Heddesheim. Die Bäckerei Bosch in Heddesheim ist nun endgültig Geschichte. Ende des alten Jahres hat der Abriss des leerstehenden Gebäudes in der Unterdorfstraße begonnen, jetzt öffnet sich von der Lissenstraße aus ein ganz neuer Blick in die Unterdorfstraße: Auch der Kirchturm der katholischen Kirche St. Remigius ist nun zu sehen.
Rund 90 000 Euro kostete der Abbruch, 60 Prozent davon erhält die Gemeinde aus Mitteln von Bund und Land. Die Gemeinde hatte das Anwesen mit Haus und Scheune schon vor einigen Jahren gekauft. Für eine Übergangszeit nach dem Abriss soll die Fläche zunächst eingegrünt werden.
Fläche für Parkplätze
Dort, wo sich das Abrissmaterial türmt, soll etwas Neues entstehen. „Wir wollen im Laufe des Jahres 2022 ein umsetzungsfähiges Konzept vorstellen“, kündigte Bürgermeister Michael Kessler kürzlich im Jahresgespräch an: „Das wird in Richtung Parkplätze gehen.“ Allerdings nicht um neue, wie er auf Nachfrage unterstrich: „Es geht um Ersatz für wegfallende.“ Auch von einer neuen Verkehrsführung war die Rede. Jetzt, da das alte Haus direkt an der Straße verschwunden ist, lässt sich das auch besser beurteilen.
Das Grundstück der Bäckerei ist sozusagen nur ein Stein im großen Puzzlespiel Ortskernsanierung. „Wir denken ja gleichzeitig an eine Neuordnung des Quartiers hinter der Volksbank“, betont Kessler in diesem Zusammenhang. Hier sollen Grünflächen zusammenhängend neu gestaltet und eine neue Fuß- und Radwegverbindung geschaffen werden. Das sei ein wichtiges Thema für 2022: „Wir wollen einen Durchgang zur Schulstraße schaffen, da werden nicht alle Parkplätze zu erhalten sein.“ Gleichzeitig wächst der Parkdruck laut Kessler. Denn es seien in den vergangenen Jahren deutlich mehr Arbeitsplätze im Ortskern entstanden. Als Beispiele nennt er drei Neubauten, nämlich das Kaffeehaus Görtz, den Edeka-Markt und das Ärztehaus. „Viele der Mitarbeiter kommen von außerhalb. Da merken wir, dass wir Defizite haben an Dauerparkplätzen“, macht Kessler deutlich. Die bestehenden Parkplätze sind überwiegend zeitlich begrenzt. Auch die Mitarbeiter der Gemeinde sind ein Faktor. „Ins Rathaus kommen viele mit dem Rad, aber nicht alle.“
Insgesamt ist die Sanierung ein Millionenprojekt. In der mittelfristigen Finanzplanung sind für die Jahre 2021 bis 2025 Einnahmen von knapp fünf Millionen und Ausgaben von mehr als acht Millionen vorgesehen. „Das unterstellt, dass wir weitere Aufstockungsanträge stellen und bewilligt bekommen“, erläutert Bauamtsleiter Jürgen Beck auf Nachfrage. Derzeit laufe gerade so ein Verfahren.
Bis zu 25 000 Euro je Projekt
Bewilligt war bislang eine Startfinanzierung von rund 1,5 Millionen Euro und eine weitere Tranche von 900 000 Euro aus dem Programm „soziale Stadt“. Das Geld fließt laut Beck jeweils aus unterschiedlichen Töpfen. Profitieren können davon übrigens auch Grundstückseigentümer im Sanierungsgebiet. Wer sein Haus grundlegend saniert oder neuen Wohnraum schafft, kann je Projekt bis zu 25 000 Euro Zuschuss erhalten. In vier Fällen sei das bislang passiert, lässt Beck wissen. Auch ein Abriss kann förderfähig sein, wenn damit ein Sanierungsziel erreicht wird, so wie bei der Bäckerei Bosch.
Zu diesem Abschnitt der Ortskernsanierung zählt auch eine Umgestaltung der Unterdorfstraße. „Da gibt es erste Ideen, die Aufenthaltsqualität zu verbessern“, deutet der Bürgermeister an. Mit der Planung hatte die Gemeinde für 54 000 Euro das Büro BBP aus Kaiserslautern beauftragt. Ziel ist eine neue Aufteilung des öffentlichen Straßenraums im Abschnitt zwischen Bürgerhaus und Lissenstraße. Dabei sollten die Belange aller Nutzer berücksichtigt und der Fahrradverkehr „funktional und gestalterisch“ integriert werden.
Der rund 330 Meter lange Abschnitt der Unterdorfstraße ist für Heddesheim eine Art Einkaufsstraße mit mehreren Fachgeschäften und Dienstleistern. Er beginnt mit dem Fotoatelier von Martin Kemmet und endet mit dem neuen Café Brotzeit (Görtz) und dem Bürgerhaus auf der einen und dem Alten Rathaus auf der anderen Seite.
Vor allem im Umfeld des Bürgerhauses hat sich im Zuge der Sanierung bereits einiges verändert. Im Jahr 2018 verschwand das alte Geschäftshaus an der Ecke und wurde später durch den Görtz-Neubau ersetzt. Zugleich gab es viel Luft vor dem Bürgerhaus, das einen großzügigeren und vor allem barrierefreien Zugang erhielt. Zudem entstand mit dem „Bürgergarten“ ein separater Außenbereich, der vom großen Saal aus zu erreichen ist.
Wie genau die Unterdorfstraße künftig aussehen soll, damit wird sich der Gemeinderat vermutlich nicht mehr unter Kessler, sondern bereits unter seinem Nachfolger befassen, der am 20. März oder spätestens am 10. April gewählt wird. Dass das Projekt kein Pappenstiel ist, zeigt ein Blick in den Entwurf des Haushaltsplans für 2022. Darin sind Investitionen in Höhe von 1,6 Millionen Euro vorgesehen, fast eine Million erwartet die Kommune insgesamt in Form von Zuschüssen.
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