemünd sowie ein deutlich größeres (rund 480 Hektar), vor allem auf Schönauer Gemarkung.
Regionales Konsortium
Der Strom, der hier aus Wind erzeugt werden könnte, würde vermutlich einen Großteil des Strombedarfs der Stadt Heidelberg mit ihren rund 170 000 Einwohnern abdecken. Deshalb hat die Stadt Interesse angemeldet, selbst den Windpark zu bauen und zu betreiben. Die Idee: Die Windräder sollten als „Bürgerwindpark“ von einem regionalen Konsortium errichtet werden. Und das bekam nun den Zuschlag. Neben den Stadtwerken engagieren sich unter anderem die Energiegenossenschaft Starkenburg, die Bürgergenossenschaft Kraichgau und die Heidelberger Energiegenossenschaft. Der Heidelberger Gemeinderat unterstützt den Bürgerwindpark und sieht Investitionen von rund 35 Millionen Euro über die städtische Tochtergesellschaft kommen.
„Natürlich müssen dabei die Belange des Arten- und Naturschutzes und insbesondere das sensible Landschaftsbild im Neckartal berücksichtigt werden“, betont Klimaschutzbürgermeister Raoul Schmidt-Lamontain, „wir werden das Verfahren aktiv begleiten“.
Änderung der Bewertung
Die lokale Allianz bekam zunächst keine Sonderkonditionen im Bieterverfahren. Im Mai wurde bekannt, dass die Forstgesellschaft das Projekt, das die Stadtwerke Heidelberg mit den drei regionalen Energiegenossenschaften eingereicht hatte, ablehnte. Später wurden die Bewertungskriterien, nach denen der Zuschlag erteilt werden soll, geändert. Das finanzielle Gebot sollte etwas weniger bedeutsam sein als das Konzept des künftigen Betreibers – das spielte dem Konsortium in die Karten. Damit kann aber längst nicht der Bau beginnen. „Viel Arbeit“ sieht unter anderem die Heidelberger SPD-Fraktionschefin Anke Schuster noch – auch jene, den Regionalverband dafür zu gewinnen. Für die Heidelberger CDU und Matthias Kutsch sind Windparks in Wäldern ein Unding. Im Gemeinderat wurde ein entsprechender Antrag der Partei gerade überstimmt.
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