Bestattungen

Wie der Friedhof in Heddesheim zukunftssicher werden soll

Anfang der 1990er Jahre dachte man noch über eine Erweiterung des Friedhofs in Heddesheim nach, jetzt soll das Gegenteil passieren. Warum das trotzdem ein Gewinn sein kann

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Peter Jaschke
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Grabfelder, die von Gärtnern gepflegt werden, sind im Kommen. Auch sonst will Heddesheim den Friedhof zukunftssicher machen. © Hans-Jürgen Emmerich

Von Peter Jaschke

Die erstmals öffentlich vorgestellten Pläne zur künftigen Entwicklung des Friedhofs in Heddesheim haben am Donnerstagabend im Gemeinderat breite Zustimmung aus allen Fraktionen gefunden. Tenor: Wo Anfang der 1990er Jahre noch von einer Erweiterung die Rede gewesen sei, stehe man wegen einer sich wandelnden Bestattungskultur nun vor einer allmählichen Verkleinerung der Zwei-Hektar-Fläche zugunsten von mehr Platz für Begegnung und Naherholung. „Super, dass man neue Wege findet und auf Veränderungen in der Nachfrage reagieren kann“, sagte beispielswiese FDP-Gemeinderat Simon Jarke.

Eingangs stellte Rathausmitarbeiterin Kristin Strein das Konzept des Friedhofplanungsbüros Planrat Venne aus Kassel vor. Demnach werden die bisherigen Bestattungsflächen bis 2040 „nicht mehr in vollem Umfang benötigt“. Der Grund: Es gibt immer mehr Urnen- als Sarggräber. Dies verringert den Platzbedarf. Deshalb wird es südlich der Trauerhalle, wo derzeit ein Abschiedsraum angebaut wird, und auch im nördlichen Teil keine Neuanlage von Gräbern mehr geben.

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Im verbleibenden Bereich soll es in drei Grabfeldern künftig „nachfrageorientierte Bestattungsangebote“ geben. Bereits zu vergeben sind 39 neue Plätze zur Erweiterung von Urnenwahlgräbern. Diese füllen die entstandenen, größeren Lücken in den Sarggrabreihen. Die Bepflanzung ist bereits angepasst, und die Wege sind angelegt.

„Pflegeleichte Zone“ kommt

Für 2024 ist die Anlage einer pflegeleichten Zone geplant, um die sich dann Gemeindegärtner kümmern. Dort sind individuelle Grabsteine möglich. „Es ist auch eine Abstellmöglichkeit für Grabschmuck geplant“, betonte Strein. Mit diesen Gestaltungsmöglichkeiten werde ein uniformes Bild verhindert, wie es sich etwa bei den reinen Rasengräbern ergebe. Die Vorbereitungsarbeiten sollen im Januar mit der Entfernung von Fundamenten beginnen. Bis zur nächsten Kalkulation werden die Gebühren der bestehenden Rasengräber und Rasenurnengräber sowie die entsprechenden Pflegegebühren zu Grunde gelegt.

Eine Alternative zum Bestattungswald soll das gärtnergepflegte, naturnahe Feld hinter dem Bürgermeistergrab bieten: Dort entstehen zwei verschiedenen Bestattungsarten: Entlang des Grünstreifens der Friedhofsmauer finden Urnenwahl- und Erdwahlgräber mit individuellen Grabsteinen Platz. Außerdem wird auf zwei „Inseln“ eine Urnengemeinschaftsanlage geschaffen.

Hier erinnern Metallplättchen mit Namen auf einer Baumscheibe an die Verstorbenen. Es handelt es sich um eine kostengünstigere Variante, die auch für Personen ohne Familienangehörige attraktiv sein soll. Die Pflege übernimmt die Firma Otto (Genossenschaft Badischer Friedhofsgärtner). Für Grabschmuck soll nur eine Sammelstelle eingerichtet werden, damit der naturnahe Charakter erhalten bleibt. Die Gebühren sollen im nächsten Jahr kalkuliert werden.

Das bislang „relativ trist“ wirkende Bestattungsfeld für Kinder unter sechs Jahren soll mit einer Staudenbepflanzung aufgewertet werden. Betroffene Eltern bekommen künftig die Möglichkeit, die Grabstätte weiter anzukaufen. „Das ist eine überfällige Verbesserung, mit der das Gedenken für Schmetterlingskinder eine ansprechende Gestaltung erfährt“, sagte Gemeinderat Rainer Hege (CDU). In seiner Stellungnahme würdigte er die neuen Angebote, die auch „Abwanderungen zu Friedwäldern entgegenwirken“. Der Friedhof werde durchaus auch von auswärtigen Besuchern wahrgenommen.

„Zum Glück nicht erweitert“

„Dem Zeitgeist ist zu folgen“, kommentierte Günther Heinisch (Grüne) die Neuerungen. Das Kindergrabfeld neu zu gestalten, sei eine gute Sache, doch bleibe zu hoffen, es möglichst wenig zu brauchen. SPD-Rat Jürgen Merx zeigte sich ebenfalls zufrieden und merkte an: „Gottseidank sind wir damals nicht den Weg der Erweiterung gegangen: Das hat uns viel Geld gespart.“

Freier Autor Peter Jaschke ist freier Mitarbeiter seit 1997 und macht überwiegend regionale Berichterstattung, nimmt aber auch Sport- und Kultur-Termine wahr.

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