Auch in den Gemeinderatsfraktionen war die Überraschung am Donnerstagabend groß angesichts der Mitteilung von Bürgermeister Michael Kessler, im kommenden Jahr nicht mehr kandidieren zu wollen. Am Tag danach haben wir bei den Fraktionssprechern und Vorsitzenden der Ortsvereine der Parteien um Stellungnahmen gebeten.
CDU: „Ziemlich überrascht“ von Kesslers Mitteilung zeigt sich CDU-Fraktionschef Martin Kemmet: „Er hat mit so viel Energie und Ehrgeiz noch so manches Großprojekt angestoßen, dass ich eher mit einer erneuten Kandidatur gerechnet habe. Es ist durchaus eine Zäsur für unsere Gemeinde und er wird enorm große Fußstapfen hinterlassen.“ Nun gelte es, den gemeinsam eingeschlagenen Weg ab Mai 2022 ohne ihn fortzusetzen. „Mir ist natürlich bewusst, dass ich als Vorsitzender der größten Gemeinderatsfraktion direkt mit einer Kandidatur in Verbindung gebracht werde, allerdings möchte ich mich zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht konkret dazu äußern“, schreibt Kemmet. Dies werde zunächst innerhalb des Gemeindeverbandes zu besprechen sein. Dessen Vorsitzender Rainer Hege drückt es ähnlich aus. „Völlig überraschend und mit großem Bedauern traf uns die Entscheidung“, kommentiert er Kesslers Verzicht. Die „hohe Schlagzahl der zukunftsweisenden Projekte“, die von Verwaltung und Gemeinderat gerade in letzter Zeit angestoßen worden seien „ließen für uns und viele andere nicht den Gedanken aufkommen, dass Herr Kessler keine weitere Amtszeit anstrebt“. Alles Weitere müsse nun innerparteilich bewertet und abgestimmt werden. Nach der Bundestagswahl solle eine außerordentliche Mitgliederversammlung über das weitere Vorgehen beraten und entscheiden.
Bündnis 90/Die Grünen: „Das Amt, der Beruf des Bürgermeisters ist ein zehrendes Amt. Mit Arbeitszeiten und Arbeitspensum, die jeder tariflichen Regelung spotten, kostet es bei allem Gestaltungsspielraum viel Kraft“, schreiben Fraktionsvorsitzender Günther Heinisch und Christian Moles, Vorsitzender des Ortsverbands der Grünen in einer gemeinsamen Erklärung. „24 Jahre bewältigt zu haben, hat unseren ungeteilten Respekt und Anerkennung. Besonders beim Thema Finanzen steht Heddesheim sehr gut da und das ist auch dem Finanzmanagement von Herrn Kessler zu verdanken. Die Mittel und Wege dahin sind aus grüner Sicht nicht nur eitel Sonnenschein, und so haben wir im Rat oft gestritten und gegen die Positionen des Bürgermeisters argumentiert.“ Die Entscheidung sei überraschend gekommen - „wenn man die Gründe betrachtet aber nicht gänzlich unerwartet“. Schließlich habe Kessler schon bei seiner ersten Kandidatur 1998 gesagt, zwei Amtsperioden seien für einen Bürgermeister genug. „Nun sind es deren drei und da kann man, auch mit Verweis auf das Lebensalter, sicher guten Gewissens sagen: Das ist genug.“ Die Frage der Kandidatenkür werde nun in Fraktion und Ortsverband zu diskutieren sein , um „die bisher losen Überlegungen zu konkretisieren“. Aktuell könnten daher noch keine Namen und Entscheidung präsentiert werden. Heinisch selbst hatte bereits drei Mal bei Bürgermeisterwahlen kandidiert und bereits angekündigt, es kein viertes Mal probieren zu wollen.
SPD: „Fraktion und Vorstand des SPD Ortsverein sind von dem Verzicht von Bürgermeister Michael Kessler auf eine weitere Kandidatur 2022 überrascht worden“, teilen Fraktionschef Jürgen Merx und Ortsvereinsvorsitzender Michael Rei mit. „Wir akzeptieren und respektieren die Entscheidung von Herrn Kessler. Was er für Heddesheim geleistet und erreicht hat, kann sich sehen lassen und verdient höchste Anerkennung.“ Zwar sei die Bürgermeisterwahl 2022 durchaus schon ein Thema innerhalb von Fraktion und Vorstand gewesen - Entscheidungen seien aber noch keine gefallen. „Wir hatten in Baden-Württemberg dieses Jahr die Landtagswahl und befinden uns augenblicklich mitten im Wahlkampf für die Bundestagswahl Ende September. Ab Oktober steht die Bürgermeisterwahl 2022 dann für uns weit oben auf der Tagesordnung. Erste Gedanken und Ideen gibt es mit Sicherheit schon. Sobald es Konkretes zu berichten gibt, werden wir die Öffentlichkeit informieren“, schreiben Rei und Merx.
FDP: Simon Jarke ist zugleich Vorsitzender der FDP-Fraktion im Gemeinderat und Chef des FDP-Ortsverbands. Er schreibt: „Wir waren von der Ankündigung sehr überrascht. Man wird sich erstmal an den Gedanken gewöhnen müssen, dass der Heddesheimer Bürgermeister irgendwann nicht mehr Michael Kessler heißen wird. Wir haben großen Respekt vor dieser sicher sehr schwere Entscheidung.“ Der Amtsinhaber habe „Unglaubliches für Heddesheim geleistet und erreicht“. Viele frühere und laufende Projekte seien Kesslers Herzensangelegenheiten, „die er mit einer beeindruckenden Energie und Liebe zum Detail voranbringt. Er wird ein geordnetes Haus zurücklassen und dafür danken wir ihm von Herzen. Gerade für verdiente und erfolgreiche Persönlichkeiten ist es wichtig, den richtigen Zeitpunkt zu erwischen, den Staffelstab weiterzugeben. Demokratie lebt auch vom Wechsel. Wir werden alle den einen oder anderen Fall im Kopf haben, wo der Abschied im Nachhinein zu spät kam. Wir glauben, Michael Kessler hat den richtigen Zeitpunkt erwischt und gratulieren ihm dazu.“ An Personalspekulationen um eine Nachfolge wolle man sich derzeit nicht beteiligen, auch aus Respekt vor dem Amtsinhaber. Voraussichtlich erste im Winter werde man sich in FDP-Ortsverband und Fraktion mit dem Thema beschäftigen.
URL dieses Artikels:
https://www.mannheimer-morgen.de/orte/heddesheim_artikel,-heddesheim-heddesheimer-kommunalpolitiker-zollen-buergermeister-kessler-respekt-_arid,1830529.html
Links in diesem Artikel:
[1] https://www.mannheimer-morgen.de/orte/heddesheim.html