Heddesheim. Der Protest gegen das Umspannwerk Mannheim-Ost in Heddesheim ist spätestens jetzt auch in der Landeshauptstadt Stuttgart angekommen: Thomas Strobl, der CDU-Innenminister und stellvertretende Ministerpräsident von Baden-Württemberg, hat bei einem Wahlkampfauftritt im Heddesheimer Bürgerhaus ein Papier mit den Kernargumenten gegen das Bauvorhaben auf 200 000 Quadratmeter bestem Ackerboden entgegengenommen.
„Die Standortentscheidung sollte noch einmal neutral und fair geprüft werden“, sagt Dagmar Knispel von der Bürgerinitiative (BI), als sie Strobl die Liste übergibt.
Eigentlich ist der prominente Gast vor allem „sehr gerne nach Heddesheim gekommen“, um seinen Parteifreund Alexander Föhr zu unterstützen. Der Bundestagsabgeordnete der Christdemokraten, der seit 2023 als Nachrücker für Karl A. Lamers die bisherige Oppositionsfraktion in Berlin verstärkt, will möglichst das Direktmandat in der Region gewinnen. „Auf den können Sie sich zu 100 Prozent verlassen, weil er hochkompetent, hochengagiert und vor allem hochanständig ist“, sagt Strobl vor rund 60 Zuhörern am Dienstagabend. Sein knapp einstündiger Impulsvortrag dreht sich um „Wirtschaft und Sicherheit“.
Protest gegen Umspannwerk nimmt breiten Raum ein
In der anschließenden Diskussionsrunde steht das vom Übertragungsnetzbetreiber Transnet BW geplante Umspannwerk im Mittelpunkt. Dagegen läuft die örtliche CDU ebenso Sturm wie alle weiteren Ratsfraktionen, Bürgermeister Achim Weitz und inzwischen rund 2400 Unterstützer, die die Onlinepetition der BI gegen das Vorhaben unterschrieben haben.
Eingangs legt es Volker Wittneben, der Vorsitzende des CDU-Gemeindeverbands, „dem Landesminister ans Herz, sich für unser Anliegen zu engagieren, damit vernünftige Abwägungsprozesse zum Standort stattfinden“. Als Stimme der örtlichen Landwirte sagt Rupert Bach unter Beifall zu Strobl: „Sie haben die Möglichkeit, sich dafür einzusetzen, dass das Umspannwerk nach Mannheim gehört.“
BI-Mitglied Claudia Krieger verbindet ihr Lob für Strobls „tollen Vortrag“ mit der Bitte, sich an entscheidenden Stellen „für unsere Sorgen und Nöte stark zu machen“. Strobl kann nicht versprechen, das Problem zu lösen, „weil da meine Einflussmöglichkeiten überschaubar sind, aber ich nehme es mit“. Immerhin hält es der Vizechef im Land „für gut vorstellbar, dass es vielleicht eine gute Lösung gibt“. Habe Heddesheim doch „wirklich gute Argumente“ auf seiner Seite und sei Mannheims Christian Specht doch ein CDU-Mann und ein „vernünftiger Oberbürgermeister“.
Föhr sucht das Gespräch mit OB Specht
Auch wenn die Transnet BW bislang ungeachtet der Proteste an ihren Plänen festhält, äußert sich Föhr ebenso optimistisch: „Es ist nicht alles verloren“, glaubt der Bundestagsabgeordnete. Er könne zwar gleichfalls nichts versprechen, wolle sich aber weiterhin für Heddesheims Anliegen einsetzen und nun das Gespräch mit Mannheims OB Specht suchen.
„Es ist vorbildlich, wie die BI agiert, ganz ohne Schaum vor dem Mund“, findet Föhr. Der örtlichen CDU gebühre Dank für die Organisation dieses Abends. „Natürlich sind alle unsere Gemeindeverbände hervorragend, aber der in Heddesheim gehört zu den sehr aktiven und sehr engagierten“, sagt Föhr. So sei es möglich, in Strobl einen Gast zu haben, der für die Blaulichtfamilie kämpfe. „Das wissen wir zu schätzen“, sagt Föhr, der im Saal mit dem Slogan wirbt: „Für ein Land, das sich wieder sicher anfühlt.“
Mehrfach betont Strobl, dass es künftig wieder eine „starke, stabile und verlässliche Regierung“ brauche. Das habe in den vergangenen drei Jahren gefehlt. Deutschland stehe vor der „schwersten wirtschaftlichen Krise seit Bestehen der Republik“ und habe Ansehen in Europa verloren. Freiheit und Demokratie stünden „gewaltig unter Druck“. Strobl wünscht sich einen „starken Staat, der mehr tun muss für Landesverteidigung und öffentliche Sicherheit“. Es könne nicht sein, so Strobl, dass sich Fälle von Kindesmissbrauch nach Hinweisen aus den USA aus Datenschutzgründen hierzulande nicht verfolgen ließen.
1000 weitere Polizeibeamte sollen für mehr Sicherheit sorgen
„Stärker aufstellen“ müsse sich der Staat auch beim Thema Gewalt gegen Einsatzkräfte. Strobl erinnert an den Polizist Rouven Laur, der am 2. Juni 2024 infolge des Messerangriffs auf dem Mannheimer Marktplatz ums Leben gekommen ist. Gleichwohl sei Baden-Württemberg „ein sehr sicheres Land“. Um dem „unguten Gefühl“ entgegenzuwirken, die subjektive Sicherheit sei gefährdet, werde man dank der „größten Einstellungsoffensive in der Geschichte des Landes bis Ende 2026 1000 hervorragende Beamte mehr auf den Straßen haben“.
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