Heidelberg. Dass neue Straßenbahngleise schon mal älter aussehen als alte, zeigt sich derzeit bei den Bauarbeiten in der Dossenheimer Landstraße. Die alten Schienen, die immer noch eingleisig befahren werden, glänzen in der Sonne, während die neuen im Baufeld dicht daneben oberflächlich Rost angesetzt haben. Aber die neuen Gleise ab der Hausnummer 49 stadtauswärts sind auch noch nicht fertig. Zwar hätten Arbeiter sie mit Schrauben schon auf die richtige Höhe „hochgespindelt“, aber sie müssten noch genau eingemessen werden, bevor demnächst betoniert werde, erklärt Frank Hagendorn. Der RNV-Projektleiter weist auch auf die Höhenunterschiede zwischen den alten höheren Gleisen und den neuen hin, die später mit bereits vor dem Hans-Thoma-Platz verlegten neuen Schienen verbunden werden sollen. „Später haben dann sicherlich beide die gleich Höhe“, prognostiziert er trocken bei einer Besichtigung. „Da gehe ich davon aus.“
Im März hat die auf zweieinhalb Jahre angelegte Modernisierung der Straße begonnen - Zeit für die Rhein-Neckar-Verkehr GmbH (RNV), zurück und nach vorn zu sehen. Der Ausblick verspricht einige arbeitsintensive Nächte. Derzeit liegen 150 Meter neue Gleise, insgesamt 400 Meter sind für den ersten Abschnitt vorgesehen. Vom 15. auf den 16. August sowie vom 23. auf den 24. und vom 24. auf den 25. August sollen viele der 15 Meter langen „Gleisjoche“ zwischen 22 Uhr und 5 Uhr verschweißt werden. Die Nacht wurde gewählt, weil es während der Arbeiten nicht wärmer als 20 Grad sein darf. Man habe die Anwohner vorgewarnt, so Victoria Pfaff von der RNV-Kommunikation. Aber es werde darauf geachtet, dass „die sehr lärmintensiven Arbeiten“ möglichst in Randzeiten erfolgten.
In den Herbstferien - zwischen dem 27. Oktober und dem 3. November - wird die Baustelle dann auf die stadtauswärts führende östliche Straßenseite verlegt, wo die gleichen Maßnahmen geplant sind. Dann fährt Schienenersatzverkehr statt der Bahn, die ab dem 4. November (4 Uhr) wieder rollt.
Über die bisherigen Arbeiten sagt Hagendorn: „Es ist sehr zufriedenstellend gelaufen“. „Größter Brocken“ sei die erste Umbauwoche gewesen, „weil man gar nicht gewusst hat, was passiert“. Die Straßenbahnführung wurde einspurig und eine mobile Fahrsignalanlage installiert, damit sich Bahnen nicht im Baufeld begegnen, eine Fußgängerampel wurde geschaltet und alles miteinander verbunden. „Dass das geklappt hat, war für uns die größte spannende Herausforderung.“
66-Jähriger aus der Zeppelinstraße: „Wir sind froh, wenn das Theater vorbei ist“
Und was hört man von Anwohnern und Gewerbetreibenden, die teils Angst hatten? „Aus unserer Sicht ist es positiv“, sagt Hagendorn, „wir bekommen auch positive Rückmeldungen, ich nenne es auch mal ein Lob.“ Das gelte allen Beteiligten, denn alle hätten ein offenes Ohr für Sorgen und Nöte der Anlieger. Kritische Stimmen kommen aus den Straßen, durch die der umgeleitete Verkehr Richtung Süden läuft. Ein 66-Jähriger aus der Zeppelinstraße sagt, die Straße sei normalerweise ruhig, „jetzt fährt hier alles durch“, zudem seien viele Parkplätze gestrichen. Zwar funktioniere es immer irgendwie, und die Landstraße müsse gemacht werden, „aber wir sind froh, wenn das Theater vorbei ist“.
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Es gebe schon Menschen, die ein erhöhtes Verkehrsaufkommen beklagten, sagt der 1. Vorsitzende des Stadtteilvereins Handschuhsheim, Gerhard Genthner. „Aber so schlimm wie man es sich vorstellt, ist es nicht.“ Viele Autofahrer aus Richtung Norden nähmen ohnehin die Autobahn in die Stadt. In den von der Umleitung betroffenen Straßen gebe es kein stundenlanges „Stop-and-Go“, sondern ein vermehrtes Aufkommen in der Hauptverkehrszeit. Das sei erträglich, so wie die Gestaltung der Baustelle „sehr verträglich“ sei. In den ersten Wochen sei stark nachgebessert worden, auch werde schnell auf Anfragen reagiert. Hagendorn sagt, in Handschuhsheim mit seinem gewachsenen Verkehr habe man „nicht viele Möglichkeiten“. Es sei aber auch städtischerseits viel getan worden, so werde verstärkt geblitzt.
Und wie steht es um die Gewerbetreibenden? Weil die drei Vorsitzenden des Handwerker- und Gewerbevereins Handschuhsheim ebenso wie die Fachleute der IHK Rhein-Neckar in Urlaub sind, lässt sich aktuell kein Gesamtbild ermitteln. In einem eigens ins Leben gerufenen „Baustellen-Podcast“ klingen ansässige Unternehmer zumindest nicht negativ. Und auf Anfrage bei der Stadt, ob schon Geld aus dem „Baustellenunterstützungsfonds“ an Unternehmen gezahlt worden sei, heißt es, „erfahrungsgemäß“ gebe es „erst ab etwa einem halben Jahr den ersten Schwung an Anträgen“.
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