Energieversorgung

Noch fehlen Unterlagen für das Umspannwerk Mannheim-Ost

Mitte April haben Transnet BW und MVV die Unterlagen für den Bau des Umspannwerks Mannheim-Ost eingereicht. Laut RP sind sie aber noch nicht vollständig.

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Hans-Jürgen Emmerich
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So wie hier in Oberjettingen könnte das Umspannwerk Mannhem-Ost aussehen. © Martin Stollberg

Heddesheim. Die Unterlagen für das Planfeststellungsverfahren zum Bau des Umspannwerks Mannheim-Ost sind noch nicht vollständig. Das hat eine Sprecherin des Regierungspräsidiums (RP) Karlsruhe auf Anfrage dieser Redaktion mitgeteilt. Erst wenn die Vorhabenträger Transnet BW und MVV alle geforderten Dokumente vorgelegt haben, kann das Verfahren beginnen. Mitte April hatten sie die Unterlagen eingereicht.

„Zur Zeit wird die erste Rückmeldung der Planfeststellungsbehörde von den Vorhabenträgerinnen geprüft und die erforderlichen Ergänzungen sowie Überarbeitungen vorgenommen“, heißt es vom RP weiter. Sobald der Antrag auf Planfeststellung komplett ist, beginnt das Verfahren. „Erst im Anhörungsverfahren wird der vollständige Plan ausgelegt, und dann können die betroffenen Bürgerinnen und Bürger Einwendungen erheben“, schreibt das RP. Wann das der Fall sei, lasse sich derzeit nicht sagen.

BI hat bereits rund 200 Einwendungen gesammelt

Angesichts der Aktivitäten der Bürgerinitiative gegen das Umspannwerk am Standort Heddesheim ist eine Vielzahl von Einsprüchen der Bürger zu erwarten. Rund 200 liegen dort bereits vor, wie BI-Sprecherin Dagmar Knispel auf Nachfrage mitteilt. „Die Menge von Einwendungen kann die Verfahrensdauer insoweit beeinflussen, als diese gesichtet, eingeordnet und bearbeitet werden müssen“, erklärt die RP-Sprecherin.

Heddesheim 19.4.2025: Die Bürgerinitiative gegen das Umspannwerk Mannheim Ost verteilt an einem Infostand Musterschreiben, mit denen die Bürger Widerspruch einlegen können. © BI

Die Initiative stellt auf ihrer Seite auch Musterschreiben für Widersprüche zur Verfügung. Wie geht das Regierungspräsidium damit im weiteren Verfahren um? Muss jedes dieser Schreiben einzeln abgehandelt werden, oder ist das auch gebündelt möglich, sofern sie inhaltlich weitgehend übereinstimmen? „Sofern die Einwendungen inhaltlich übereinstimmen, werden sie gebündelt bearbeitet und abgehandelt“, lautet die Antwort der Behörde. Diese Übereinstimmung zu überprüfen, bleibt eine menschliche Aufgabe. Eine sogenannte künstliche Intelligenz (KI) werde derzeit in der Planfeststellungsbehörde nicht eingesetzt.

Pläne werden vier Wochen lang online veröffentlicht

Der Plan für das Umspannwerk wird auf der Internetseite der Gemeinde für einen Monat zugänglich gemacht. Anschließend können Bürgerinnen und Bürger, deren Belange durch das Vorhaben berührt werden, bis zwei Wochen nach Ablauf dieser Auslegungsfrist Einwendungen gegen den Plan erheben, teilt das RP mit.

Die große Resonanz auf ihre zweite öffentliche Informationsveranstaltung am 21. Mai mit mehr als 150 Besuchern wertet die Bürgerinitiative „Umspannwerk–Nein in Heddesheim“ als vollen Erfolg. „Diese große Beteiligung zeigt: Die Menschen vor Ort wollen mitreden und erwarten, dass ihre Bedenken gehört und ernst genommen werden“, heißt es dazu von den Sprecherinnen Dagmar Knispel, Nadja Stemmle, Claudia Krieger und Simone Stylitz. „Die Aussage, das sei doch ohnehin schon beschlossen, begegnet uns häufig – und wir widersprechen ihr entschieden“, schreiben sie weiter.

Pingpong zwischen Mannheims OB und der BI in Heddesheim

„In diesem Zusammenhang ist es enttäuschend, dass Mannheims Oberbürgermeister Christian Specht sich und seine Stadt bislang nicht in irgendeiner Verantwortung sieht“, heißt es in einer Erklärung der BI. Zwar habe Specht ein Gespräch mit der Bürgerinitiative angeboten. Man habe mit mehreren E-Mails bei Specht bezüglich eines Termins zum Austausch angefragt und sei von seinem Mitarbeiter darauf hingewiesen worden, dass sich das Sekretariat bezüglich einer Terminvereinbarung melden würde: „Auf eine tatsächliche Kontaktaufnahme warten wir jedoch bis heute vergeblich.“

Transnet BW und MVV wollen auf der Fläche 3 auf Heddesheimer Gemarkung das Umspannwerk Mannheim-Ost bauen. Die Flächen 1 und 4 liegen auf Mannheimer Gemarkung. © MM-Grafik

Aus dem Mannheimer Rathaus heißt es dazu auf Nachfrage: „Oberbürgermeister Specht nimmt die Anliegen der Bürgerinnen und Bürger in Bezug auf das geplante Umspannwerk Mannheim-Ost ernst und ist selbstverständlich gesprächsbereit.“ Dies habe er der BI mehrfach deutlich gemacht, allerdings auch darauf hingewiesen, „dass die von der BI gewünschte und an einen Gesprächstermin gekoppelte öffentliche Übergabe einer Unterschriftenliste nicht an den Oberbürgermeister der Stadt Mannheim, sondern an die Transnet BW zu richten ist“. Diese sei als Vorhabenträgerin verantwortlich für Planung und Umsetzung des Projekts. Die Stadt sei nicht Verfahrensführerin und habe keine direkte Einflussmöglichkeit auf die Standortwahl oder die Genehmigung.

Specht will sachlichen Austausch „ohne mediale Begleitung“

„Dem Oberbürgermeister ist es nach wie vor wichtig, mit der Bürgerinitiative in den Dialog zu treten. Sein Gesprächsangebot steht weiterhin – jedoch auf der Grundlage eines persönlichen, sachlichen Austauschs“, schreibt eine Sprecherin. Specht sei überzeugt, „dass ein konstruktives Gespräch besser ohne mediale Begleitung und ohne öffentliche Inszenierung möglich ist“. Dieses Angebot habe die BI nicht angenommen.

Den Verweis des OB auf Transnet BW und MVV will die BI so nicht gelten lassen. Schließlich sitze Specht selbst im Aufsichtsrat der MVV, die den zweiten 110kV-Teil des Umspannwerks auf Heddesheimer Gemarkung bauen wolle: „Wer mitentscheidet, darf sich nicht hinter Zuständigkeiten verstecken.“

Transnet BW und MVV unterstreichen die Notwendigkeit

„Mit dem endgültigen Kohleausstieg wird die Erzeugungsleistung des GKM zur Versorgung der Stadt Mannheim und der Region mittelfristig nicht mehr zur Verfügung stehen“, schreiben Transnet BW und MVV zur Begründung ihrer Pläne. Das dortige Umspannwerk werde jedoch auch in Zukunft als Netzverknüpfungspunkt bestehen bleiben. Allerdings reiche das GKM wegen seiner Dimensionierung nicht mehr aus, um den gesamten prognostizierten und erforderlichen Leistungsbedarf der Region sicherzustellen – trotz des geplanten Ausbaus einer direkten Verbindung zwischen der TransnetBW GmbH und der MVV Netze GmbH, der Netzgesellschaft des Mannheimer Energieunternehmens MVV. Bei einer Lastentwicklung entsprechend der bisherigen Prognosen könne dies schon Ende 2028 der Fall sein.

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„Regional betrachtet ist das zusätzliche Umspannwerk nach wie vor nicht plausibel“, findet dagegen die BI. Die bestehenden Stromnetze seien miteinander verknüpft und würden stetig ausgebaut, um die Versorgungssicherheit und die Integration erneuerbarer Energien zu verbessern. Daher könne das Umspannwerk Weinheim als zweiter Einspeisepunkt für Mannheim dienen, wenn jener am GKM gestört sein sollte. Die BI beruft sich dabei auf eine Aussage der Stadtwerke Viernheim gegenüber dieser Redaktion und zitiert, das Umspannwerk Mannheim-Ost habe für Heddesheim „keine Relevanz“. Tatsächlich hatte Geschäftsführer Ralph Franke von den Stadtwerken auf Anfrage im Dezember 2024 die Prognosen der Transnet BW nicht kommentiert, sondern erklärt: „Wir können aber feststellen, dass es aktuell keine Engpässe im Viernheimer Umspannwerk gibt.“ Man gehe davon aus, „dass für die nächsten 10 bis 15 Jahre die Versorgung aus dem vorhandenen Standort für alle drei Kommunen problemlos sichergestellt werden kann, soweit wir weiterhin genügend Leistung aus dem Mannheimer 110 kV-Hochspannungsnetz erhalten“.

Redaktion Aus Leidenschaft Lokalredakteur seit 1990, beim Mannheimer Morgen seit 2000.

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