Heddesheim. Eine ganze Zeit lang war es ruhig geworden um die Sanierungspläne für den ehemaligen Deutschen Kaiser in Heddesheim. 2019 wechselte das denkmalgeschützte Gasthaus in der Ortsmitte den Besitzer: Architekt Sebastian Mandel und seine Frau Anja Langenbach übernahmen das geschichtsträchtige Haus und planten zunächst Gewerbeflächen und Wohnraum. Die Gastronomie belebten sie zwischenzeitlich zu bestimmten Anlässen wieder, ein Lieferservice nutzte die Räumlichkeiten, und während der Pandemie wurde dort zuletzt eine Teststation untergebracht.
Nun kommt wieder so richtig Bewegung in die Sache. Die Eigentümer haben ihre Pläne überarbeitet und einen Bauantrag eingereicht. Ein Großteil der Fläche soll in einen sogenannten Coworking-Space umgewandelt werden, die Gastronomie erhalten bleiben. Im Gespräch mit dieser Redaktion erläutert Mandel die genauen Pläne.
„Im Vergleich zu unseren ursprünglichen Ideen hat sich die inhaltliche Nutzung komplett geändert“, sagt der 36-Jährige, der einräumt, etwas „blauäugig“ an die Sache herangegangen zu sein. „Wir sanieren erstmals ein Einzeldenkmal“, erklärt er. Und im Einklang mit dem Denkmalschutz qualitativen Wohnraum zu schaffen, mit Belichtung, Belüftung, Brandschutz und Rettungswegen, sei sehr schwierig. Deshalb habe man sich davon verabschiedet.
„Wiederbelebung der Gemeinden“
Mit dem neuen Ansatz wollen die Eigentümer nun attraktive Arbeitsplätze schaffen. Der frühere Tanzsaal und die beiden Wohnungen im Ober- und Dachgeschoss sollen zu Büroflächen umgebaut werden. „Es soll ein Coworking-Space entstehen“, so Mandel. Das Coworking beschreibt eine Entwicklung im Bereich „neue Arbeitsformen“, meist Freiberufler und Start-ups oder einfach Menschen unterschiedlicher Berufe arbeiten dabei in eher offenen Räumen und können voneinander profitieren. Die Büroflächen sollen also auch für „ganz normale“ Arbeitnehmer aus Heddesheim nutzbar sein, etwa als Alternative zum Homeoffice. „Wenn der Angestellte von der BASF nicht jeden Tag über die Brücke fahren will, findet er hier tolle Voraussetzungen und soziale Interaktion“, sagt Mandel.
Das Stichwort für das Projekt laute: Coworking im ländlichen Raum. Nach der Vorstellung der Planer können solche Coworking-Spaces zur Wiederbelebung von Gemeinden beitragen. „So ist die Idee entstanden. Denn durch die Lage des alten Gasthauses im Ortskern haben wir eine Verantwortung, es wieder zu beleben.“ Obergeschoss und Dachgeschoss sollen dazu entkernt und neu eingeteilt werden. Decken sollen geöffnet und auf der rückwärtigen Seite Gauben und Dachflächenfenster zur besseren Belichtung eingebaut werden.
Während insgesamt 320 Quadratmeter mit Büroflächen geplant sind, soll die Gaststätte in jedem Fall erhalten bleiben. „Dazu gibt es keine Alternative, das ist allein schon der Historie des Hauses geschuldet“, sagt der Architekt. Hinzukommen soll dabei ein kleiner Biergarten, wie der Bauherr ankündigt. Der Garagenanbau im Innenhof soll dafür abgebrochen und dadurch Platz für eine kleine Außenterrasse sowie einige Parkplätze geschaffen werden. Einen möglichen Pächter haben die Eigentümer zwar noch nicht an der Angel, Mandel ist aber optimistisch: „Das Konzept sieht vor, dass sowohl das Coworking von der Gastronomie profitiert als auch umgekehrt.“
Das Gebäude
- Die Traditionsgaststätte zum Deutschen Kaiser liegt im Heddesheimer Ortskern. Sie wurde 1890 erbaut und befand sich fast 130 Jahre lang im Besitz der Heddesheimer Familie Heinz.
- 2019 kauften Sebastian Mandel und Anja Langenbach das denkmalgeschützte Gebäude.
- Sie wollen die Gastronomie im Erdgeschoss erhalten und in den Obergeschossen Büroflächen schaffen.
Die Pläne seien im Vorfeld eng mit den Denkmalbehörden und der Gemeinde Heddesheim abgestimmt worden. Einige Feinheiten müssten am Bauantrag noch nachgeschärft werden. „Wir hoffen, bis Ende des Jahres Baurecht zu haben, um dann im kommenden Jahr loslegen zu können“, sagt der 36-jährige Vater zweier Kinder.
Das kann auch Bürgermeister Achim Weitz kaum erwarten. „Ich begrüße ausdrücklich, wenn ein traditionsreiches Gebäude im Ortskern wie der Kaiser wieder mit neuem Leben gefüllt wird“, sagt er auf Anfrage. „Wir können uns glücklich schätzen, dass die engagierten Eigentümer bereit sind, in das denkmalgeschützte Gebäude zu investieren und auch an der Gastronomie im Erdgeschoss festhalten möchten“, betont Weitz.
Die in die Zukunft gerichtete Büronutzung als Coworking-Space sei ein interessanter Ansatz. „Vergleichbare Angebote bestehen in Heddesheim bislang nicht. Vor dem Hintergrund der zunehmenden Flexibilisierung des Arbeitsmarkts und des Bedeutungsgewinns mobiler Arbeitsformen kann ich mir vorstellen, dass es hierfür auch in Heddesheim eine Nachfrage geben wird.“ Davon sind auch Mandel und seine Frau überzeugt: „Wir stärken die Arbeitswelt in Heddesheim!“
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