An der Karl-Drais-Gemeinschaftsschule in Heddesheim steht ab sofort wieder Kochen auf dem Stundenplan. Die Schulküche dafür ist seit dieser Wochefix und fertig – und macht richtig Lust auf Kochen. Kein Wunder, denn die Kommune hat als Schulträgerin viel Geld in die Hand genommen, um Räume und vor allem Ausstattung auf Vordermann zu bringen.
Rund 200 000 Euro waren nötig, um die alte Küche aus den 1980ern aufzumöbeln. Im Grunde ist davon nichts übrig geblieben, wie Manfred Höfle vom Amt für Hochbau der Gemeinde erklärt. „Wir haben in Abstimmung mit der Schulleitung eine neue Küche mit vier Arbeitsplätzen geplant.“ In diesen vier Kojen können jeweils vier Schülerinnen und Schüler zusammen kochen. „Mehr dürfen es auch aus Sicherheitsgründen nicht sein“, macht Rektorin Christine Senger klar.
Besonders stolz ist man auf die Inklusion in der Schule, was am Vormittag auch der SPD-Landtagsabgeordnete Sebastian Cuny bei einem Besuch hört. In der Küche bedeutet das konkret, dass ein Platz mit höhenverstellbarer Arbeitsfläche und Herdplatte ausgestattet ist. Mit einer Handkurbel lässt sie sich mühelos nach unten bewegen, auch der Backofen ist vom Rollstuhl aus leicht bedienbar, die gläserne Tür verschwindet beim Öffnen unter dem Backraum.
i-Pads statt Kochbuch
Doch das ist längst nicht alles. Aus zwei getrennten Räumen ist jetzt ein großer heller geworden. Die Schüler können gemeinsam an einem großen Tisch sitzen, um den theoretischen Teil des Unterrichts an einem großen Bildschirm zu verfolgen, ehe es dann an die Praxis geht. Dort wiederum stehen auf Holzständern von Ikea die i-Pads, die als digitales Kochbuch und Nachschlagewerk dienen. „Das erleichtert die Arbeit und spart Papier“, erklärt Fachlehrerin Tiffany Kempf, ergänzt jedoch: „Wir haben auch noch Kochbücher aus Papier.“ Nur eine App zum Kochen kommt nicht zum Einsatz, wie sie auf Nachfrage sagt. Ansonsten aber sei die Karl-Drais-Schule in Sachen Digitalisierung sehr gut aufgestellt, betont Senger.
Integrierter Dunstabzug
Doch zurück in die neue Küche. In den Kochfeldern befinden sich integrierte Abzugshauben, die den Dunst absaugen und durch einen Filter leiten, ehe die gereinigte Luft wieder in den Raum zurückkommt. Schnittflächen aus Stein sind im Material den vorhandenen Fensterbänken optisch angeglichen. Die Installation ist erneuert, der Brandschutz ertüchtigt, ein neuer Boden verlegt und eine neue Decke mit hygienischen Platten und neuer Beleuchtung montiert worden, und das alles in nur rund fünf Monaten. Für die gesamte Maßnahme hat die Gemeinde etwa 200 000 Euro ausgegeben, davon rund 125 000 Euro allein für die Einrichtung.
Menü zu Thanksgiving
Zum ersten Mal richtig gekocht wird in der Schulküche am Donnerstag. Dann steht ein Thanksgiving-Menü auf dem Speiseplan. Die Anleitung dazu lesen die Schüler auf Englisch, das Ganze wird also eine fächerübergreifende Aktion Ob es Truthahn gibt? „Nein, das würde viel zu lange dauern“, erklärt Lehrerin Simone Styletz. Stattdessen gibt es Brust von dem bei Amerikanern so beliebten Geflügel, Pumpkin-Pie (Kürbiskuchen) und Cranberrysauce.
Normalerweise probiert Styletz die Gerichte vorher aus, in diesem Fall reicht die Zeit allerdings nicht mehr. Da wird der Kochunterricht zum Experiment. Auch das ist indes nichts außergewöhnliches. „Wir haben immer wieder Kochwerkstätten“, erklärt Bela Merkel, einer der beiden Schülersprecher, der selbst Vegetarier ist. Als er für die nächste Stunde mit Lehrerin Tiffany Kempf „etwas mit Erdnüssen“ vorschlägt, winkt diese ab: „Dagegen haben zu viele Schüler eine Allergie.“ Aber ein Pad Thai, also ein thailändisches Gericht, könne es durchaus werden.
Fair einkaufen
Was die Schüler kochen, kaufen sie vorher gemeinsam ein. Auch das ist Teil des Unterrichtsfachs AES (Alltagskultur, Ernährung, Soziales). Anders als beim früheren Fach Hauswirtschaft macht das Kochen heute nur noch 20 bis 30 Prozent des Inhalts aus. Nachhaltigkeit spielt dabei eine ebenso große Rolle wie gesunde Ernährung und Abfallvermeidung. „Wir kochen regional und saisonal“, erklärt Lehrerin Silke Warnke und ergänzt: „Gerade heute haben wir über fairen Handel gesprochen.“ Das hört auch Bürgermeister Achim Weitz gerne, der gerade erst eine entsprechende Kampagne initiiert hat und bei deren Start dabei war. Wer Lust hat, selbst einmal in der neuen Küche zu kochen, der kann sich übrigens einfach bei einem Kurs der örtlichen Volkshochschule anmelden.
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