Heidelberg. „Schau mal, hier ist schon das komplette Badezimmer drin!“, freut sich eine Dame über die voll eingerichtete Nasszelle. „Und da vorne ist der Gemeinschaftsraum“, zeigt sie in die andere Richtung. In der Heidelberger Südstadt entsteht in Rekordzeit gerade ein besonderes Mehrfamilienhaus: Die Stiftung Schönau lässt an der Ecke Kirschgartenstraße/ Sickingenstraße in Holzhybridbauweise bauen. Die 14 Wohnungen sind bereits einem einzigen Mieter versprochen: Der „Verein für urbane Wohnkultur – Communale“ möchte hier ein generationenübergreifendes Wohnprojekt realisieren. Einzug soll schon im Januar 2023 sein. Nun ist Richtfest gefeiert worden – nur sieben Monate nach dem Spatenstich im November.
14 Zwei- bis Vier-Zimmerwohnungen verteilen sich auf insgesamt 1053 Quadratmeter Wohnfläche. Dazu gibt es einen großen Gemeinschaftsgarten. Singles, Paare und Familien mehrerer Generationen sollen hier gemeinsam leben. Jeder für sich in einer der 13 Wohnungen – aber auch in einer Gemeinschaft, die deutlich über einfache Nachbarschaft hinausgeht, erklärt Karl-Heinrich Adzersen, der mit Frauke Winter und Christa Oser den Vereinsvorstand bildet. Eine kleine Wohnung im Erdgeschoss wird als Gemeinschaftsraum angemietet – inklusive einem kleinen Gästezimmer. Die Generation „60 plus“ ist bereits gut vertreten, „nun vermieten wir nur noch an Familien mit Kindern unter neun Jahren“, erklärt Adzersen.
Stiftung Schönau
- Die Stiftung Schönau ist ein Immobilienunternehmen mit Sitz in Heidelberg.
- Aus rund 21 000 Erbbau- und Pachtverträgen, der Vermietung von rund 900 Wohnungen, Investitionen in Immobilienfonds sowie der Bewirtschaftung von 7600 Hektar Wald erzielt die Stiftung Erlöse, um ihren Stiftungszweck zu erfüllen.
- Die Erträge fließen zu einem überwiegenden Teil direkt in den Haushalt der Evangelischen Landeskirche in Baden und finanzieren kirchliches Bauen und Pfarrstellen.
- Die Stiftung ist die größte körperschaftliche Waldbesitzerin in Baden-Württemberg.
- Ihr bewirtschafteter Wald liegt im südlichen Odenwald, dem nördlichen Kraichgau sowie dem mittleren Schwarzwald.
- Das Stiftungsvermögen stammt aus dem früheren Kloster Schönau, gegründet im Odenwald.
Die Älteren verlassen Einzelwohnungen in der Weststadt oder in Neuenheim, um in dem neuen Haus gemeinsam neue Wege zu gehen. „Wir hoffen, in unseren alten Wohnungen Platz für Familien zu schaffen“, sagt Adzersen. Häufig blieben Alleinstehende oder älter gewordene Paare in den früheren Familienwohnungen, nachdem die Kinder ausgezogen sind. Auch deshalb, weil – kleinere – neue Wohnungen teurer seien. Mit 12,50 Euro bis 13,75 Euro pro Quadratmeter ist die Miete vergleichsweise moderat. Die Größe der Einheiten variiert von 45 bis 109 Quadratmeter. Damit gibt es für Singles, Paare und Familien jeweils passende Angebote. Jede Wohnung hat einen Balkon.
Keller und Treppenhauskern mit Fahrstuhl sind aus Beton errichtet worden, Obergeschosse und Fassade aus heimischem Holz. Verbaut wurde in der Fassade Fichte, deren typisch gräulicher Farbton im Laufe der Jahre dunkler werden wird.
Newsletter "Guten Morgen Mannheim!" - kostenlos registrieren
Zimmermann Olaf Palmer hat den Richtspruch formuliert. Ingo Strugalla, Geschäftsführender Vorstand der Stiftung Schönau, verweist auf mehrere aktuelle Bauprojekte, die ebenfalls in Holzhybridbauweise errichtet werden sollen, etwa in Kirchheim, Edingen und Sandhausen sowie auf einem großen Baufeld in Heidelberg. Dieses Objekt sei gerade im Projektstadium. Gut vier Millionen Euro investiert die Stiftung in ihr Neubauprojekt, das unter anderem wegen der Nachhaltigkeit sehr gut in das Portfolio passe. Die Stiftung setze dabei auf eigenes Holz aus den nachhaltig bewirtschafteten Stiftungswäldern im Schwarzwald. Sägewerke der Region verarbeiten das Naturmaterial. Kurze Transportwege schonen die Umwelt zusätzlich. In Modulen werden Wände, Nasszellen und Außenwände – schon mit Fenstern vormontiert – eingesetzt. So erklärt sich die Rekordbauzeit. Außerdem erreiche man so eine hohe Qualität.
Auch Frauke Winter freut sich auf den Einzug im Frühjahr in den Holzbau im „aufstrebenden Stadtteil Südstadt“, verweist sie auf die sich entwickelnden Konversionsflächen, etwa Mark-Twain-Village.
Der Abriss eines aus den 1960er-Jahren stammenden Mehrfamilienhauses machte den Neubau auf dem rund 1000 Quadratmeter großen Grundstück möglich. Aufs Dach kommt Photovoltaik, ein Teil der 14 Pkw- Stellplätze wird mit Elektroanschluss ausgestattet und an 24 Rad- Abstellplätze ist ebenfalls gedacht.
Gemeinsame Freizeitgestaltung, regelmäßige Kulturveranstaltungen und Unterstützung im Alltag sollen das Leben hier bereichern. „Wir wollen alle vermeiden, in ein Pflegeheim ziehen zu müssen“, sagt Adzersen offen. Mit Aufzug und barrierearmen Räumen ist schon ein großer Schritt getan.
URL dieses Artikels:
https://www.mannheimer-morgen.de/orte/heidelberg_artikel,-heidelberg-besonderes-mehrgenerationenhaus-in-heidelberg-stiftung-schoenau-baut-in-holzhybridbauweise-_arid,1963011.html
Links in diesem Artikel:
[1] https://www.mannheimer-morgen.de/orte/mannheim/schoenau.html
[2] https://www.mannheimer-morgen.de/orte/heidelberg.html