Heddesheim. Als ob die Witterung, seltsame Bakterien bei Zuckerrüben, Kartoffeln und Gemüse oder der ausufernde Bürokratie-Dschungel der Landwirtschaft nicht schon genug Kummer bereiten würde: Der Bauernverband Heddesheim klagte jetzt bei seiner Generalversammlung zum 75. Jahr seines Bestehens auch über den Verlust wertvoller Ackerflächen. Besonders im Fokus der Kritik stand dabei das geplante Umspannwerk auf Heddesheimer Gemarkung. Hier sind sich die Landwirte mit Bürgermeister Achim Weitz, dem Gemeinderat und einer Bürgerinitiative im Kampf gegen das Projekt einig.
Heddesheimer Bürgermeister will „bis zum Schluss“ gegen Umspannwerk kämpfen
„Es wird nicht einfach, das Umspannwerk zu verhindern, aber wir kämpfen bis zum Schluss“, versprach Weitz dem Vorsitzenden des Verbands, Rupert Bach, bei der Mitgliederversammlung am Mittwoch in der ATB-Vereinsgaststätte. Die Bauern wollen wieder mit ihren Schleppern anrücken, wenn die Bürgerinitiative am 21. Mai zur Info-Veranstaltung ins Bürgerhaus lädt. „Das ignorante Mannheim und die Politik der Stadt verstecken sich hinter Verfahrensvorgängen“, kritisierte Bach.
Aber der gute Ackerboden auf Heddesheimer Gemarkung sei „kein Dreck“. Außerdem passe das Umspannwerk vor den Toren der Gemeinde nicht in die Landschaft. Strom für Mannheim, und Heddesheim muss dafür herhalten? Dagegen werde sich der Bauernverband mit allen Mitteln wehren, war die einhellige Meinung der Landwirte gegen das „unmoralische Vorhaben“ der TransNet und der Mannheimer MVV.
Aktuell prüft das Regierungspräsidium die Pläne für das Umspannwerk in Heddesheim
„Die Pläne werden derzeit beim Regierungspräsidium in Karlsruhe aus rechtlicher, fachlicher und sachlicher Sicht geprüft“, berichtete der Bürgermeister. Erst dann könne die Gemeinde die Genehmigungsunterlagen einsehen und rechtliche Schritte einleiten. „Unser Rechtsanwalt hat aber schon Vorbereitungen getroffen und arbeitet an einer Erwiderung“, kündigte Weitz an.
Vorsorglich habe sich die Gemeinde durch einen Geländetausch fünf Hektar auf dem für das Umspannwerk geplante Areal gesichert. „Das erhöht unsere Chancen“, glaubt der Rathaus-Chef. Zusammen mit der Kirche, die auch nicht verkaufen wolle, sei man nun im Besitz von rund neun der 18 bis 19 Hektar der für das Umspannwerk benötigten Fläche. Doch auch der Bürgermeister weiß mit Blick auf eine mögliche Enteignung: „Am Ende können wir die großen Verlierer sein!“
Heddesheimer Landwirte fürchten nicht nur das Umspannwerk
Doch nicht nur durch das Umspannwerk droht den Bauern der Verlust von Ackerfläche. Auch die geplante Gasleitung durch die Region mit einem 40 Meter breiten Korridor wird die Landwirtschaft Boden kosten. Außerdem melden sich bei der Gemeinde Investoren, die großflächige Fotovoltaik-Anlagen auf den Äckern einrichten wollen. „Bis zu 20 Hektar“, berichtete Weitz. Doch dem habe er und der Gemeinderat einen Riegel vorgeschoben. Fotovoltaik werde nur „in maßvollem Rahmen genehmigt“. „Solche Anlagen gehören aufs Dach und nicht auf unsere Äcker!“, wetterte Landwirt und CDU-Gemeinderat Rainer Hege.
Schließlich hatte der Bürgermeister eine positive Nachricht: Die neue Kehrmaschine zur Reinigung der Betonwege zu den Äckern ist im Anrollen. Außerdem gab’s für den Bauernverband das Jubiläumsgeschenk zum 75. in Höhe von 375 Euro.
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